Der PC soll bunter und designtechnisch schöner werden

03.02.2000
Für den normalen Anwender zählen nicht mehr länger nur die Leistungswerte eines PCs. Bedienungskomfort und Design gewinnen an Bedeutung. Mit dem neuen Flex-ATX-Standard für Motherboards sollen sich innovative Formen fernab des grauen Kastengehäuses realisieren lassen.

Ein Computer ist ein sehr flexibles Gerät. Je nach Hard- und Software-Ausstattung kann er die verschiedensten Aufgaben lösen. Was das Design betrifft, ist der Rechner allerdings ein starres Gebilde, der sein Dasein in einem schnöden grauen Kasten fristet. Das soll sich ändern. Mit dem Motherboard-Standard "Flex-ATX" sollen sich in Zukunft die skurrilsten Formen realisieren lassen. Zudem soll der PC durch die von Intel und Microsoft vorangetriebene Easy-PC-Initiative leichter und einfacher zu bedienen sein. Easy-PCs besitzen keine antiquierten I/O-Ports wie serielle oder parallele Schnittstellen und keinen PS/2- oder Joystick-Anschluss. Tastatur, Maus, Drucker und alle anderen externen Gerätschaften werden nur noch über USB angeschlossen. Neben dem ATX- und Micro-ATX-Formfaktor wird es in Zukunft mit Flex-ATX einen dritten Motherboard-Standard geben. Dabei sind die Platinen in der Abmessung nur noch 19 x 21,6 Zentimeter groß. Für ISA-Slots ist auf den kleinen Mainboards kein Platz mehr. Mit den integrierten Chips ist es sogar möglich, ohne PCI- und AGP-Steckplätze auszukommen. Darüber hinaus wird auch auf das Floppy-Laufwerk verzichtet. Gebootet wird nur noch von der Festplatte oder von der CD-ROM.

Stillstand und Konkurrenz

Die Entwicklung des herkömmlichen Slim-Line-Systems auf Basis des NLX- und LPX-Formats hat in den letzten zwei Jahren eine stark rückläufige Tendenz erfahren und ist inzwischen fast zum Stillstand gekommen. Der maßgebliche Grund für das Scheitern findet sich laut Hersteller Elitegroup in der unausgereiften Spezifikation von Intels NLX-Standard. Mangelnde Erweiterbarkeit mit der quer liegenden Riser-Card sowie kostenintensive Spezialkomponenten aus dem Notebook-Bereich waren für die geringe Akzeptanz auf Seiten der Motherboard-Hersteller und der Gehäuseanbieter verantwortlich.

Mit Flex-ATX soll nun alles besser werden. Zudem will die Intel- beziehungsweise x86-Gemeinde auf den Spuren von Apples I-Mac wandeln. Dessen Erfolg ist der PC-Branche ein Dorn im Auge. Die ersten Designstudien, zum Beispiel von AMD, ernteten jedoch herbe Kritik. Poppige Gehäuse und das Weglassen von Altlasten ergeben noch keinen unkomplizierten Allzweckrechner. Es muss sich erst noch zeigen, ob Compaqs Ipaq oder Hewlett-Packards E-PC, die zur Cebit vorgestellt wurden, den Ansprüchen gerecht werden.

Mit einem wirklich leicht zu bedienenden PC ließe sich sicher eine breite Anwenderschaft ansprechen. Viele Benutzer schrecken immer noch vor einem vermeintlich komplizierten Computer, einer schwierigen Installation und Systemabstürzen zurück. Viele wünschen sich auch, dass sich endlich PCs mit einem innovativen Äußeren von den langweiligen grauen Kästen unter dem Schreibtisch absetzen. Durch die Reduzierung der Komponenten würden auch die Kosten fallen: Verkaufspreise von unter 1.000 Mark sind durchaus möglich.

Book-PC wird für Integratoren interessant

Das Konzept eines kleinen Minirechners im sogenannten Booksize-Format ist auch für gewerbliche Kunden interessant. CTT bietet beispielsweise mit dem BPC-2000 ein Barebone-Gehäuse für einen Mini-PC an. Das Booksize-Chassis kostet im HEK 399 Mark. "Die Book-PCs sind mit einem speziellem Motherboard, basierend auf Intels Whitney i810, ausgestattet", erklärt CTT-Chefeinkäufer Rigo Klemm.

Noch ist der Absatz gering, doch die Tendenz ist steigend. "Die monatliche Nachfrage liegt bisher bei 80 bis 100 Stück", sagt Klemm. "Wir erwarten, dass wir in diesem Jahr insgesamt 2.500 Stück absetzen können. Den Zielmarkt sehen wir speziell in kleineren Unternehmen sowie im Industriebereich, hierfür bieten wir auch spezielle Gehäuse mit weiteren Ports an. Aufgrund des attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses sehen wir auch einen wachsenden Bedarf für ein Projekt-Bundling mit TK-Verträgen und Internet-Zugang."

Auch bei Peacock rechnen sich die Verantwortlichen einiges in diesem Bereich aus. "Booksize-PCs sind für uns ein großes Thema", sagt Jörn Kohlbrock, Produkt-Manager bei Peacock. "Wichtig ist, dass sich damit Preispunkte treffen lassen." Peacock plant für die Zukunft ein eigenes Brand-System, mit dem der High-End-Bereich adressiert werden soll, und eine Barebone-Lösung für den Fachhandel. Kohlbrock rechnet damit, dass Book-PCs mit Intels neuem Solano-815-Chipsatz noch interessanter werden. "Dann lässt sich eine noch breitere Zielgruppe ansprechen", sagt der Peacock-Manager.

Office-Anwender benötigen keine hochgezüchteten Rechner, und in der Regel rüsten nur die wenigsten Firmen ältere Modelle wirklich auf. Da ein Büro-PC mit den notwendigsten Komponenten auskommt, passt er auch in ein kleines Booksize-Gehäuse und spart damit viel Platz. Ist der Rechner zudem preiswert, dürften die Mini-PCs in den Unternehmen viele Freunde finden. (kfr)

Zur Startseite