Erneuerbare Energien

Hoffen auf grüne Konjunkturspritzen

17.03.2009
Die weltweite Wirtschaftskrise wirft auch das Wachstum erneuerbarer Energien zurück. Auf einer Branchenkonferenz in London wurde aber die Hoffnung grüne Konjunkturspritzen ausgesprochen.

Die weltweite Wirtschaftskrise wirft auch das Wachstum erneuerbarer Energien zurück. Auf einer Branchenkonferenz in London wurde aber die Hoffnung grüne Konjunkturspritzen ausgesprochen, schreibt "Das Handelsblatt".

Banken und private Investoren zögern derzeit, Geld in alternative Energien zu stecken. 2008 sind laut dem Brancheninformationsdienst New Energy Finance weltweit 155 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert worden. Seit 2004 haben sich die Investitionen mehr als vervierfacht.

Auf ein 40-prozentiges Wachstum in der ersten Jahreshälfte 2008 folgte nach dem Crash in der zweiten Jahreshälfte allerdings nur ein Plus von 23 Prozent, sagte New-Energy-Finance-Chef Michael Leibrich. Er geht davon aus, dass Kredite und Börsenkapital nach dem großen Crash im September 2009 mindestens bis Mitte 2009 knapp bleiben.

Alle Hoffnungen ruhen nun auf den grünen Staat, wie "Das Handelsblatt" es nennt. Gemeint sind grüne Elemente in den nationalen Konjunkturprogrammen zur Abfederung der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise.

John Browne, Direktor des Finanzinvestors Riverstone und ehermaliger BP-Chef verwies auf den von Großbritanniens Premierminister Gordon Brown angekündigten "Green New Deal", ein Investitionsprogramm, mit dessen Hilfe in den nächsten acht Jahren 400.000 "grüne Jobs" geschaffen werden sollen.

Die meisten Hoffnungen werden jedoch mit dem neuen US-Präsidenten Barack Obama verbunden, der sich schon im Wahlkampf für ein grüneres Amerika stark gemacht hat und massive Investitionen in erneuerbare Energien angekündigt hat, womit gleichzeitig mehr Energiesicherheit und Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

Chinas Engagement, in erneuerbare Energien zu investieren, wird laut Handelsblatt oft übersehen. Jährlich werden dort 16 Milliarden Dollar in saubere Energie investiert. Das Potenzial für Wind- und Sonnenenergie ist gewaltig.

Laut Cheng Siwei, Wirtschaftsprofessor und ehemaliges Regierungsmitglied, machen im Reich der Mitte erneuerbare Energien und Kernkraft schon neun Prozent der Energieversorgung aus. Chinesische Solarhersteller haben 2008 vorübergehend Deutschlands Führungsrolle streitig gemacht, gegen Ende des Jahres mussten aber weit über die Hälfte aufgeben.

Branchenexperten gehen davon aus, dass sich der Schwerpunkt von Investitionen in erneuerbare Energien in den kommenden Jahren von Europa erst nach Nordamerika und dann nach China verschieben wird. Indien und Brasilien sind ebenfalls stark im Kommen.

New Energy Finance zufolge sind in den nationalen Konjunkturprogrammen insgesamt rund 138 Milliarden Dollar für erneuerbare Energien vorgesehen, 66 Milliarden davon allein in den USA, 59 Milliarden Dollar in China.

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) rechnet damit, dass zur Eindämmung der CO2-Belastung bis 2030 weltweit 26 Billionen Dollar in den Ausbau erneuerbarer Energien gesteckt werden müssen.

Gegner des Mühlengesetzes von 1957 haben es mit Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen verglichen (Bild von Picasso).
Gegner des Mühlengesetzes von 1957 haben es mit Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen verglichen (Bild von Picasso).

New Energy Finance zufolge müssten die jährlichen Investitionen bis 2020 um das Dreifache auf 500 Milliarden Dollar steigen, um die Wende herbeizuführen. Realistisch seien aber 350 Milliarden Dollar pro Jahr, fast 150 Milliarden davon allein für Solarenergie.

Alle Erwartungen für den nächsten Klimaschutzgipfel Dezember 2009 in Kopenhagen ruhen nun auf den USA und darauf, wie weit es ihnen gelingt, China mitzuziehen.

Experten haben errechnet, dass man mit genügend Windkraftanlagen entlang der Nordküste Afrikas die ganze Menschheit mit Strom versorgen könnte.

Jahrtausende lang wurden Wind- und Wasserkraft genutzt. Nach Erfindung der Dampfmaschine begann das erste große Mühlensterben, das zweite begann in Deutschland in den 1950er Jahren.

Zum Abbau von Überkapazitäten beim Mahlen von Getreide und die Stärkung von teils staatlichen Großbetrieben wurde 1957 das Mühlengesetz erlassen, das Kleinstbetrieben Anreize zum Ausstieg gab und das Verbot für den Bau neuer Mühlen beinhaltete. Auch wurden damals schon Vermutungen geäußert, dass mit dem Gesetz der Weg für die Kernkraft geebnet werden sollte.

Das Gesetz sollte eigentlich schon 1960 wieder abgeschafft werden, galt aber in der ursprünglichen Form bis 1972. Erst dann wurde der Weg wieder frei für neue private Windkraftanlagen.

2008 war die Bundesregierung mit 23.903 Megawatt Jahresleistung dicht hinter den USA auf Platz zwei bei den Kapazitäten für die Windkrafterzeugung. Bei der Photovoltaik ist Deutschland immer noch mit Abstand führend. 3.846 MW installierte Leistung gab es 2007 hierzulande, Spanien auf Platz zwei kam gerade mal auf 518,8 MW. (kh)

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