NÜRNBERG: Mit einer Linux-Version für Compaqs Alpha-Rechner tritt Distributor Suse in die Fußspuren des amerikanischen Konkurrenten Red Hat. Ob bei dem Versuch mehr als eine Imagekampagne herausspringt, entscheiden innovative, aber sparsame Internet-Service-Provider.Einen nackten Alpha-Rechner zu bestellen, um Linux darauf zu spielen, mag so manchem neugierigen Adminstrator, etwa an Universitäten oder in der Forschung, schon einfallen. Daß er diesen Versuch aber auf einem professionell eingesetzten Rechner wagte, erscheint eher unwahrscheinlich. Trotzdem bietet Distributor Suse ab sofort seine aktuelle Linux-Distribution 6.1 mit dem aktualisierten Kernel 2.2.9 für Alpha-Prozessoren an. "Wir wollen in den professionellen Bereich", lautet die Erklärung von Suse. Dafür nehmen die Nürnberger, die im letzten Geschäftsjahr (Stichtag 31.3.99) 26,6 Millionen Mark mit Linux-Produkten umsetzten, offensichtlich auch ein Angebot ins Programm, dessen Marktchancen eher bescheiden sind.
Ob die Digital-Abteilung, von Compaq im Juli mit 100 Millionen Dollar Marketing- und Supportgeldern versorgt und im Highend-Segment positioniert, die Suse-Initiative fördert, ist fraglich. Denn zum einen existiert bereits ein Marketing-, Support- und Trainingsabkommen zwischen Compaq und Linux-Distributor Red Hat, der ebenfalls eine Linux-Version für Alpha-Rechner anbietet. Zum anderen dürfte es Compaq darum gehen, die hauseigene Unix-Lösung von Digital endlich zum wirklichen Mitspieler im Unix-Markt zu machen. Und das, bevor die auch von Compaq unterstützte SCO-Unix-Initiative für Intel-basierete Server namens "Monterey" innerhalb der nächsten zwei Jahre zum Zuge kommt. Daß dazu allerdings vor allem die Kunden von dem 64-Bit-Unix von Digital ("True 64") überzeugen werden müssen, und nicht von Linux, ist unumstritten.
Ob das Alpha-Angebot von Suse Erfolg haben wird, werden deshalb kleinere Internet-Service-Provider entscheiden. Diese setzen das vergleichsweise billige Linux seit langem als Plattform für ihre Webserver ein. Außerdem haben sie versierte Administratoren. Für sie und andere Kunden stehen zudem die Distributoren Magirus und Raab Karcher Elektronik bereit, die Alpha-Rechner assemblieren. (wl)