Neues Personal, neue Strategie

Lenovo will Motorola wiederbeleben

04.12.2020 von Armin Weiler
Mit Martin Börner an der Spitze der Mobile Business Group und Björn Simski als deren Vertriebschef will Lenovo bei der Smartphone-Marke Motorola eine „Neupositionierung“ vornehmen. Angesichts der starken Konkurrenz wird das nicht einfach.

Nein, tot ist Motorola als Smartphone-Marke nicht, doch blühendes Leben sieht anders aus. Der einstige Mobilfunkpionier, der seit 2014 zu Lenovo gehört, hat in der Vergangenheit viele Federn lassen müssen. So bestimmen längst andere Player den Markt.

Der neue Executive Director und General Manager der Mobile Business Group von Lenovo in Deutschland, Martin Börner, bringt durch seine frühere Tätigkeit bei Motorola den passenden Stallgeruch mit.
Foto: Lenovo

Nach aktuellen Zahlen des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Canalys für das dritte Quartal 2020 dümpelt Lenovo weltweit bei den verkauften Stückzahlen auf Platz acht. Neben den etablierten Marken Samsung, Huawei und Apple drängen chinesische Unternehmen wie Xiaomi, Vivo, Oppo und Realmi mit Macht auf den Markt. Xiaomi hat im Q3 mit über 40 Millionen ausgelieferten Smartphones sogar Apple vom dritten Platz verdrängt und reiht sich nun hinter Samsung und Huawei ein. Zum Vergleich: Lenovo kommt laut Canalys gerade einmal auf etwas mehr als 10 Millionen Stück.

Es ist also kein leichtes Marktumfeld, das die Mobile Business Group des Lenovo-Konzerns beackern muss. Die inkonsistente Brand-Strategie der letzten Jahre war dabei auch nicht unbedingt hilfreich. So wollte man eigentlich 2016, zwei Jahre nach der Übernahme, den Markennamen Motorola sterben lassen. Immerhin trugen Lenovo-Smartphones noch den Beinamen "Moto". Nur ein Jahr später revidierte man diese Entscheidung. Nun finden sich sowohl Moto- als auch Motorola-Geräte im Lenovo-Portfolio.

Neue Führung für die Mobile-Sparte

Mit einer neuen Führungsspitze soll nun eine "Neupositionierung von Motorola in Deutschland" vorgenommen werden. Dazu hat Lenovo Martin Börner als Executive Director und General Manager für die Leitung der Mobile Business Group in Deutschland an Bord geholt. Ihm zur Seite steht Björn Simski als Director Sales (ChannelPartner berichtete). Beide Manager sind schon viele Jahre in der TK-Branche unterwegs und bringen mit ihren früheren Tätigkeiten bei Motorola auch einen gewissen Stallgeruch mit.

So ist es Börner klar, was von ihm erwartet wird: "Ich habe auf meinen früheren Stationen in dieser sehr dynamischen Branche immer gerne etwas aufgebaut. Als ich bei Motorola 2002 wegging, habe ich das gemachte Nest eines Marktführers verlassen und mit Sendo etwas ganz Neues gewagt", erzählt er im Gespräch mit ChannelPartner. Er sieht nicht nur im Consumer-Markt, sondern gerade auch im Enterprise-Geschäft viel Potenzial. "Wenn ich das Motorola-Logo sehe, habe ich tatsächlich das Gefühl, wieder zurück zu den Wurzeln zu kommen", beschreibt Börner seine Gefühlslage.

Börner sieht den deutschen Smartphone-Markt im Umbruch: "Wir hatten in Deutschland eine relativ unnatürliche Aufteilung des Marktes mit den drei Platzhirschen, die zeitweise über 90 Prozent des Marktes abgedeckt haben, und den anderen, die sich um den kleinen Rest geschlagen haben. Das ändert sich jetzt und wir wollen dabei eine wichtige Rolle spielen und in drei bis fünf Jahren zu den Top drei Anbietern gehören", gibt er die Marschroute aus. "Jeder in der Branche weiß, dass Relevanz bei einem Marktanteil von zehn Prozent anfängt". Der Mobile-Chef hält sich aber bedeckt, wie das angesichts der vor allem chinesischen Konkurrenzbrands, die mit gehobener Ausstattung zu günstigen Preisen enorme Stückzahlen realisieren, geschehen soll.

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Lenovo im Rücken

Börner verweist jedoch auf Erfolge in anderen Märkten wie in Lateinamerika, wo man "die Nummer Zwei" sei. "In Europa sind wir aber noch nicht da, wo wir hinwollen", räumt er ein. So sieht der Mobilfunkexperte konkrete Vorteile in Synergien und der starken Unterstützung mit Lenovo im Rücken. Als Beispiele nennt er die End-to-End-Lösung für Datensicherheit, ThinkShield, und die enge Zusammenarbeit des Entwickler-Teams des Razr mit dem Yoga-Team von Lenovo, das Erfahrungen mit Klappmechanismen eingebracht hat.

Das Motorola Razr ist das Flaggschiff der Lenovo-Smartphones. Mit seinem Klappmechanismus knüpft es an eine alte Motorola-Tradition an.
Foto: Lenovo

Auch beim Vertrieb überschneiden sich die Aktivitäten und schaffen weitere Synergien. So können beispielsweise 5G-fähige Notebooks oder Tablets sinnvoll mit Motorola-Smartphones aus einer Hand ergänzt werden. "Das wird der Handel goutieren", glaubt Börner.

Hier erkennt man die B2B-Handschrift des Managers, der bei seiner vorherigen Tätigkeit bei Samsung bereits das Geschäftskundensegment im Mobile-Geschäft im Blick hatte. "Wir wissen aufgrund unserer Erfahrung, wie wichtig der Kanal ist. Er wurde hier auch nicht vernachlässigt, sondern der Fokus der Investitionen lag auf anderen Märkten. Das ändert sich aber jetzt", kündigt er an. Dazu hat das Unternehmen personell im Vertrieb aufgestockt. Mit dem passenden Portfolio soll die Präsenz im Handel sukzessive verstärkt und verlorenen Boden schnell wiedergutgemacht werden. "Das Gute ist, dass wir als Marke noch präsent sind, da wir nie ganz weg waren. Eine neue Marke aufzubauen, kostet viel Zeit und Geld", weiß Börner.

Neben der passenden Hardware ist dabei das Lösungsportfolio ausschlaggebend. So setzt Börner große Stücke auf ThinkShild als mobile Sicherheitslösung, die Gerätesicherheit, Identitätssicherheit, Online-Sicherheit und Datensicherheit vereint. "ThinkShield for mobile hält allen Business und Enterprise-Anforderung stand. Sicherheit ist im Geschäftskundenumfeld eines der wichtigsten Merkmale und wir lassen uns das auch gerne attestieren als AER-zertifizierter Hersteller", gibt er sich selbstbewusst. Im "geschickten Zusammenspiel der starken Marken Lenovo und Motorola" werde man die Verbraucherakzeptanz erhöhen und ein "ein starker Player im Geschäftskundenumfeld" sein.

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