Sanktionen, Lieferstopps und Spenden

So engagiert sich die IT-Branche für die Ukraine

05.04.2022 von Peter Marwan und Ronald Wiltscheck
Teilweise setzen IT-Firmen nur die Vorgaben der politisch verhängten Sanktionen um, teilweise engagieren sie sich aber auch stark bei Hilfsaktionen oder liefern konkrete Unterstützung für die Ukraine und aus der Ukraine geflüchtete Menschen.

Teilweise um den von EU und USA beschlossenen Sanktionen zu genügen, teilweise auch um sich von der russischen Regierung zu distanzieren und ein Zeichen zu setzen, haben zahlreiche Firmen ihre Geschäftsbeziehungen mit Russland beendet oder stark eingeschränkt. Experten erhoffen sich vor allem von den Sanktionen im Finanzwesen rasche und nachhaltige Auswirkungen.

Streaming- und Social-Media-Angebote eingeschränkt

So hat etwa Amazon den Versand von Produkten an Privatkunden in Russland und Weißrussland eingestellt und für Nutzer aus Russland den Streaming-Dienst Prime Video gesperrt. Netflix hatte bereits einige Tage zuvor angekündigt, sein Angebot für Kunden aus Russland zunächst auszusetzen. Spotify hat sein Büro in Russland geschlossen, bietet seinen Musik-Streaming-Dienst aber weiterhin an.

Facebook braucht sich keine Sorgen um sein Angebot in Russland zu machen - das wird dort ebenso wie Twitter schon von der Regierung gesperrt. Die begründet das damit, dass Facebook zuvor auf seiner Plattform russische Medien-Seiten gesperrt hat. Im Gegenzug nimmt Facebook keine Anzeigen mehr aus Russland an. Gleichzeitig bemüht sich der Mutterkonzern Meta darum, sein Angebot - also neben Facebook auch WhatsApp und Instagram - in Russland aufrecht zu erhalten.

Geschäfte mit Hardware vielfach schon eingestellt

IBM hat sein gesamtes Geschäft in und mit Russland ausgesetzt. Apple und Samsung haben ihre Lieferungen nach Russland eingestellt. Auch Sony und Nintendo verkaufen ihre Podukte nicht mehr in Russland. Inzwischen liefert auch Epson nicht mehr nach Russland. Dell hat seinen Verkauf in und nach Russland ebenfalls eingestellt. Seit Anfang März liefert bereits Canon Europe nicht mehr nach Russland. Außerdem hat das Unternehmen Spenden an Hilfsorganisationen in der Ukraine und deren Nachbarstaaten zugesagt.

HP Inc. richtet sich bei seinen Maßnahmen nach den geltenden Sanktionsvorschriften. HP war mit einem Marktanteil von knapp unter 20 Prozent laut IDC in der jüngeren Vergangenheit der größte PC-Anbieter in Russland. Dennoch erwartet CEO Enrique Lores laut Bloomberg durch den Verkaufsstopp nur geringe Auswirkungen auf das eigene Geschäft: Der Gewinn reduziere sich dadurch voraussichtlich um 3 US-Cent pro Aktie.

Cisco Systems wurde 2015 vorgeworfen wurde, die damals geltende Sanktionen umgangen zu haben. Das möchte das Unternehmen offenbar nicht noch einmal riskieren. CEO Chuck Robbins hat sich in einer Stellungnahme daher an Kunden und Partner gewandt. Darin erklärt er, dass sämtliche Geschäfte und Services gestoppt wurden. Außerdem seien anstehende Renewals für Kunden in der Ukraine kostenfrei. Die Nutzung von Webex ist in der Ukraine jetzt ebenfalls ein Jahr kostenfrei möglich. Zusätzlich intensivere die Security-Sparte Talos ihre bisherigen Anstrengungen, Einrichtungen in der Ukraine vor Cyberangriffen zu schützen.

In einem Gespräch mit ChannelPartner äußerte sich auch Oliver Tuszik, SVP Global Partner Sales bei Cisco, zum Krieg in der Ukraine: "Unser gesamtes Geschäft mit Russland und Belarus haben wir eingestellt. In diese zwei Länder liefern wir keine Hardware und erbringen dort keine Services mehr. Wir werden dort weder Kunden noch Partner weiter unterstützen. Das ist eine harte Maßnahme, aber wir glauben, dass das dies einzig richtige Position ist, die wir als Unternehmen beziehen können", so der weltweite Channel-Chef.

Auch Fujitsu hat alle neuen Aufträge und Lieferungen von Produkten und produktbezogenen Dienstleistungen in Russland eingestellt. Darüber hinaus wird der japanische Konzern alle Dienstleistungen, die Kunden außerhalb Russlands bisher von Russland aus angeboten wurden, so schnell wie möglich nur noch von außerhalb Russlands anliefern. Zudem arbeitet Fujitsu daran, mögliche Auswirkungen auf die Kunden durch die Implementierung von Business-Continuity-Plänen zu minimieren und angemessen sowie entschlossen auf alle weiteren zukünftigen Entwicklungen zu reagieren.

Das Wort Krieg vermeidet Fujitsu aber: "Die anhaltende humanitäre Krise in der Ukraine betrachten wir mit Schrecken und tiefer Besorgnis. Wir unterstützen nachdrücklich die rasche Beendigung der Kampfhandlungen und die Wiederherstellung des Friedens in der Region, damit die vom Konflikt betroffenen Menschen ihr Leben so schnell wie möglich wieder aufnehmen können."

Auch Nokia und Ericsson haben sich Anfang April 2022 ganz aus Russland zurückgezogen. Seit Mitte März 2022 liefert Brother nicht mehr ins Putin-Reich, das Moskauer Büro blieb aber geöffnet.

Keine Halbleiter mehr für Russland

Auch Trellix, Intel, Nvidia und TSMC habe ihre Verkäufe nach Russland eingestellt. Diese Firmen halten damit aber vor allem die neu erlassenen Exportkontrollregeln ein. TSMC ist einer der größten Halbleiterhersteller weltweit und für Russland besonders wichtig, da es die Chips der Marke "Elbrus" fertigt. Die wurden in Russland entwickelt und werden vom Militär und den Sicherheitsdiensten des Landes verwendet. Insgesamt könnten diese Maßnahmen zwar für Russland schmerzhaft sein, dürften sich aber auf das Geschäft der Chip-Fertiger kaum auswirken: Als direkter Abnehmer von Halbleitern ist mit einem Anteil von 0,1 Prozent an den weltweiten Chipkäufen unbedeutend.

Software-Firmen stellen Geschäfte mit Russland ein

SAP hat im Einklang mit den beschlossenen Sanktionen sein Geschäft in Russland und Belarus eingestellt und macht beim Verkauf aller Dienstleistungen und Produkte eine Pause. Außerdem steht das Unternehmen mit Hilfsorganisationen im Gespräch, die es mit seiner Software unterstützen könnte. "Wir haben außerdem angeboten, aus unseren Büroflächen an Standorten in ganz Europa Lagerflächen und Unterkünfte für Flüchtlinge zu machen", erklärt CEO Christian Klein in einem Blogbeitrag.

Update: Am 24. März 2022 hat SAP auch ihr Cloud-Geschäft in Russland eingestellt. Komplett zieht sich der Softwarekonzern jedoch nicht aus Russland zurück. Software, die auf lokalen Servern in Russland installiert ist, wird weiterhin gepflegt.

Mitbewerber Oracle hat seine Entscheidung, das Geschäft mit Russland einzustellen, kurz und knapp via Twitter bekannt gegeben. Adobe hat in einem eigenen Blogbeitrag erklärt, dass es kein Neugeschäft mehr mit Kunden in Russland machen wird und über die Adobe Stiftung mehrere Hilfsorgansiationen mit insgesamt einer Million Dollar unterstützt. Microsoft hat das Geschäft mit Russland ebenfalls ausgesetzt. Redmond will zudem eng mit den für die Cybersicherheit zuständigen Behörden in der Ukraine zusammenarbeiten, um die zu unterstützen.

Eset hat alle neuen Verkäufe an Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen in Russland und Weißrussland eingestellt. Gleichzeitig hat der slowakische Security-Anbieter einen ersten Hilfsfonds in Höhe einer halben Million Euro eingerichtet, um mit direkten Zuschüssen und Spenden an Nichtregierungsorganisationen Menschen in der Ukraine zu helfen.

BlackBerry hat mit sofortiger Wirkung die Arbeit in Russland eingestellt. Kunden werden dort nicht mehr unterstützt, der Zugang zu den eigenen Ressourcen wurde für russische Anwender ebenfalls gekappt. Auch dieser Security-Anbieter arbeitet mit Wohlfahrtsorganisationen, um Menschen in der Ukraine und allen von dort Geflüchteten beizustehen.

Die Sage Foundation hat ihre Spenden-Zuschüsse erweitert: Jede Spende an eine der gemeinnützigen Partnerorganisationen wird Sage bis zu einem Gesamtspendenbetrag von 300.000 Pfund verdoppeln. Alle Details dazu finden Sie hier.

Systemhäuser sichern die Lieferketten

In einer offiziellen Stellungnahme sichert die Bechtle AG ihren Kunden, alles Notwendige zu tun, "um die ohnehin angespannte Liefersituation nicht weiter zu verschärfen". So haben Viele Lieferanten bereits im Januar den Transport auf den Seeweg umgestellt.

Über den Standort in Polen hat Bechtle erste erste Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung in der Ukraine gestartet und 250.000 Euro für humanitäre Hilfsmaßnahmen bereitgestellt, um insbesonderen geflüchteten und in der Ukraine verbliebenen Kindern zu helfen.

"Mit Bestürzung und Fassungslosigkeit blicken wir auf die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine und verurteilen die völkerrechtswidrige Aggression Russlands entschieden. In Solidarität fühlen wir uns mit den Menschen in der Ukraine verbunden. Wir hoffen, dass eine schnelle Rückkehr an den Verhandlungstisch zu einer diplomatischen Lösung führt und die Kampfhandlungen rasch eingestellt werden.

Wir schließen uns den politischen Forderungen und Maßnahmen der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union, weiterer westlicher Verbündeter sowie der großen Mehrheit der in der UN-Vollversammlung vertretenen Staaten an, die auf die schnelle Wiederherstellung des Friedens zielen", so Bechtle weiter.

Schutz vor Cyberattacken

Im Zuge des Konflikts werden allgemein verstärkte Cyberattacken erwartet - entweder oder um die Menschen in Russland aufzurütteln und Funktionen von Wirtschaft, Staat und Militär in Russland zu stören, oder um die Ukraine und ihre Unterstützer zu schwächen. Aktionen gegen russische Einrichtungen werden vor allem Hacktivisten zugeschrieben und oft begrüßt - selbst wenn sie wenig Auswirkungen haben und teilweise auch unbewiesen sind. Hinter Cyberangriffen auf die Ukraine und deren Unterstützer vermuten Experten daher oft staatliche russische Kräfte oder zumindest von staatlicher Seite unterstützte Angreifer. Sie dürften daher in der Regel wesentlich komplexer und wirksamer sein. An Beispielen, was solche Angriffe anrichten können, fehlt es in der Vergangenheit ja nicht.

"Als Rumänen und als Unternehmen von Weltbürgern stehen wir an der Seite unserer nördlichen Nachbarn, die mutig für ihre Zukunft kämpfen", sagt Florin Talpes, Mitbegründer und CEO von Bitdefender.
Foto: Bitdefender

Daher hat Bitdefender seine Zusammenarbeit mit dem rumänischen Directoratul National de Securitate Cibernetica (DNSC) - einer Art rumänischem BSI - ausgeweitet, um die Menschen in der Ukraine und in den NATO-Ländern kostenlos mit Cybersecurity-Expertise, Bedrohungsdaten und Technologien zu unterstützen. So stellt das DNSC zusammen mit Bitdefender technische Beratung, Bedrohungsdaten und kostenlose Cybersicherheits-Technologie für Unternehmen, Regierungseinrichtungen und Privatpersonen in der Ukraine bereit, "solange dies erforderlich ist".

Darüber hinaus können Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen aus dem NATO-Raum oder der Europäischen Union Bitdefender-Produkte ein Jahr lang kostenlos erhalten, wenn sie "ihre Cybersicherheitslage verbessern wollen, indem sie IT-Sicherheitslösungen ersetzen, die aus technischer oder geopolitischer Sicht bedenklich sind".

Kommunikation ermöglichen - mit M-Net

M-Net bietet bis zum 30. September 2022 alle Festnetz- und Mobilfunkgespräche sowie alle SMS-Nachrichten in die Ukraine kostenfrei an. Die Aktion betrifft alle Zielrufnummern mit der internationalen Vorwahl +380. Für M-Net Mobilfunkkunden, die sich in der Ukraine aufhalten, fallen darüber hinaus in diesem Zeitraum auch keine Roamingkosten an. Darüber hinaus spendet M-Net im Rahmen seiner Benefiz-Aktion „M-net Herzenswunsch“ insgesamt 15.000 Euro an drei gemeinnützige Organisationen aus der Region, die vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen helfen.

Klaus von Rottkay, CEO der Nfon AG: "Die Aufrechterhaltung der Kommunikation ist essentiell für alle Menschen, die Verbindungen in die Ukraine haben."
Foto: NFON AG

Auch Nfon offeriert - bis auf Weiteres - allen Kunden Telefongespräche (Festnetz und Mobilfunk) in die Ukraine kostenlos. "Die Aufrechterhaltung der Kommunikation ist essentiell für alle Menschen, die Verbindungen in die Ukraine haben und deshalb haben wir uns entschlossen das kurzfristig ohne Sorgen über etwaige Kosten zu ermöglichen", begründet das Klaus von Rottkay, CEO der Nfon AG.

Kostenlose Gespräche und Hilfe von Vodafone und Telekom

Vodafone hat eine große Ukraine-Hilfsaktion gestartet. Telefonate und SMS aus dem deutschen Vodafone-Netz in die Ukraine sind dabei kostenlos und Roaminggebühren für Kunden in der Ukraine entfallen. Außerdem spendet der Konzern selbst 500.000 Euro an Hilfsorganisationen und unterstützt eine SMS-Spendenaktion. Darüber hinaus stellt Vodafone ein Soforthilfepaket für Geflüchtete bereit. Es besteht "in einem ersten Schritt" aus 10.000 SIM-Karten und 1.000 Gigacubes - die WLAN-Hotspots über Mobilfunk bereitstellen - für Einrichtungen, die Geflüchtete aufnehmen.

Ähnliche Unterstützung bietet auch die Deutsche Telekom: Verbindungen und SMS in die Ukraine sind vorerst kostenlos. Das gilt auch bei der Telekom-Tochter Congstar. Wer kein eigenes Telefon hat, kann von den öffentlichen Fernsprechern aus ebenfalls kostenlos in der Ukraine anrufen. Daneben stellt auch die Telekom Tausende SIM-Karten bereit, unterstützt Hilfsorganisationen beim Aufbau von Callcentern, stellt Fahrzeuge für Hilfskonvois zu Verfügung. Die Telekom-Töchter in Polen und Rumänien haben bereits allein in Polen wurden bereits 100.000 beziehungsweise 20.000 Prepaid-Karten an Geflüchtete ausgegeben. Weitere Details zu seinen Hilfsangeboten erläutert der Konzern auf einer eigens eingerichteten, auch in Ukrainisch verfügbaren Webseite.

Druck auf zögerliche Firmen wird größer

Parallel zu den offiziellen Sanktionen nimmt auch der Druck auf Firmen zu, die sich bislang nicht deutlich von Russland distanziert haben oder in Ländern ansässig sind, die das unterlassen haben. Zwar ist in der westlichen Welt eine überwältigende Welle der Solidarität mit der Ukraine festzustellen, in Ländern wie China oder Indien hält sich die Politik mit Kritik an Russland aber bislang sehr zurück.

Auch Stimmen aus dem Channel fordern aber eine klare Positionierung: Neutralität könne und dürfe es in dem Fall nicht geben. In einer Diskussion mit ChannelPartner-Redakteur Peter Marwan auf LinkedIn erklärt etwa Konrad Trojok: "Für mich stellt sich die Frage, inwieweit distanzieren sich die Unternehmen jetzt von Moskau? Neutralität ist Unfug, kein Unternehmen kann behaupten, man hielte sich raus und kümmere sich nur um das Geschäftliche."

Er bezieht sich damit vor allem auf die unklare Haltung des Security-Anbieters Kaspersky. Der ist zwar offiziell und rechtlich kein russisches Unternehmen mehr, hat aber seine Firmenzentrale de facto nach wie vor in Moskau. Kaspersky hatte sich bislang schon immer von der Politik distanziert und teilweise auch auf möglicherweise staatlich unterstütze Cyberangriffe hingewiesen. Nun wird von der IT-Secuity-Firma jedoch eine klare Distanzierung von Putin und der russischen Regierung erwartet. Da die bislang ausblieb, ziehen erste Partner und Kunden Konsequenzen. So kündigte zum Beispiel Martin Hager, Gründer und CEO von Retarus, in derselben Diskussion auf LinkedIn an: "Bei uns fliegen sie aber raus. Bin mir sicher, dass das auch meine Kunden gutheißen."

Kaspersky wehrt sich gegen Vorwürfe

Gustavo Cols, Head of B2B Channel bei Kaspersky, wehrt sich allerdings gegen die Gleichsetzung von Kaspersky und Russland. "Ein Unternehmen nur wegen seines Herkunftslandes anzugreifen und zu verunglimpfen, ist bedauerlich, respektlos, intolerant und sogar rassistisch" erklärt Cols in einer Stellungnahme auf LinkedIn.

Kaspersky sei eine globale Firma mit Tausenden von Angestellten vieler Nationalitäten weltweit - auch Ukrainern. Den "bedauerlichen Krieg" nutzten jedoch einige Firmen erneut als Gelegenheit, um mit unfairen Geschäftspraktiken ihre Produkte und Services anzupreisen. Konkret führt Cols Beispiele eines Sophos-Webinars in den USA und eine Mitteilung von Sentinal One an. Allerdings positioniert sich Sentinel One schon länger mit direkten Vergleichen aggressiv gegen traditionelle Security-Anbieter, darunter neben Kaspersky auch Firmen wie McAfee (respektive nun Trellix).

In den 25 Jahren seines Bestehens habe Kaspersky immer wieder gezeigt und betont, dass die IT-Security-Branche geeint und durch Zusammenarbeit stark sei, so Cols weiter. Das lässt sich nicht abstreiten. Ein Beispiel dafür ist die 2016 von Europol und der niederländischen Polizei zusammen mit Intel Security (McAfee) und Kaspersky Lab entstandene Website "No More Ransom", die nicht nur rund um das Thema Erpressersoftware informierte, sondern Opfern auch Unterstützung bei der Wiederherstellung ihrer Daten anbot und bald die Unterstützung zahlreicher Polizeibehörden aus anderen Ländern erhielt.

Russland durch Druck auf China isolieren?

Manche gehen jedoch noch weiter und beschränken sich nicht auf die Sanktionierung von Firmen russischen Ursprungs. Zu ihnen gehört Dirk Franz, Vorstand der CCF AG aus Frankfurt am Main, einem Dienstleister für IT-Infrastruktur in Rechenzentren. Mit russischen Firmen hatte sein Unternehmen bislang keine Geschäftsbeziehungen. Nachdem aber China die Militäraktionen Russlands in der Ukraine nicht als Invasion bezeichnen und dementsprechend verurteilen wollte, hat er sich entschieden, mit seinem Unternehmen "alle Kooperationen mit chinesischen Firmen, z.B. Huawei, zu beenden" und die Partnerschaft mit sofortiger Wirkung aufgekündigt.

Stimmen der Verbände Bitkom, eco und BVDW

Zur militärischen Invasion der Ukraine durch Russland erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg: "Nach einem digitalen Auftakt im Cyberraum mit monatelangen Angriffen auf kritische Infrastrukturen, Unternehmen und Verwaltungen der Ukraine ist nun das Unvorstellbare eingetreten: ein Krieg mitten in Europa, vor unserer Haustür. Wir und die gesamte digitale Wirtschaft verurteilen die russische Aggression aufs Schärfste. In einer Zeit, in der sich soziale Beziehungen immer stärker in der digitalen Welt entwickeln, in der Werte zunehmend im digitalen Raum entstehen und in der es um Brain statt um Bodenschätze geht, ist dieser brutale und menschenverachtende Feldzug noch sinnloser, als es Kriege ohnehin sind. Die Ukraine mit ihren vielen jungen Tech-Unternehmen und IT-Spezialisten ist ein wichtiger Entwicklungspartner der digitalen Wirtschaft in Deutschland. Die Digitalunternehmen werden das ihnen Mögliche tun, die Menschen, die nun aus der Ukraine zu uns kommen werden, bestmöglich in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in unserem Land zu integrieren."

Auch der IT-Branchenverband Bitkom solidarisiert sich mit der Ukraine. Auch der IT-Branchenverband Bitkom solidarisiert sich mit der Ukraine.
Foto: Bitkom

Auf Russlands Überfall auf die Ukraine reagiert auch Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender des Internet-Verbandes eco: "Wir sind zutiefst bestürzt über die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine. Wir verurteilen den durch den russischen Präsidenten Putin ausgelösten, eindeutig völkerrechtswidrigen Angriffskrieg und das dadurch verursachte Leid aufs Schärfste. Wirtschaft und Politik müssen nun schnellstmöglich gemeinsam Wege gegen Desinformation und mögliche Cybersicherheitsvorfälle finden. Um hierbei effektiv und effizient handeln zu können ist es wichtig zu definieren, was die jeweils zielführenden und konkreten Maßnahmen sind, die ergriffen werden sollen, welche Dienste betroffen sind und wer zur Umsetzung verpflichtet ist."

"Wir unterstützen sämtliche im Kontext dieses Krieges gegen Russland verhängte Sanktionen der Bundesregierung als auch der EU", erklärt Süme weiter. "Wir rufen alle freiheitlich-demokratisch orientierten Unternehmen der Internetwirtschaft auf, sich aktiv und geschlossen gegen diesen Krieg zu stellen und gemeinsam an der Seite der Ukraine in diesen schwierigen Zeiten zu stehen. Als international ausgerichtete Organisation der Internetwirtschaft haben wir Kollegen mit direkten Beziehungen, Freunden oder Verwandten in der Ukraine. Unsere Gedanken sind besonders bei ihnen und allen anderen Opfern, die dieser Krieg bereits gefordert hat und noch fordern wird."

BVDW-Präsident Dirk Freytag: "Wir begrüßen ausdrücklich die Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland und akzeptieren die damit einhergehenden Umsatzausfälle."
Foto: BVDW

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V (BVDW). hat in der Ukraine die Hilfsaktion "Digital hilft" ins Leben gerufen. Damit möchte der Verband den Menschen in der Ukraine den freien Zugang zu unabhängiger und aktueller Berichterstattung zu den Geschehnissen in ihrem Land ermöglichen und fordert deshalb alle Medienunternehmen auf, als ersten Schritt im Kampf gegen Desinformation, ihre Paywalls für Nutzer aus der Ukraine oder aus Russland zu deaktivieren.

Außerdem wendet sich der BVDW dagegen, dass russische Technologie-Dienstleister weiterhin im europäischen Markt ungehindert tätig sind. Deshalb sollen ab sofort alle russischen Technologie-Dienstleister in Europa gesperrt werden.

Update: Am 15. März hat hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Warnung vor der Nutzung der Antivirensoftware von Kaspersky herausgegeben.

Auch der Mutterkonzern von ChannelPartner, Foundry, und deren Schwestergesellschaft IDC, haben sämtliche Geschäftsaktivitäten in Russland eingestellt. Die Holding beider Gesellschaften, die International Data Group, (IDG Inc.), unterstützt die aus der Ukraine flüchtenden Menschen über die Ukraine-Hilfe der UNHCR, die deutsche IDG-Tochter, Foundry/IDG Deutschland, tut dies über das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe.

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