Klein ist Trumpf

22.11.2001
Wenn es nach Fujitsu geht, ist der Markt für 3,5-Zoll-Festplatten bald so gut wie tot. Nachfolger werden die 2,5-Zoll-Harddisks. Diese bislang nur in Notebooks eingesetzten Platten erreichen wesentlich höhere Kapazitäten, und vor allem sind sie leiser als ihre großen Brüder. Außerdem stimmt hier noch die Marge.

Mit einer 3,5-Zoll-IDE-Festplatte lässt sich kein Geld mehr verdienen", stellt Otto Hinteregger, Direktor Sales & Marketing von Fujitsu, betrübt fest. Deshalb hat sich Fujitsu aus diesem Marktsegment verabschiedet. Einzig SCSI-Platten in 3,5-Zoll-Bauweise werden weiter produziert. Hier sieht Hinteregger noch Potenzial: "Solche Platten werden hauptsächlich in Servern eingesetzt, und in diesem Geschäftsbereich stimmen die Margen."

Mit dem Schwenk auf 2,5-Zoll-Platten mit IDE-Schnittstelle will Fujitsu nicht nur den Bedarf bei Consumer-PCs decken, der Festplattenhersteller plant gleichzeitig, damit auch seine Produkte zum Beispiel in digitalen Videorekordern einzusetzen. "Der digitale Videorekorder ist ein Zukunftsmarkt, der ein großes Segment öffnen wird", so Hinteregger.

Aufgrund ihrer geringen Größe produzieren die Platten weniger Wärme und gleichfalls weniger Lärm - beides Voraussetzungen, um die Platten auch im Wohnbereich in die Hifi-Elektronik integrieren zu können. "Außerdem sind inzwischen alle Fujitsu-Platten mit Flüssigkeitslagern ausgestattet, was die Lärmbelastung nochmals deutlich reduziert", erklärt Hinteregger stolz. "Auch der Absatz an Notebooks nimmt ständig zu. Und hier werden nur 2,5-Zoll-Platten eingebaut. Deshalb sieht Fujitsu in diesem Segement die Chancen auf ein starkes Wachstum."

Im Jahre 2001 beträgt das Volu-men des 2,5-Zoll-HDD-Marktes in Deutschland zirka 1,5 Millionen Stück. Davon hat Fujitsu einen Anteil von mehr als 20 Prozent. Der größte Einsatzbereich ist der Notebook-Markt. Für 2002 erwartet Fujitsu in diesem Bereich ein Wachstum von zehn Prozent. Die größten Einsatzbereiche werden Notebook- und Consumer-Märkte sein, während das Desktop-Segment nur ungefähr ein Prozent ausmachen wird. Aber bereits für das Jahr 2005 erwartet Fujitsu eine Steigerung des Anteils der 2,5-Zoll-Festplatten im Desktop-PC-Bereich um zehn Prozent.

Neue Technologien erlauben den Umstieg

Möglich wurde der Umstieg auf die 2,5-Zoll-Technik erst durch die enorme Steigerung der Aufzeichnungsdichte auf den Speicherscheiben.

Mit Hilfe der neuen Lesekopftechnologie von Fujitsu werden Verbesserungen hinsichtlich des Störabstandes und Empfindlichkeit erzielt. Dadurch lassen sich Daten dichter nebeneinander packen. Der doppelt spiegelnde GMR-Kopf (Giant Magneto-Resistive) erreicht eine mindestens doppelt so hohe Lesekapazität wie bisherige Modelle; ein hochpräziser Schreibkopf erhöht die Aufnahmefähigkeit um bis zu 30 Prozent. Eine spezielle Oxydschicht macht die Elektronen im Kopf beweglicher, sodass der Kopf sensitiver wird und er kleinere Magnetfeldänderungen auf dem Medium erkennen kann.

Die Kernbreite beim Schreibspalt konnte auf 0,2 Mikrometer gesenkt werden. Deshalb lassen sich extrem enge Spuren mit einer Breite von nur 0,16 Mikrometern auf dem Medium schreiben. Zurzeit werden Speicherkapazitäten von 20 GB auf einer einzigen 2,5-Zoll-Scheibe (entspricht zehn Gigabyte pro Seite) erzielt. Durch konsequente Weiterentwicklung dieser Technologie sind innerhalb der nächsten zwei Jahre Speicherkapazitäten von mehr als 100 Gigabyte auf einer Scheibe denkbar. Damit ließen sich mehr als 20 Spielfilme in DVD-Qualität auf einer 2,5-Zoll-Platte unterbringen. Und mehr als 100 Gigabyte auf einer 2,5-Zoll-Platte bedeuten das sichere Aus für die Dominanz der 3,5-Zoll-Platten im Markt.

Änderungen bei den Speichermedien

Nicht nur die Schreib/Leseköpfe der Festplatte mussten Operationen über sich ergehen lassen. Auch das Speichermedium auf der Scheibe wurde aus komplett neuen Materialien gefertigt. Bei der zum Einsatz kommenden SFM-Technologie (Synthetic Ferrimagnetic Media) werden abwechselnd Schichten aus magnetischen und nicht magnetischem Material eingesetzt. Damit wird eine Überhitzung der Magnetschichten wirkungsvoll unterbunden. Diese Überhitzung war bislang der Grund dafür, dass sich die Aufzeichnungsdichte nicht beliebig steigern ließ. Wegen dieser Wärmeentwicklung konnte der Kopf nicht mehr genau genug positioniert werden, - er verlor die Datenspur, und im schlimmsten Fall wurden die Daten auf der Platte gelöscht. Mit Hilfe der SFM-Technologie können die Daten nun bei hoher Auflösung thermisch stabil aufgezeichnet werden.

www.fujitsu.de

ComputerPartner-Meinung:

Das Bessere ist der Feind des Guten. 2,5-Zoll-Festplatten haben inzwischen die Kapazität ihrer großen Brüder erreicht. Wie damals die 5,25-Zoll-Platten von den 3,5-Zoll-Platten verdrängt wurden, trifft dieses Schicksal nun auch die 3,5-Zoll-Harddisks. Es wird zwar noch ein paar Jahre dauern, aber der Siegeszug der 2,5-Zoll-Platten wird nicht aufzuhalten sein. Denn der kleinere Durchmesser bedingt auch weniger Materialkosten und damit eine höhere Marge. Und wenn die Produktionsstätten erst einmal umgestellt sind, wird es bald nur noch die kleinen Winzlinge im Markt geben. Fujitsu hat sich als Erster aus dem Consumer-Markt für 3,5-Zoll-IDE-Platten zurückgezogen, aber die anderen Hersteller werden wohl nachziehen. (jh)

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