Dell wird AMD-Partner

22.05.2006
Nach 23 Jahren exklusiver Partnerschaft mit Intel wird PC-Direktanbieter Dell ab Ende dieses Jahres auch AMDs Opteron-Server anbieten. Beobachter halten diesen Schritt für überfällig. Sie weisen aber darauf hin, dass Dell nunmehr seine Produktlinien straffen müsse.

Von Wolfgang Leierseder

Nach langem Zögern, seine exklusive Partnerschaft mit Intel aufzugeben, hat sich PC-Direktanbieter Dell nun doch zu einer Partnerschaft mit Intel-Konkurrent AMD entschlossen. Dell teilte mit, es werde Ende des Jahres AMDs "Opteron"-Server auf Basis der Mehr-Kerne-Chips - wahrscheinlich der neuen "Sockel-F"-Prozessoren für DDR2-Speicher - anbieten.

Für Analysten war dieser Schritt überfällig: "Dell ist endlich wachgerüttelt worden", urteilt Nicole D'Onofrio, Analystin bei Current Analysis. Sie führt die "deutliche Strategieänderung" auf Dells Bemühen zurück, weiterhin an der Spitze der PC-Anbieter zu rangieren und damit die Erwartungen von Investoren nach weiterem Wachstum erfüllen zu können.

Die Kehrtwende nach 23-jähriger Partnerschaft mit Intel kommt zeitgleich mit den enttäuschenden Quartalsergebnissen des texanischen Unternehmens. Mit einem Nettogewinn von 762 Millionen Dollar bei Gesamteinnahmen in Höhe von 14,2 Milliarden Dollar lag Dell im ersten Quartal des Fiskaljahres 2006/07 deutlich hinter dem Nettogewinn des gleichen Vorjahresquartals mit 934 Millionen Dollar. CEO (Chief Executive Officer) Kevin Rollins erklärte das Ergebnis selbstkritisch damit, dass "der Wettbewerb härter war, als wir erkannt oder verstanden hatten".

Dell müsse mehr in die Kundenzufriedenheit investieren. Konsequenterweise werde man nun zirka 100 Million investieren und zirka 2.000 Vertriebs- und Servicemitarbeiter einstellen, ferner die Call-Center in den USA, Kanada und den Philippinen ausbauen. Zur neuen Partnerschaft mit AMD kündigte Rollins an, es werde seinen Kunden gemäß ihrer Wahl AMD- und Intel-Server anbieten. Im Highend-Geschäft mit x86-Servern stehen Intels neuer Mehrkerne-Chip "Woodcrest" und AMDs Opteron zur Verfügung.

Damit kann Dell mit Konkurrenten wie HP, IBM und Sun gleichziehen, die längst AMD-Server anbieten und damit bis heute Dell Intel-unwillige Kunden wegschnappen können. AMDs Marktanteile im Servergeschäft werden erstmals seit der Marktreife der Opterons auf rund 20 Prozent geschätzt.

Doch die Öffnung seiner Produktlinien für AMD dürfte mit dieser Ankündigung noch nicht zu Ende sein. Der Chiphersteller konkurriert auch im Notebook- und Desktop-Segment mit Intel. In beiden Segmenten sind AMDs Preisvorteile für Unternehmen und Endkunden nicht zu übersehen und werden auch wahrgenommen.

Deshalb gehen Beobachter davon aus, dass der Ankündigung zum Thema Server weitere folgen werden. Als ein sicheres Indiz dafür führen sie Dells Erwerb des Highend-Anbieters für Spiele-PCs Alienware im März dieses Jahres an sowie einige schüchterne Versuche in diesem Jahr, AMD-Rechner online zu verkaufen.

Dass Dell sich auf eine grundsätzliche Neuordnung seines Rechnerangebots vorbereitet, zeigen auch die Ankündigungen von Rollins. Er erklärte, der PC-Anbieter wolle in den nächsten drei Jahren rund drei Milliarden Dollar an Kosten einsparen. Wie das allerdings gehen soll, sofern sich Dells Zulieferer nicht massive Preissenkungen gefallen lassen beziehungsweise neue Produktionsverfahren einführen, die die Ausfallraten der Teile nicht deutlich senken, sagte er nicht.

Zur Startseite