Metro-Großaktionär befürwortet Abspaltung

Wer könnte Media-Saturn kaufen?

10.02.2015 von Matthias Hell
Überraschend hat Stephan Gemkow, CEO des Metro-Großaktionärs Haniel, in einem Interview Sympathie für einen Verkauf von Media-Saturn signalisiert. Doch wer könnte den Retailer übernehmen? ChannelPartner hat mögliche Szenarien unter die Lupe genommen.

Als der Vertrag von Olaf Koch als Vorstandsvorsitzender der Metro Group im vergangenen September vorzeitig bis 2018 verlängert wurde, hatte auch die Unternehmerfamilie Haniel daran wesentlichen Anteil: Die Familie ist über ihre Investmentholding Franz Haniel & Cie. mit 30,01 Prozent an der Metro AG beteiligt und damit der größte Aktionär des Handelskonzerns.

Umso aufmerksamer dürfte Olaf Koch das Interview gelesen haben, das Haniel-CEO Stephan Gemkow am Wochenende der Zeitung Die Welt gegeben hat. Darin erklärt Gemkow, dass Haniel zwar mit der Wertentwicklung der Metro unzufrieden sei, doch gerade deshalb ein Verkauf des Aktienpakets in absehbarer Zeit nicht zur Disposition stehe und man im Übrigen die aktuelle Reformstrategie des Handelskonzerns unterstütze.

In der Einbahnstraße? Wer könnte dem Metro-Konzern Media-Saturn abkaufen?

Doch Die Welt hakte nach: Wäre für Haniel nicht eine um Media-Saturn verkleinerte Metro AG attraktiver, so wie es der von MSH-Gründer Erich Kellerhals vorangetriebene Verkaufsplan vorsehe? Darauf antwortete Gemkow überraschend ehrlich: "Dies würde unserem Bemühen entgegenkommen, ein ausgewogeneres Portfolio zu schaffen." Jedoch müsse sich diese Entscheidung am Unternehmensinteresse der Metro orientieren. Wenn der Metro-Vorstand zu dem Schluss komme, dass ein Verkauf eine sinnvolle Lösung ist, werde sich Haniel sicher nicht sperren. Ob bereits Verkaufsgespräche geführt werden oder ob es konkrete Interessenten für Media-Saturn in der heutigen Aufstellung gebe, konnte Haniel-CEO Stephan Gemkow allerdings nicht sagen.

Bekannt ist, dass sowohl Kellerhals wie auch die Metro Group Szenarien für einen möglichen Verkauf von Media-Saturn entwickelt haben. Während der MSH-Gründer sein Unternehmen zurückkaufen will und sich dafür von der US-Bank Morgan Stanley beraten lässt, hat die Metro AG im vergangenen Jahr die Deutsche Bank mit der Ausarbeitung möglicher Zukunftsszenarien beauftragt. Was genau in den Gutachten der Geldinstitute steht, ist unbekannt. Doch ChannelPartner hat die denkbaren Möglichkeiten schon einmal zusammengestellt:

1. Der Rückkauf durch den Unternehmensgründer

Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals hat nach eigenen Angaben eine Gruppe von Investoren versammelt, die zum Kauf des Unternehmens bereit sind. Wie der mittlerweile 75-Jährige auf seiner Homepage ausführlich erklärt, geht es ihm um die Rettung seines Lebenswerks: der Erfolg von Media-Saturn basiere auf einer dezentralen, wettbewerbsorientierten Unternehmensaufstellung, die von der Metro systematisch demontiert werde.

Will Media-Saturn zurückkaufen: Unternehmensgründer Erich Kellerhals

Doch gibt es Gründe, die das Rückkauf-Szenario eher unwahrscheinlich machen. An erster Stelle sind hier die auseinandergehenden Vorstellungen über einen möglichen Kaufpreis zu nennen: während die Metro für Media-Saturn einen Unternehmenswert von bis zu zehn Milliarden Euro ansetzt, geht Kellerhals eher von drei bis vier Milliarden Euro aus. In einem aktuellen "Blogeintrag" erklärt der MSH-Gründer, seine 21,6 Prozent an dem Unternehmen entsprächen rund der Hälfte des Unternehmenswerts - eine Sichtweise, der die Metro kaum folgen dürfte. Wie schwierig ein Unternehmensrückkauf in der Praxis ist, zeigt das Beispiel Best Buy: Gründer Richard Schulze wollte den Retailer für die Summe von acht Milliarden Dollar zurückkaufen, doch ließen ihn im entscheidenden Moment die Mitinvestoren im Stich.

Zudem stellt sich die Frage, was ein Rückkauf von Media-Saturn durch Kellerhals strategisch bedeuten würde. Zwar erklärt der Unternehmensgründer stets, die E-Commerce-Aktivitäten und die Multichannel-Aufstellung des Retailers zu unterstützen. Doch würden die Marktgeschäftsführer tatsächlich wieder - wie von Kellerhals gefordert - " eigenverantwortlich entscheiden, ob und wie sie das Sortiment an das örtliche Umfeld anpassen", hätte Media-Saturn bald mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Verbundgruppen EP, Euronics und Expert.

Weitere Szenarien stellen wir auf der nächsten Seite vor.

Die wichtigsten Männer bei Media-Saturn
Olaf Koch
ist seit 1. Januar 2012 Vorstandsvorsitzender der Metro AG, die seit Januar 78,38 Prozent der Anteile der Media-Saturn-Holding besitzt. Vorher war Koch zwei Jahre lang Finanzvorstand. Er ist Nachfolger von ...
... Eckhard Cordes,
der nach internen Turbulenzen erklärt hatte, seinen bis Oktober 2012 laufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen.
Pieter Haas
ist seit dem zweiten Quartal 2013 Vorstandsmitglied bei der Metro AG, wo er unter anderem für Media-Saturn verantwortlich ist. Nach dem Rücktritt von Horst Norberg als Vorsitzender der Geschäftsführung von Media-Saturn wurde Haas in die Geschäftsführung der Media-Saturn Holding berufen, um die "strategische Neuausrichtung" und die damit verbundene "notwendige Restrukturierung" voranzutreiben – so lange bis ein neuer Chef gefunden wurde. <br> Nachdem ein Gericht im April 2015 die Klage von Erich Kellerhals, Minderheitsgesellschafter bei Media-Saturn, auf Abberufung von Haas abgewiesen hat, blieb Haas stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn Holding. <br> Haas arbeitet seit 2001 für Media-Saturn, zunächst als Geschäftsführer der niederländischen Landesgesellschaft. 2008 rückte er als COO in die Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding auf.<br><br>
Erich Kellerhals
ist einer der Mitgründer von Media Markt und Minderheitsgesellschafter der Media-Saturn-Holding (21,62 Prozent der Anteile). Damit verfügt er über eine Sperrminorität in der Gesellschafterversammlung von Media-Saturn, die laut Firmenstatut bei 20 Prozent liegt und Grund für die internen Auseinandersetzungen der vergangen Monate war. Im Bild auch seine Frau Helga, die einst auch Mitgründerin war.
Leopold Stiefel
ist ebenfalls einer der Mitgründer des ersten Media Markts und war lange Zeit Minderheitsgesellschafter der Media-Saturn-Holding. 2002 hat er seine Tätigkeit als Vorsitzender der Geschäftsführung von Media-Saturn beendet. Seine letzten Anteile von 2,97 Prozent hat er im Januar 2013 für etwa 230 Millionen Euro an die Metro AG verkauft. Auch seine politische Karriere (CSU-Stadtrat in Ingolstadt) und seine Funktionärskarriere im Eishockey (ERC Ingolstadt) hat der mittlerweile 70-Jährige beendet.
Walter Gunz
war einer der vier Media-Markt-Gründer (dazu: Leopold Stiefel, Erich + Helga Kellerhals). Und obwohl er vor mehr als zehn Jahren ausgeschieden ist, sieht er sich weiter als Teil des Unternehmens. 2013 hat er ein Buch geschrieben ("Ich war doch nicht blöd"), in dem er auch auf die Anfangsjahre des Media Markt zurückblickt.
Horst Norberg
war von Anfang 2011 bis zum Mai 2014 CEO und Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding. Ende 2012 hatte er bekanntgegeben, dass er seinen Vertrag verlängert habe und noch bis Ende 2015 an der Spitze der Retail-Kette stehen werde.<br> Doch nach den neuen Entwicklungen im Eigentümerstreit zwischen den Media-Saturn-Gesellschaftern, die mit der "Stellenanzeige" von Erich Kellerhals begannen, fehlte ihm die nötige Rückhalt, so dass er seinen Rücktritt erklärte.<br> Norberg war 1987 zum Unternehmen gekommen – zunächst als Geschäftsführer der Media Märkte in Braunschweig und später Mülheim – und danach in die Geschäftsführung von Saturn aufgestiegen. Ab 2001 war Norberg Chief Operating Officer (COO) von Saturn und damit Mitglied der MSH-Geschäftsführung.
Martin Wild
trägt seit Mai 2014 den Titel des Chief Digital Officers (CDO) der Media-Saturn-Holding. Bereits im Juni 2013 war Wild als CEO an die Spitze des E-Tailers Redcoon gerückt (zunächst nur als Interims-CEO, dann vollamtlich), von dem Media-Saturn im Jahr 2011 für eine Kaufsumme von 125 Millionen eine 90-prozentige Mehrheit übernommen hatte. Zugunsten seiner neuen Aufgabe als MSH-CDO gab er seinen Posten ab.<br> In seiner Anfangszeit bei MSH war Wild Vice President Multi Channel gewesen. Einst hatte er den E-Tailer Home of Hardware (HoH) gegründet und ihn 2007 an den Bezahlsender Premiere verkauft, der das Unternehmen seinerseits 2008 an das Systemhaus Cancom weiterreichte (inzwischen gehört HOH zur Getgoods AG).
Wolfgang Kirsch
gehört dem Unternehmen seit 1993 an und ist seit 2008 Geschäftsführer der Media-Saturn-Holding GmbH. Als Chief Operations Officer (COO) verantwortet er die deutsche Landesgesellschaft und der Media-Saturn-Unternehmensgruppe, der er auch als CEO vorsteht.
Klaus-Peter Voigt
verstärkt seit dem 1. Juli 2013 als Chief Procurement Officer (CPO) die Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding (MSH). Voigt hatte bereits von 1989 bis 2008 in verschiedenen Funktionen dem Management der Media-Saturn-Unternehmensgruppe angehört, zuletzt als COO und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung. Sein überraschender Abgang 2008 wurde in Branchenkreisen damit erklärt, dass Voigt nach dem Rückzug des Firmengründers Leopold Stiefel selbst Ambitionen auf die Unternehmensführung gehegt hatte.
Michael Rook
war seit 1987 in verschiedenen Funktionen für den Media-Saturn-Konzern tätig. Von 2007 an war er Mitglied der Geschäftsführung von Media Markt, zuletzt COO von Media-Saturn. Im Zuge der Schmiergeldaffäre wurde er im November 2011 fristlos gekündigt und kam in Untersuchungshaft. Gegen seine Kündigung hat er erfolglos geklagt. Von Juni bis Dezember 2012 musste er sich vor dem Landgericht Augsburg zusammen mit anderen Angeklagten wegen gewerbs- und bandenmäßiger Bestechung bzw. Bestechlichkeit verantworten. Er wurde zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und drei Monaten verurteilt.
Rolf Hagemann
hat als CFO der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding seit 2006 angehört und war ab Januar 2011 ihr stellvertretender Vorsitzender. Ende April 2012 hat er das Unternehmen verlassen. Ihm folgte ...
Georg Mehring-Schlegel
..., der aber bereits Anfang Juni 2012 den Posten wieder aufgegen hatte, nachdem Kellerhals ihm öffentlich die Kompetenz abgesprochen hatte.<br> Von Anfang Mai 2014 an war Mehring-Schlegel als Nachfolger von Martin Wild zusätzlich und interimsmäßig CEO des Online-Händlers Redcoon. Ab November 2014 wurde er dort abgelöst von ...
Martin Sinner
..., der als ein ausgewiesener Experte der Online-, Start-up- und Gründerszene gilt. Sinner hatte im Jahr 2000 das heute führende deutsche Vergleichsportal Idealo gegründet, dessen CEO er bis 2012 war. Innerhalb des Media-Saturn-Konzerns soll Sinner auch die neue "Electronics Online Group" (EOG) aufbauen – mit Redcoon als Kern.
Oliver Seidl
Neuer CFO (und gleichzeitig auch CIO) ist seit 2013 Oliver Seidl, der zuletzt Vorstandsvorsitzender beim TV-Hersteller Loewe war.
Roland Weise
war bis Ende 2010 CEO der Media-Saturn-Holding und wurde von Horst Norberg abgelöst.
Reiner Heckel
war bis Anfang Juni 2013 Geschäftsführer des E-Tailers Redcoon, der seit Juni 2011 zu 90 Prozent der Media-Saturn-Holding gehört. Der frühere Media-Markt-Manager Heckel hatte Redcoon 2003 gegründet und bis zur Übernahme durch Media-Saturn auf einen Umsatz von 432 Millionen Euro geführt. 2011 übernahme der Retailer für eine Kaufsumme von 125 Millionen Euro eine 90-prozentige Mehrheit an Redcoon.
Andreas Oerter
ist ebenfalls Mitglied der Redcoon-Geschäftsführung. Seit November 2011 ist Oerter Einkaufschef (CPO) von Redcoon. Zuvor war er als CPO der portugiesischen Landesgesellschaft von Media-Saturn tätig.
Axel Grimm
Seit dem 1. Mai 2013 ist auch Axel Grimm als CFO Mitglied der Redcoon-Geschäftsführung. Vorher war er CFO der Media-Saturn E-Business Concepts & Services GmbH.
Ulf Adebahr
ist seit Mai 2014 CTO/CIO und Mitglied der Geschäftsführung von Redcoon, wo er die Themen Customer Care, IT und Logistics verantwortet. Adebahr war bisher in führender Tätigkeit für die deutsche Organisation des u.a. für EAN-Codes zuständigen Stammdatendienstleisters GS1 tätig.
Philipp Haas
ist seit Mai 2014 Mitglied der Geschäftsführung der Media-Saturn E-Business GmbH. Haas begann 2005 seine berufliche Karriere bei Media-Saturn. Zuletzt war er mit Multichannel-Aufgaben bei Media-Saturn Spanien sowie in der Konzernzentrale in Ingolstadt betraut.
Ricardo Diaz Rohr
Seit Juli 2014 ist Ricardo Díaz Rohr Vice President IT Strategy & Steering bei der Unternehmensgruppe Media-Saturn und CIO der Media Saturn Holding GmbH. Damit verantwortet die strategische Ausrichtung der IT der gesamten Unternehmensgruppe. <br> Gleichzeitig ist Díaz Rohr CEO der IT-Tochter Media-Saturn IT Services GmbH (MSITS).
Carsten Strese
ist Geschäftsführer der Saturn Management GmbH.
Klaus Lahrmann
ist kommissarischer CEO der für die Eigenmarken von Media-Saturn (ok, Isy, Koenic und Peaq) verantwortlichen Unternehmenstochter Imtron.
Ditmar Krusenbaum
ist CEO der österreichischen Landesgesellschaft von Media-Saturn. Bis März 2014 war er CEO der Imtron GmbH, einer 100-Prozent-Tochter der Media-Saturn-Holding, und damit für die Eigenmarken von Media Markt und Saturn verantwortlich.
Frank Kretzschmar
Frank Kretzschmar ist seit 2005 Mitglied der Geschäftsführung von Media Markt und Saturn Österreich, 2008 hat er den Geschäftsführungsvorsitz übernommen. Von 2011 bis 2013 war er zudem COO der Media-Saturn-Holding in Ingolstadt.<br> Ab 2015 wird er als Chief Operations Officer (COO) innerhalb der Metro Group zu Real wechseln.
Andreas Oerter
war nach der Übernahme von Media-Saturn drei Jahre lang Einkaufschef von Redcoon gewesen, bis er das Unternehmen Ende 2014 auf eigenen Wunsch verließ. Oerter war ein klassischer "Metro-ianer", der seine berufliche Laufbahn 1991 bei Kaufhof begann. Über verschiedene Positionen im Metro-Konzern kam er Ende 2011 als CPO zu Redcoon, wo er auch in die Geschäftsführung einzog. Seit November 2013 fungierte Oerter dort allerdings nur noch als Managing Director und schied Anfang 2014 auch aus der Geschäftsführung aus.

Börsengang, Private Equity, Fusion - oder alles beim Alten?

CEO Pieter Haas versucht, Media-Saturn für den Multichannel-Handel fit zu machen,
Foto: Media-Saturn

2. Der Gang an die Börse

Eines der von der Deutschen Bank im Auftrag der Metro untersuchten Szenarien ist es, Media-Saturn an die Börse zu bringen. Aus Sicht der Handelskonzerns handelt es sich dabei um eine saubere Lösung mit einer größtmöglichen Transparenz. Doch gibt es auch hier gute Gründe, die gegen die Realisierung des Vorhabens sprechen:

Anleger mögen zukunftsorientierte, junge Geschäftsmodelle mit gutem Entwicklungspotenzial. Deshalb erfolgten die Börsengänge von Elektronik-Retailern wie Best Buy oder dem japanischen Pendant Yamada Denki auch durchwegs in den 80er Jahren. Heute reüssieren dagegen IPOs von Internet-Companies wie Alibaba oder Facebook. Selbst mit einem anvisierten Online-Umsatzanteil von 20 Prozent wäre Media-Saturn noch immer ein Dinosaurier des stationären Handels und der Erfolg eines Börsengangs alles andere als sicher. Dass der Eigentümerstreit zwischen der Metro AG und Erich Kellerhals kein Ende nimmt - gerade erst hat der MSH-Gründer seine Klage gegen CEO Pieter Haas ans Landgericht Ingolstadt weitergezogen - dürfte die Chancen eines Börsenszenarios weiter schmälern.

3. Das Private-Equity-Szenario

Streiten sich Zwei, freut sich der Dritte - im Fall Media-Saturn könnte es sich dabei um die Übernahme durch ein Beteiligungsunternehmen handeln. In der deutschen Handelslandschaft gewinnt dieses Szenario an Popularität: erst übernahm Advent International die Douglas Holding (inklusive Thalia, Christ und Hussel), dann Also-Eigner Droege Group die Verlags- und Handelsgruppe Weltbild. Für Droege dürfte Media-Saturn mit seinen 21 Milliarden Umsatz eine Gewichtsklasse zu schwer sein. Für einen Investor vom Kaliber Advent International wäre eine Übernahme dagegen durchaus im Bereich des Möglichen.

Für die Zukunft von Media-Saturn sähe ein Private-Equity-Szenario allerdings alles andere als fröhlich aus: Beteiligungsunternehmen sind qua Natur nicht an einem Erhalt bestehender Unternehmensstrukturen interessiert, sondern vielmehr an einer größtmöglichen Gewinnmaximierung, was in vielen Fällen einer Filetierung gleichkommt. Ähnlich wie bei Karstadt könnten so die Saturn-Märkte in Premiumlagen getrennt versilbert werden, während wachstumsstarke Online-Unternehmungen an den Wettbewerb gehen könnten. Media-Saturn in der heutigen Form wäre damit bald Vergangenheit.

4. Zukunftssicherung mittels Fusion

Um ein weiteres Zukunftsszenario für Media-Saturn zu erkennen, reicht der Blick auf die britische Insel: hier haben sich 2014 der weltweit neuntgrößte Elektronik-Retailer Dixons und die Mobilfunkkette Carphone Warehouse zum neuen Handelsriesen Dixons Carphone vereint. Und das durchaus mit Erfolg: im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft kehrte das Unternehmen zum Wachstum zurück und erzielte mit einem Umsatzplus von sieben Prozent ein besseres Ergebnis als Media-Saturn.

Doch wer ist das deutsche Pendant zu Carphone Warehouse? An erster Stelle würde sich hier der Freenet-Konzern anbieten, der nicht nur als Mobilfunkprovider agiert, sondern über seine Tochter Mobilcom-Debitel sowie die Ende 2012 übernommene Apple-Kette Gravis auch im Handelsgeschäft tätig ist. Media-Saturn und Freenet führen bereits seit mehreren Jahren eine Vertriebspartnerschaft, welche die Vermarktung von Mobilcom-Debitel-Produkten bei Saturn und Media Markt ermöglicht. Und als Media-Saturn im vergangenen Jahr einen "eigenen" Prepaid-Smartphone-Tarif lancierte, stand hier ebenfalls Mobilcom-Debitel als Kooperationspartner dahinter. Nicht nur, um das CE-Vollsortiment von Media-Saturn um einen Mobilfunkschwerpunkt zu ergänzen, würde eine Fusion Sinn machen. Auch das Ziel von MSH-Chef Pieter Haas, den Retailer mit kleineren Marktformaten näher an die Kunden heranzubringen, wäre so leichter umsetzbar. Allerdings stehen dem Merger aus heutiger Sicht hohe Hürden Organisation beider Unternehmer- sowie einmal mehr der Streit der Media-Saturn-Eigner - entgegen.

5. Alles bleibt so, wie es ist

Auch wenn es für eine Zukunft von Media-Saturn jenseits der Metro somit mehrere Szenarien gibt, ist gut möglich, dass auf absehbare Zeit weiterhin alles beim Alten bleibt. Der Eigentümerstreit verunmöglicht weitreichende Grundsatzentscheidungen und gleichzeitig geht es Media-Saturn noch gut genug, um die Dringlichkeit für eine tiefgreifende Lösung nicht allzu hoch erscheinen zu lassen.

Auch die von der MSH-Geschäftsführung eingeleiteten Maßnahmen in Richtung E-Commerce und Multichannel sind dafür geeignet, die Büchse der Pandora erst einmal unter Verschluss zu halten: zwar schwächt sich das Online-Wachstum des Retailers zunehmend ab und gewinnt Media-Saturn damit auch keine neuen Kunden hinzu. Doch wird auf diese Weise immerhin die weitere Abwanderung der Kunden gestoppt. So meldete die Metro heute für das Weihnachtsendquartal von Media-Saturn in Deutschland eine flächenbereinigte Umsatzentwicklung von plus 0,4 Prozent. Und mit neuen Initiativen wie den eBay-Shops von Media Markt und Saturn, Multichannel-Pilotmärkten und innovativen Location Based Services hat der Retailer noch einige Trümpfe im Ärmel. Die Gerüchte über den Tod des stationären Handels sind verfrüht und somit ist es gut möglich, dass auch die Zweckunion zwischen Metro und Media-Saturn noch einige Zeit halten könnte. (mh)

Zahlungen von Herstellern an Media Markt
Auffallen um jeden Preis
<br>Was zahlen Hersteller an Media Markt, damit ihre Produkte und Logos so platziert werden, dass es den Kunden auffällt? Die Zahlen auf den folgenden Bildern stammen von der "Wirtschaftswoche".
Bis zu 60.000 Euro
<br>Bei TV-Geräten der jüngsten Generation zahlen Hersteller bis zu 60.000 Euro dafür, dass Media Markt sie ins Sortiment aufnimmt und ihnen prominente Plätze in den Regalen einräumt.
Bis zu 5.000 Euro
<br>Um an den Wänden die eigenen Logos anbringen zu dürfen, zahlen Unternehmen bis zu 5.000 Euro pro Fläche an den Media Markt.
Bis zu 40.000 Euro
<br>Wer seine Ware auf Palettenplätzen an von Kunden stark frequentierten Durchgängen positionieren will, muss dem Media Markt bis zu 40.000 Euro zahlen.
Bis zu 20.000 Euro
<br>Wenn Trittspuren auf dem Fußboden die Kunden zu einem bestimmten Produkt im Media Markt leiten sollen, ist das den Herstellen bis zu 20.000 Euro wert.