Open Compute Project

Facebook legt sein Data Center offen

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich: Wenige Wochen vor dem Start seines neuen Rechenzentrums in Oregon stellt Facebook dessen Designs und Spezifikationen öffentlich zur Verfügung.

Für gewöhnlich halten Web-Unternehmen ihre technischen Innereien argwöhnisch unter Verschluss, obwohl die Server fast auf immer FOSS wie Linux oder Apache basieren. Facebook will mit seinem "Open Compute Project" nun offenbar die Hardware in ähnlicher Weise öffnen wie Open Source das für Software getan hat, berichtet "Technology Review".

"Mark konnte Facebook in seiner Studentenbude nur deswegen starten, weil es PHP und Apache und andere freie Software gab", sagt David Recordon, der bei Facebook für den Einsatz von und im Gegenzug Contributions zu quelloffener Software zuständig ist. "Wir wollten diesen Gedanken auch für Hardware fördern und veröffentlichen deswegen genug Informationen über unser Data Center und unsere Server, dass jemand anders tatsächlich hingehen und das nachbauen könnte."

Ricardo Bianchini, der an der Rutgers University energieeffiziente Computing-Infrastrukturen erforscht, findet das bemerkenswert. "Typischerweise verraten Ihnen Unternehmen wie Google oder Microsoft überhaupt nichts über ihre Designs", sagt der Experte. Mit einem offeneren Ansatz könnte seiner Sicht das ganze Web effizienter werden. "Das RZ derart zu öffnen, wird Forschern und auch anderen Playern in der Branche eine Menge helfen", sagt Bianchini. "Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten zum Teilen und Zusammenarbeiten."

Das neue Data Center in Prineville im US-Bundesstaat Oregon will Facebook später in diesem Monat in Betrieb nehmen. Es belegt gut 13.600 Quadratmeter und wird die Rechenkapazität von Facebook um rund die Hälfte erhöhen - das soziale Netzwerk verarbeitet derzeit beispielsweise täglich rund 100 Millionen Fotos seiner 500+ Millionen Nutzer.

Auf http://opencompute.org legt Facebook unter anderem die detaillierten Spezifikationen der elektrischen und Kühlsysteme des Rechenzentrums sowie auch die selbstentworfenen Designs der Server darin offen. Diese Details werden allerdings nicht unter eine echte rechtlich bindende Open-Source-Lizenz gestellt, der gemäß jeder von ihm durchgeführte Modifikationen wiederum öffentlich machen müsste.

Facebook hat jedenfalls versucht, in Prineville eines der energieeffizientesten Data Center überhaupt hinzustellen. Besonders spannend sind die Details der Kühlung (ohne Wärmetauscher!), das neue Server-Netzteil, das mit Drehstrom-Tricks ohne Transformator von den 408 Volt Versorgungsspannung auf 277 Volt herunterschaltet sowie das USV-Konzept mit vielen kleinen verteilten Batterien.

Dass Google und Co sich nun all diese Feinheiten abschauen könnten, davor hat Facebook offenbar keine Angst. Aus Sicht von Frank Frankovsky, Director of Hardware Design, ist das schlicht nicht das Kerngeschäft von Facebook. "Facbook ist wegen seines großartigen sozialen Produkts erfolgreich und nicht weil wir kostengünstige Infrastruktur bauen können", sagt Frankovsky. "Es gibt also keinen Grund, warum wir damit nicht anderen unter die Arme greifen sollten."

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