4.600 Euro pro Mitarbeiter

Raucherpausen sind für Unternehmen teuer

Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Raucher sind länger krank, unkonzentrierter, leisten weniger – und kosten dem Arbeitgeber eine Stange Geld. Es lohnt sich also, Mitarbeitern bei der Entwöhnung zu helfen.
Rauchen kostet.
Rauchen kostet.
Foto: Billion Photos - shutterstock.com

Mal schnell eine rauchen, ist ja nicht so schlimm, dauert nur fünf Minuten. Ist doch jetzt ein guter Zeitpunkt, die Besprechung ist gerade vorbei. Nach dem Mittagessen, nur eine kurze Kippe. Das ist Alltag in vielen Betrieben. Aber "schnell mal eine rauchen" ist teuer, für die Gesundheit und das Unternehmen.

Viele Mitarbeiter, egal auf welcher Ebene sie angesiedelt sind, machen sich keine Gedanken darüber, wie viel das eigene Laster ihren Arbeitgeber kostet. Eine ganze Menge – wie US-Wissenschaftler nun herausgefunden haben: Etwa 6.000 Dollar, rund 4.600 Euro, mehr pro Jahr müssen Unternehmen für rauchende Mitarbeiter mehr berappen.

Größter Kostenfaktor: Pausen

Viele Nichtraucher müssen sehr an sich halten, wenn die rauchenden Kollegen, mal wieder ein "Rauchpäuschen" einlegen. Insgesamt, so die Forscher der Ohio State University, kostet die "kleine Rauchpause" im Schnitt etwa 3.077 Dollar im Jahr. In der Metastudie kalkulierten die Wissenschaftler, dass ein Raucher zwei Zigaretten während der Arbeitszeit raucht. Für jede Kippe fallen 15 Minuten Arbeitszeit weg. Der Weg zur Raucherzone, der Plausch, die Zigarette selbst – das alles summiert sich. Daher müsste ein Raucher eigentlich eine halbe Stunde am Tag länger als ein Nichtraucher arbeiten, um die unproduktiver Zeit auszugleichen.

Braucht der Raucher nur eine Minute bis "vor die Tür", wird keine Viertelstunde daraus. Diese kurzen Wege aber verleiten häufig dazu, öfter eine Zigarette zu rauchen. Rein körperlich braucht ein Raucher alle 90 Minuten eine Zigarette, nicht nur zweimal am Tag. Wahrscheinlich ist der Zeitverlust also höher anzusiedeln. Zudem stören Pausen den Arbeitsablauf erheblich und die Raucher benötigen hinterher mehr Zeit, wieder in ihre Aufgabe hineinzufinden.

Raucher kosten 33 Milliarden Euro im Jahr

Die höheren Krankenversicherungskosten, die in den USA auf Firmen zukommen, schlagen in Deutschland nicht zu Buche. Daher sind die Mehrkosten hierzulande deutlich geringer anzusetzen als in Amerika. Trotzdem verursachen Raucher der Volkswirtschaft jedes Jahr 25,41 Milliarden Euro an direkten Kosten und 53,68 Milliarden Euro an indirekten Kosten, wie eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) herausfand.

Für das Einzelunternehmen entscheidend dürfte folgende Zahl sein: Raucher sind viel häufiger krank als Nichtraucher. Jedes Jahr liegt ein Raucher in den USA etwa drei Tage länger im Bett. In Deutschland, so die dkfz-Studie, litten Raucher acht Tage länger an Krankheiten, insgesamt hatten sie 50 Prozent mehr Fehlzeiten. Diese Fehltage wären einfach zu vermeiden und kosten die Firma Unsummen.

Trugschluss Konzentration durch Kippe

Viele Raucher glauben, dass sie durch die Entwöhnung müde und unkonzentriert bei der Arbeit sind und dadurch weniger leistungsfähig. "Wenn ich rauche, bin ich konzentrierter", sagen viele. Doch das ist ein Trugschluss. "Der Raucher gerät schon nach eineinhalb Stunden in den Entzug", erklärt der Psychiater Tobias Rüther, Leiter der Spezialambulanz für Tabakabhängigkeit der Münchner Uniklinik. "Er wird eher unkonzentriert, weil er nicht raucht – und nicht umgekehrt." Erst der Qualm beruhigt die Nerven wieder. Nichtraucher sind produktiver, weil sie eben nicht zittrig werden.

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