Aufmerksame Paketboten

Allgäuer Handybetrüger gefasst

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Der Kriminalpolizei in Kempten ist eine Bande ins Netz gegangen, die sich durch fingierte Vertragsabschlüsse hunderte von Mobiltelefonen ergaunert haben. Der Schaden könnte im sechsstelligen Bereich liegen.

Aufmerksamen Paketzustellern ist es zu verdanken, dass der Kriminalpolizei Kemten nun ein Schlag gegen eine Bande von Betrügern geglückt ist, die mit ergaunerten Mobiltelefonen einen Schaden vermutlich im sechsstelligen Bereich angerichtet haben.

In einer abgestimmten Aktion konnten in Kempten, Hamburg und Lübeck sechs Verdächtige eines Handybetrügerrings festgenommen werden.
In einer abgestimmten Aktion konnten in Kempten, Hamburg und Lübeck sechs Verdächtige eines Handybetrügerrings festgenommen werden.
Foto: Bundespolizei

Den Paketboten fiel auf, dass sie in den vergangenen Wochen und Monaten bei der Auslieferung der Postsendungen von den vermeintlichen Empfängern bereits vor dem Haus abgepasst und um Übergabe der Päckchen auf offener Straße gebeten wurden.

Die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei Kempten nahmen daraufhin Ermittlungen auf. Die Spezialisten für Vermögensdelikte und "Cybercrime" bei der Kripo Kempten ermittelten sechs Tatverdächtigen, die bei einem Internetanbieter in betrügerischer Absicht hochwertige Handys und Tablets bestellten und weiterverkauften.

Die sechs Männer im Alter von 29 bis 38 Jahre schlossen via Internet Mobilfunkverträge und Bestellungen hochwertiger Handys ab. "Dabei verwendeten die Tatverdächtigen erfundene Personalien sowie E-Mail-Adressen und nutzten teilwiese Bankdaten von dritten Personen, die von der Bestellung gar nichts wussten", führt der Kemptener Kripochef Michael Haber aus. Sobald die bestellten Waren dann ausgeliefert wurden, fingen die Tatverdächtigen die jeweiligen Postboten ab und nahmen die Mobiltelefone unter Vorlage von gefälschten Ausweisen an sich.

Um nicht aufzufallen, wechselten die mutmaßlichen Bandenmitglieder die Postzustellungsbezirke. So war die Bande neben dem Allgäu beispielsweise auch im Bodenseeraum, den Großräumen Regensburg, Ingolstadt, in Lübeck und in Hamburg tätig.

Festnahmen in Kempten, Hamburg und Lübeck

Insgesamt gehen die Ermittler von rund 450 Vertragsabschlüssen beziehungsweise Bestellvorgängen aus, bei einem angenommenen Schaden im sechsstelligen Bereich.

Mehr als 50 Kriminalbeamte und Spezialkräfte in Kempten, Hamburg und Lübeck schlugen dann in einer gemeinsamen Aktion zu: Unter Beteiligung von Kemptner Kriminalisten wurden in Hamburg die beiden Drahtzieher und ein Paketabholer festgenommen. Zeitgleich erfolgten die Festnahmen der weiteren Bandenmitglieder in Kempten und Lübeck.

Gegen drei Personen aus der Gruppierung erging auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kempten Haftbefehl, seitdem sitzen diese in Untersuchungshaft. Gegen einen 34-jährigen mutmaßlichen Haupttäter bestanden bereits zwei Vollstreckungshaftbefehle wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetzes und Betrug.

Außerdem konnte bei den Wohnungsdurchsuchungen belastendes Beweismaterial, wie beispielsweise gefälschte Dokumente, Paketabholscheine und Telefone sichergestellt werden. Auch mehrere tausende Euro wurden eingezogen. Es wird geprüft, ob dieses Geld aus den Betrugstaten stammt.

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