Compaqs Marschrichtung

08.12.1999

Jetzt gibt es kein Deuteln mehr: Compaqs neuer CEO, Michael Capellas, will im Rahmen der Unternehmenssanierung auch in Europa das Direktgeschäft vorantreiben: "Derzeit verkaufen wir rund 15 Prozent unserer PCs direkt, bis Ende des Jahres werden es wohl 25 Prozent sein", verkündete er auf seiner Antrittsrede. Auf längere Sicht, so Capellas, könnte die Rate der Direktverkäufe bei 40 Prozent liegen. Dabei werde er die Vertriebspartner europa- und auch deutschlandweit einbinden. Ihm schwebt da ein Modell ê la Dell vor: Die Partner sollen weniger Hardware verkaufen, dafür aber als Fulfilment-, Service- und Value-Add-Lieferanten parat stehen.Vor allem das Internet als Vertriebsweg hat es ihm angetan: "Compaq strebt die Marktführerschaft im Internet an", erklärt er Dell offen den Krieg. Eine Reduzierung der Produktpalette und weitere Maßnahmen zur Kostenreduzierung deutete er nur an - Details will er erst Mitte August bekannt geben.

Das Schreckgespenst Dell spukt spätestens seit der Bekanntgabe der Ergebnisse im zweiten Quartal übrigens nun auch in Europa: Dell hat Marktanteile hinzugewonnen, Compaq mußte Federn lassen. In Q2 kletterten die PC-Verkäufe in Europa laut Marktforschungsunternehmen Context zwar um knapp 22 Prozent nach oben - Compaq verkaufte aber gerade einmal sechs Prozent mehr Computer als im Vorjahresquartal - und büßte dabei gleich zwei Prozent Marktanteil ein. Hauptgewinner: Dell, natürlich. Selbst in Deutschland, bislang Dells größtes Sorgenkind im Europa-Markt, stiegen die Verkäufe um 29 Prozent.

Zumindest aber im Bereich Personalabbau kann Compaq Deutschland Entwarnung geben. Zwar kündigte Capellas weltweit sechs- bis achttausend Entlassungen an - davon rund 800 bis 1.000 allein in Europa. Deutschland-Chefin Gerrit Huy allerdings versichert, hier durch frühzeitiges Kostenmanagement "keine aktiven Personalmaßnahmen" zu planen. Sprich: Freiwerdende Stellen bleiben wohl auch unbesetzt, gefeuert aber wird voraussichtlich niemand. (du)

Zur Startseite