E-Commerce

Die Zukunft des Fachhandels liegt im Netz

17.04.2013 von Matthias Hell
Der Online-Handel macht Retail und Fachhandel das Leben zunehmend schwer. Doch auch für den stationären Handel gilt: Ohne Online geht nichts mehr. Denn für das Überleben spielt die richtige Online-Strategie eine wichtige Rolle.

Der Online-Handel macht Retail und Fachhandel das Leben zunehmend schwer. Doch auch für den stationären Handel gilt: Ohne Online geht nichts mehr. Denn für das Überleben des Fachhandels spielt die richtige Online-Strategie eine wichtige Rolle.

Von Matthias Hell, ChannelPartner

Wer sich für die Zukunft des stationären Einzelhandels interessiert, blieb Ende 2012 unweigerlich an einem Satz in der Tageszeitung "Die Welt" hängen: "Wenn die neuen Anbieter aus dem Netz nur zehn Prozent des Umsatzes auf sich ziehen sollten, verschwinden viele traditionelle Händler vom Markt", hieß es da.

"In der Verknüpfung von Online-Geschäft und lokalen Filialen gibt es keinen Mehrwert für die Kunden." Frank Roebers, Geschäftsführer der PC-Spezialist GmbH.
Foto: PC-Spezialist Trier

Wer diese Prognose wagte, war nicht irgendein praxisferner Handelsforscher, sondern Karl-Erivan Haub, Miteigentümer der Tengelmann-Gruppe und einer weitsichtigsten Köpfe der deutschen Handelsbranche. Viele Einzelhändler könnten einen Verlust von zehn Prozent des Umsatzes nicht kompensieren, führte Haub weiter aus, und wären somit nicht in der Lage, eine entsprechende Umsatzverschiebung zu überleben. "Grundsätzlich werden die Online-Angebote die längst überfällige Konsolidierung des Einzelhandels beschleunigen", so die Prophezeiung des Handelsfachmanns.

Indizien dafür, dass Haub recht haben könnte, häufen sich. Am prominentesten ist sicherlich die Pleite der Drogeriekette Schlecker Anfang 2012. Auch ein Jahr nach der Insolvenz stehen laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft noch rund 3.700 der insgesamt 5.500 ehemaligen Schlecker-Filialen leer.

Auswahl der sinnvollsten Konfiguration: Das ab Sommer geplante dezentrale Shop-Modell soll es den ElectronicPartner-Partnern freistellen, ob und in welchem Umfang sie in den Online-Warenverkauf einsteigen wollen.
Foto: ElectronicPartner

Ähnlich verhält es sich mit den im Zuge der Arcandor-Pleite im Jahr 2008 ebenfalls insolvent gegangenen Hertie-Kaufhäusern. Für mehr als 30 Warenhäuser wurde bis heute keine Nachfolgeregelung gefunden - ein Sachverhalt, der inzwischen die Bürgermeister der betroffenen Städte auf den Plan gerufen hat.

Doch auch jenseits der publizitätsträchtigen Insolvenzen befindet sich der Handel in einer prekären Lage: In den Einkaufsmeilen der Großstädte hat die Monokultur der internationalen Handelsketten und Marken-Brands den lokalen Einzelhandel verdrängt. Die für die Handelsschwergewichte unrentablen Klein- und Mittelstädte werden unterdessen für die ansässige Bevölkerung zum Einkaufs-Niemandsland.

Fachleute sind davon überzeugt, dass der aufstrebende Online-Handel bei dieser Entwicklung eine Katalysatorfunktion einnimmt: "Das Internet wirkt wie ein Brandbeschleuniger im Strukturwandel des Handels", erklärte Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, Ende Februar beim "Handelsimmobilien-Gipfel 2013", einem jährlichen Branchentreff.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie, warum sich der Handel schon längst im fortgeschrittenen Umbruch befindet.

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Stationärer ITK-Handel unter Druck

Legt man die von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub ins Feld geführte kritische Masse von zehn Prozent Online-Umsatzanteil zugrunde, dürfte sich der IT-Handel schon längst in einem fortgeschrittenen Umbruch befinden: Laut einer aktuellen Studie der Hochschule Niederrhein liegt der E-Commerce-Anteil im Handelssegment Elektronik und Elektroartikel bereits bei rund 16 Prozent.

"Viel Laufkundschaft in einem Laden ist auch für Hersteller attraktiv, wenn sie den Kunden neue Produkte nahebringen wollen." Arnd von Wedemeyer, Vorstandsvorsitzender der Notebooksbilliger.de AG.
Foto:

Zumindest die Vorstandschefs der traditionsreichen CE-Verbundgruppen lassen sich von dieser Entwicklung nicht aus der Ruhe bringen. Fast unisono erklärten Expert-Chef Volker Müller und sein Kollege Benedict Kober von Euronics anlässlich der jeweiligen Frühjahrsmessen ihrer Kooperationen, der heutige Online-Anteil substituiere nur den Teil des Branchenumsatzes, der in früheren Zeiten dem Versandhandel zugekommen sei.

Während man sich mit dieser Betrachtungsweise bemüht, die Umsatzentwicklung im Online-Handel kleinzureden, lässt sich dieser Trend in anderen Bereichen kaum mehr ignorieren: So beträgt der E-Commerce-Anteil im Segment Computer und Computerzubehör laut der Hochschule Niederrhein bereits mehr als 20-Prozent.

"Wir realisieren durch unsere stationären Standorte Umsatzeffekte, die über die in den Läden realisierten Umsätze hinausgehen." Olaf Siegel, Geschäftsführer der Cyberport GmbH.
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Betrachtet man die Umsatzentwicklung der stationären Händler, so hat diese Entwicklung bereits ihre Spuren hinterlassen. Am schlimmsten hat es Euronics getroffen: Nach sechs Jahren Wachstum in Folge musste die Verbundgruppe im Geschäftsjahr 2010/11 einen Umsatzrückgang von sieben Prozent hinnehmen. Es folgten 2011/12 ein Minus von drei Prozent sowie in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2012/13 ein weiterer Einbruch um zwölf Prozent.

Schwer tut sich auch der Wettbewerber Electronic Partner (EP): Nachdem die Verbundgruppe, zu der auch die Elektromarktkette Medimax gehört, 2011 beim Umsatz stagnierte, kam EP im zurückliegenden Jahr auf ein mühsames Wachstum von einem Prozent.

Deutlich zu spüren bekam die Marktentwicklung schließlich über lange Zeit hinweg der Retail-Marktführer Media-Saturn: Seit 2009 gelang es der Metro-Tochter in Deutschland nur noch, durch die Eröffnung neuer Standorte zu wachsen. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2012 schaffte es der Retailer, diesen Negativtrend mit einer radikalen Strategiewende umzukehren: Media Markt und Saturn orientieren sich mit ihren stationären Preisen inzwischen am Online-Preisniveau - mit entsprechenden Folgen für das Geschäftsergebnis. So brach der Vorsteuergewinn von Media-Saturn im vergangenen Jahr um mehr als 50 Prozent ein.

Weiterhin starkes Online-Wachstum

Rückläufige Geschäftszahlen kennen die ITK-Online-Händler dagegen nur vom Hörensagen. Auch 2012 konnten die wichtigsten Elektronikversender wieder kräftig zulegen: Cyberport steigerte sich um 48 Prozent auf 538,3 Millionen Euro, Alternate/Wave wuchs um 14 Prozent auf 559 Millionen Euro, und GetGoods konnte um 27 Prozent auf 402,3 Millionen Euro zulegen.

Hochwertige und selbstbewusste Produktpräsentationen: Auf den ersten Blick wirken die Cyberport-Stores gar nicht wie Filialen eines preisgünstigen Online-Anbieters.

Aus der Rolle fiel lediglich Redcoon, das noch mit den Anpassungen infolge der Übernahme durch Media-Saturn zu kämpfen hatte und auf Vorjahresniveau stagnierte. Dafür legten die Online-Shops von Media Markt und Saturn kräftig zu und nahmen mit 323 Millionen Euro fast dreimal so viel ein wie im Vorjahr (siehe auch Beitrag auf Seite 34).

Notebooksbilliger.de will seine Umsatzzahlen für 2012 erst mit der Veröffentlichung im Handelsregister kommunizieren - laut Firmenchef Arnd von Wedemeyer soll dafür aber nicht der neue Teilhaber EP verantwortlich sein. Vielmehr wolle man den Wettbewerbern nicht zu viele Anhaltspunkte über die umsatzseitige Auswirkung anstehender Veränderungen bieten.

Die Auskunftsfreudigeren unter den Elektronikversender passen jedenfalls exakt in das Bild, das auch der Versandhandelsverband bvh von der Umsatzentwicklung im vergangenen Jahr zeichnet. Demzufolge stiegen 2012 die Online-Umsätze in den Kategorien Unterhaltungselektronik, Computer & Zubehör, Haushaltsgeräte sowie Telekommunikation & Zubehör zusammengenommen um 33 Prozent auf insgesamt 7,78 Milliarden Euro.

"Nicht jede Verbundgruppe muss sich selbst ein Online-Portal für Dienstleistungen basteln." Jörg Ehmer, Geschäftsführer der ElectronicPartner GmbH

Gewichtigen Anteil an dieser Entwicklung hat natürlich auch Amazon, das zu Anfang des Jahres erstmals seine Umsätze für Deutschland öffentlich machte. Rund 6,8 Milliarden Euro setzte der Online-Händler hierzulande um und konnte sich damit im Vergleich zu 2011 um 21 Prozent steigern. Nach Produktgruppen schlüsselt Amazon seine Umsätze nicht auf, und somit blieb es der Fantasie von Brancheninsidern überlassen, die Bedeutung des US-Konzerns für den deutschen Elektronikhandel einzuschätzen.

Auf Anfrage von ChannelPartner schätzte Cyberport-Geschäftsführer Olaf Siegel die Umsätze von Amazon in dem Bereich auf rund 2,8 Milliarden Euro, während sein Kollege Michael Gerke vom E-Commerce-Dienstleister 004 sogar von 3,5 bis 4 Milliarden Euro ausging. Klar ist jedenfalls, dass im Online-Handel weiterhin eine Dynamik herrscht, von der der Rest der Branche nur träumen kann. (mh)