Netzwerkdistributor vom IBM-Cisco-Deal kalt erwischt

11.04.1999
UNTERHACHING: IBM scheint immer weniger Freude am Netzwerkgeschäft zu haben. Die im September mit Cisco vereinbarte Kooperation verdeutlicht dies. Business-Partner von Big Blue sind verunsichert und suchen nach Alternativen.

Frankreichs größter IBM-Netzwerkdistributor, Sodexi Informatique, hat nun auch in Deutschland expandiert. Vor drei Monaten stießen nämlich Andrew Graebsch und Frank Pfeffer zur Mannschaft hinzu. Beide Manager kamen von dem Value Added Distributor (VAD) Azlan.

Die bisher fast 100prozentige Konzentration auf IBM-Produkte ist jedoch dahin. Denn die Anfang September geschlossene Vereinbarung von Big Blue mit dem Netzwerkmarktführer Cisco hat den Markt ordentlich durchgeschüttelt.

Nachdem IBM fast 200 Patente auf Switching- und Routing-Technologien verkauft hat, dürften von der ehemals breiten Produktpalette allenfalls Ethernet-Adapter, Token-Ring- und SNA-Komponenten übrigbleiben. Diese alleine zu vertreiben wird aber keinem Distributor genügen.

So geht es auch der deutsche Dependance von Sodexi. "Natürlich schauen wir uns nach neuen Partnern um", schildert Generalmanager Andrew Graebsch seine Bemühungen. "Auch wenn Cisco hier natürlich als erste Adresse naheliegt, so gilt es nur auf den ersten Blick. Denn einerseits verfügen die Kalifornier bereits über ein gut funktionierendes Vertriebsnetz, und andererseits liegen die Margen beim Verkauf derer Netzwerkprodukte nicht so hoch, wie das bei IBM der Fall war", schildert Graebsch seine Sorgen gegenüber ComputerPartner.

TOKEN RING ALS RETTUNGSANKER

Immerhin gewinnt der Sodexi-Deutschlandstatthalter der IBM-Cisco-Vereinbarung auch positive Aspekte ab: "Daß Cisco sich für IBMs Technologie entschieden hat, zeugt doch davon, daß diese Technik sehr fortschrittlich sein muß", hofft Graebsch. Außer der Suche nach neuen Partnern setzt er auch weiterhin auf die Token-Ring-Technologie. "Nach der Übernahme von Olicom wird IBM keinesfalls Madge Networks alleine das Feld überlassen", mutmaßt der Generalmanager. Offiziell sei zwar noch nichts bekannt, doch auf IMBs Partnerwebsite sollen erste Hinweise auf High-Speed-Token-Ring-Produkte zu finden sein. Im gleichen Atemzug betont Graebsch aber, daß Token Ring keineswegs zum Hauptgeschäftszweig bei Sodexi gerät: "Wir konzentrieren uns nach wie vor voll auf Ethernet sowie auf die neu auf den Markt drängenden Layer-3- und Layer-4-Switches. Wir halten zwar Token Ring für die bessere Alternative, doch an den Marktgegebenheiten (Ethernet) können wir auch nichts ändern", gibt sich der Sodexi-Manager realitätsbewußt.

Wie es weitergehen soll, weiß jedenfalls weder Sodexi noch wissen das andere IBM-Business-Partner. In diesem Monat sollen weitere Details der IBM-Cisco-Kooperation bekanntwerden. (rw)

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