Interview mit Noteboksbilliger.de-Gründer Arnd von Wedemeyer

"Das Ziel der Fusion mit Medimax ist Wachstum"

31.10.2018 von Matthias Hell
Im Zuge der Fusion mit Medimax kehrt Notebooksbilliger.de-Gründer Arnd von Wedemeyer an die Spitze des Unternehmens zurück. Im Exklusiv-Interview mit ChannelPartner spricht er über seine Pläne und erklärt, was das Joint Venture besser machen will als der Wettbewerb.
 
  • Arnd von Wedemeyer ist wieder da!
  • Was das Joint Venture aus Noteboksbilliger.de und Medimax einzigartig macht
  • Welche Vertriebskanäle für welche Marken sinnvoll sind
  • Unterschiede zu MediaMartk/Saturn
Notebooksbilliger.de-Gründer Arnd von Wedemeyer wird das Joint Venture mit Medimax gemeinsam mit EP-Vorstand Michael Haubrich leiten
Foto: notebooksbilliger.de

channelpartner.de: Die Familie Haubrich ist bereits seit 2012 an Notebooksbilliger.de beteiligt. Lange hieß es, Notebooksbilliger.de solle - anders als Sparhandy - selbstständig bleiben. Warum kommt es ausgerechnet jetzt zum Joint Venture?

Arnd von Wedemeyer: Für mich ist und war es immer wichtig, dass ich als Unternehmer frei agieren kann. Das war immer so und es hat sich nicht geändert. Die Familie Haubrich hat sich als sehr guter Minderheitsaktionär gezeigt, die einen Unternehmer Unternehmer sein lässt. Der Begriff Fusion ist vielleicht etwas unglücklich gewählt, wir haben nicht vor, die Unternehmen zu verschmelzen, sondern wollen in beiden Unternehmen die jeweiligen Handelsformen sinnvoll nutzen und natürlich im Einkauf und Marketing vor Allem effizient zusammen arbeiten. Wir haben gemeinsam seit etwa anderthalb Jahren gesprochen und verhandelt und glauben, dass für beide Unternehmen hier ein wichtiger und richtiger Schritt vollzogen wurde.

channelpartner.de: Schon vor einem Jahr wurden auf der Facebook-Seite von Notebooksbilliger.de NBB-Sortimente bei Medimax präsentiert - warum hat es dann noch so lange gedauert bis zur jetzt erfolgten Bekanntgabe des Joint Ventures?

Arnd von Wedemeyer: Das war damals nur für eine wesentlich weniger umfangreiche Zusammenarbeit der Prelaunch. Und das Verhandlungen sich manchmal hinziehen können, liegt in der Natur der Sache.

channelpartner.de: Das erklärte Ziel hinter dem Joint Venture ist es, Sortiments- und Kompetenzschwerpunkte zusammenzuführen. Notebooksbilliger.de hat aber nach eigener Aussage schon seit vielen Jahren "alles, was einen Stecker hat" im Angebot. Hat Medimax da überhaupt noch so viel zu bieten?

Arnd von Wedemeyer: Medimax hat Stärken in vielen Bereichen, so haben wir zum Beispiel keine Haushaltskleingeräte im Sortiment. Kernaufgabe wird es aber grundsätzlich sein, frequenzstarke Bereiche wie Multimedia und Telekommunikation in den Medimax-Standorten massiv auszubauen. Aber natürlich werden wir auch prüfen, inwieweit wir in den Bereichen braune und weiße Ware gemeinsam vorteilhaft agieren können.

channelpartner.de: 2019 soll das Joint Venture von Notebooksbilliger.de und Medimax einen Umsatz von zwei Milliarden Euro erreichen. Notebooksbilliger.de lag zuletzt 2016 bei 885 Millionen Euro - wie realistisch sind die zwei Milliarden?

Arnd von Wedemeyer: Ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam Gas geben und erfolgreich sein werden. Ich merke ein unglaublich positives Momentum bei den Mitarbeitern und kriege überall tollen Input. Da ist eine krasse Dynamik zu spüren. Daher bin ich überhaupt nicht pessimistisch, dass wir unser Ziel erreichen werden. Aber natürlich müssen wir erstmal auf die Freigabe der Kartellbehörden warten.

Notebooksbilliger.de mit fünf stationären Geschäften fusioniert mit Medimax mit 130 Standorten
Foto: EP/Fotomontage

Lesetipp: Das planen Notebooksbilliger.de und Medimax


"Wir prüfen, welche Kanäle für welche Marke sinnvoll sind"

channelpartner.de: Medimax hat in letzter Zeit seine Online-Aktivitäten deutlich ausgebaut. Drohen innerhalb des Joint Ventures dadurch Kannibalisierungseffekte für Notebooksbilliger.de?

Arnd von Wedemeyer: Wir müssen prüfen, welche Kanäle für welche Marke sinnvoll sind. Im Moment bin ichregelmäßig in Düsseldorf, was für mich als früheren Wülfrather ja fast ein Heimspiel ist und spreche mit den Kollegen dort. Ich mache mir ein Bild, warum wir Dinge so machen, wie wir sie machen. Und frage die Mitarbeiter, was sie anders machen würden. Und stelle fest, dass hier unglaublich guter Input kommt. Dann wird es das Ziel sein, mit beiden Führungsetagen den sinnvollen neuen Weg zu definieren. Und ihn zu gehen. Und das schnell.

channelpartner.de: Heißt das, Notebooksbilliger.de soll in dem Joint Venture der Online-Kanal bleiben und Medimax sich vor allem auf die stationäre Schiene konzentrieren?

Arnd von Wedemeyer: Das heißt, dass wir werden prüfen was Sinn macht. Eine Entscheidung dazu gibt es Stand heute noch nicht. Und nochmal: Wir müssen ja erst einmal die Freigabe der Kartellbehörde abwarten, bevor wir gemeinsame Schritte gehen können.

channelpartner.de: Wie stark stationäre Flächen bei steigenden Online-Umsätzen unter Druck kommen, lässt sich gerade bei Media-Saturn beobachten. Besteht durch das Joint Venture für Medimax nicht eine ähnliche Gefahr?

Arnd von Wedemeyer: Nein. Das werden wir verhindern. Bei Ceconomy müssen die ja Online-Umsatz zeigen, um ihren Kurs mal aus dem freien Fall zu bewegen. Und dann wird halt jede Vorreservierung zu Online Umsatz. Darüber kann man ja trefflich streiten... Wir werden uns das im Detail für jede Warengruppe genau anschauen und prüfen, wo gibt es wirklich Kundennutzen, wo haben wir auch für die Industrie einen Mehrwert zu bieten, wie kriegen wir das profitabel hin und was ist am Ende nur "grüner Tisch Gedöns".

channelpartner.de: In der Pressemitteilung zum Zusammenschluss wird von kombiniert 120 stationären Standorten gesprochen. Aktuell hat Notebooksbilliger.de fünf Geschäfte und Medimax 130 Märkte. Sind Standortschließungen geplant?

Arnd von Wedemeyer: Dazu kann ich derzeit keine Angaben machen. Wir werden nach Freigabe der Kartellbehörden jeden Standort prüfen, werden viele Gespräche dazu noch führen. Und natürlich müssen wir profitabel arbeiten. Und auch schauen, wo wohnen unsere Kunden heute. Von wo nach wo geht die Reise... Ein guter Standort vor zehn Jahren muss heute leider kein guter Standort mehr sein. Fakt ist nur, wir müssen dort sein, wo unsere Kunden sind. Und ich sehe noch genug weiße Fläche auf der Medimax-Karte. Und unser Ziel ist Wachstum!

channelpartner.de: Inwiefern spielen Logistiküberlegungen bei dem Joint Venture eine Rolle? Durch die Medimax-Filialen entsteht ja ein potenzielles bundesweites Lagernetz auch für Notebooksbilliger.de...

Arnd von Wedemeyer: Absolut. Das ist ein großer Punkt, der für uns hohe Relevanz hat!

Arnd von Wedemeyer gründete Notebooksbilliger.de im Jahr 1989

Lesetipp: Der neue Notebooksbilliger.de-Store in Stuttgart

Cyberport, Media-Saturn und die neuen Online-Wettbewerber

channelpartner.de: Auch Cyberport geht mit seiner Kooperation mit Kaufhof stärker an stationäre Kunden heran. Steht hinter der Fusion von Notebooksbilliger.de und Medimax die gleiche Strategie?

Arnd von Wedemeyer: Ich lästere ja gern mal ein bisschen. Aber das mit Kaufhof finde ich so abwegig, dass mit dazu nichts einfällt. Und das ist in der Situation, in der sich Kaufhof befindet, vermutlich auch vorsichtig formuliert. Also ehrlicherweise habe ich mich gefreut, dass man sich bei den Kollegen in Dresden mit so etwas befasst. Das bindet ja Ressourcen ohne Ende.

Notebooksbilliger.de und Medimax haben dagegen in beiden Unternehmen jetzt schon ein stabiles und gutes Management, wir werden eine klare Eigentümerstruktur mit einem klaren Auftrag und einer klaren Zielsetzung haben ab dem Closing. Und werden das tun können, was wir tun wollen. Wir werden die Mitarbeiter auf beiden Seiten mehr "enablen", Dinge zu tun. Dinge zu wagen. Schnell und dynamisch zu sein. Das kann ich in einer klaren Struktur mit klaren Eigentümerverhältnissen durchsetzen. Aber auch nur dort.

channelpartner.de: Hätten die hohen Wachstumsraten der frühen 2000er Jahre so fortsetzen lassen, wäre Notebooksbilliger.de auch ohne Medimax schon längst bei zwei Milliarden Euro Umsatz. Warum ist die Dynamik heute nicht mehr so hoch wie damals?

Arnd von Wedemeyer: Der Elektronikmarkt ist rückläufig, das ist ja kein Geheimnis. Der Retail hat mit bis zu 20 Prozent Rückgang zu kämpfen. Und Media-Saturn wächst quasi nicht. Zudem ist dort fast die Hälfte des sogenannten Online-Umsatzes vorreservierte Ware. Da liegt doch die Frage auf der Hand, ob man den Umsatz nicht sowieso gehabt hätte. Ich glaube, der Börsenkurs zeigt, dass sich die Anleger die gleiche Frage stellen. Aber zurück zu Notebooksbilliger: Wir haben in dieser Branche das stärkste Wachstum. Und das kontinuierlich. Aber natürlich können wir uns nicht vollständig von Trends entkoppeln. Für uns ist wichtig, dass wir unsere Marktanteile weiter steigern. Und das schafft Oliver Ahrens mit seinem Team sehr erfolgreich.

channelpartner.de: Wie sie es bei Notebooksbilliger.de mit Plänen zur Expansion ins Ausland aus?

Arnd von Wedemeyer: Mich persönlich interessieren die Märkte in Osteuropa. Da sind sehr gute Kollegen unterwegs, vielleicht muss man sich da mal zusammensetzen. Und mein zukünftiger Miteigentümer ist ja ein Sprachgenie und wie man sieht sehr gut darin, gute Assets in sein Portfolio zu kriegen... Aber mein persönlicher Fokus ist: Hausaufgaben in Deutschland machen. Internationalisierung sind gar nicht so die Low Hanging Fruits, wie vielen denken, wir haben ja unglaublich viel nationale Produkte. Wenn man zum Beispiel seine Waschmaschine ansieht, erkennt man: Die ist deutsch beschriftet. Das war mir auch nie aufgefallen. Ist aber so. Internationale Sortimente gibt es eigentlich nur bei brauner Ware und Mobilfunk und den umsatzschwächeren Teilen der IT. Aber ganz klar: wir würden auch keine gute Chance ausschlagen, das klare Ziel beider Eigentümer ist Wachstum.

channelpartner.de: Der britische Elektronikversender AO setzt auch in Deutschland auf eine eigene Lieferflotte. Stand dieses Thema für Notebooksbilliger.de jemals zur Debatte?

Arnd von Wedemeyer: Für mich ist nur wichtig, wie kriegen wir Ware gut zum Kunden in einer Art und Weise, das er zufrieden ist. Das wird generell immer schwieriger, weil immer mehr Leute dafür gebraucht werden und der Arbeitsmarkt es nicht hergibt. Daher ist es zunächst wenig relevant, ob ich eine eigene Flotte an Fahrzeugen habe mit Subunternehmern. Oder ob ich mit einem oder mehreren Dienstleistern zusammen arbeite. Das kann auch regional völlig unterschiedlich sein. Aber genau diese Themen schauen wir uns natürlich jetzt an, da wir glauben, dass sich die Situation in Zukunft eher verschärfen wird. Dann kann eine eigene Lieferkette sinnvoll sein, um weniger Abhängigkeiten zu haben. Genauso können aber verlässliche Partnerschaften Sinn machen.

channelpartner.de: Mit Digitec Galaxus steht der größte Online-Händler der Schweiz vor dem Deutschlandstart. Hat das Unternehmen das Potenzial, auf dem deutschen Markt Erfolge zu erzielen?

Arnd von Wedemeyer: Dazu kann ich wenig sagen, die Arbeit der Kollegen kenne ich so gut wie nicht. Offenbar machen sie in der Schweiz einen guten Job, da ist die Mutter sicher ein starkes Asset für Sortiment und Logistik. Hier wird das vermutlich schwieriger. Sind die eigentlich schon da? Oder wird das immer nur angekündigt?

Lesetipp: Notebooksbilliger.de und Medimax fusionieren