Oracle und IBM attackieren Microsoft im DB-Mittelstand

23.10.2003
Oracle und IBM wollen mit Mittelstandsangeboten ihrer Datenbanken "9i" beziehungsweise "DB2" die Vormachtstellung des "SQL Server" von Microsoft brechen. ComputerPartner zeigt, womit die Herausforderer punkten wollen. Von ComputerPartner-Redakteur Eberhard Heins

Um die Gunst des Mittelstands buhlen die drei großen Hersteller IBM, Microsoft und Oracle mit ihren Datenbanken. Big Blue und die Ellison-Company versuchen dabei, den Redmondern mit ihren dedizierten Angeboten "DB2-Express" und "Standard Edition One" das Leben schwerer zu machen.

Weder IBM noch Oracle haben dafür ihre bestehenden Datenbankserver "DB2" beziehungsweise "9i" technisch verändert. "Das sind nur neue Lizenzmodelle", berichtet Metagroup-Analyst Rüdiger Spies. Oracle wolle mit seiner Mittelstands-Edition dem wachsenden Marktdruck von Microsoft und IBM Paroli bieten.

Oracle bringt Ein-Prozessor-Edition

Die drei Mittelstands-Datenbanken unterscheiden sich aber nicht zuletzt durch die Anzahl der CPUs, die das System pro Server unterstützt. Bei dem neuen Angebot "Standard Edition One" von Oracle handelt es sich um eine auf "9i" basierende Ein-Prozessor-Version. "Alles, was die Standard-Edition kann, kann auch die Standard Edition One", betont Günther Stürner, Director Business Unit Database bei Oracle. Die beschränkte Leistungsfähigkeit gegenüber den anderen Datenbank-Editionen bedingt sich durch die Begrenzung auf eine CPU. Dadurch will die Ellison-Company auch den Lowend-Bereich mit ganz kleinen Systemen erreichen. "Wir positionieren uns klar gegen DB2-Express und den SQL-Server", berichtet Stürner. Der Oracle-Manager hebt dabei die Möglichkeit heraus, auf die Standard- beziehungsweise Enterprise-Edition zu migrieren, ohne die Struktur der Datenbank verändern zu müssen. Doch ein leicht begehbarer Migrationspfad allein wird vor allem den unteren Mittelstand nicht überzeugen. Der Metagroup-Analyst Spies fordert für diese Klientel null Verwaltungsaufwand. Dafür ist Oracle jedoch nicht bekannt. "Leider haben wir diesen Ruf", räumt Stürner ein. Dieser sei aber spätestens seit Einführung der Version 9i so nicht mehr gerechtfertigt. Die in der Standard-Edition verfügbaren Administrationsassistenten enthalten auch die KMU-Version.

Metagroup-Analyst Spies hebt aber in diesem Zusammenhang das Real Application Clustering (RAC) von Oracle hervor. Auf diese Weise lasse sich ein Teil der im Betriebssystem enthaltenen Funktionen wie Failover in die Datenbankebene übernehmen. "Das ist ein Frontalangriff gegen Microsoft", erklärt Spies. Mit der Linux-Unterstützung könnten Unternehmen günstige Betriebssysteme einsetzen, ohne eine hohe Ausfallrate zu riskieren. Doch für den Mittelstand ist RAC weder in der Standard-Edition für bis zu vier CPUs noch in der Standard-Edition One zu haben.

Eine Clustering-Lösung, das so genannte Database-Partitioning-Feature, gibt es auch für die DB2. Allerdings ebenfalls erst ab der Enterprise-Server-Edition. "Darunter macht das auch keinen Sinn", betont Wolfgang Müschenborn, Manager Software Marketing Region Central bei IBM

Mittelstand verlangt nach einfacher Verwaltung

Wie Oracle bietet aber auch IBM einige Funktionen, die dem Administrator die Arbeit erleichtern sollen. Durch Autonomic-Computing-Technology wie Configuration Adviser, Help-Monitor und Health-Center sowie dem DB2-Optimizer soll sich die Datenbank weitgehend selbst steuern, verwalten und optimieren.

Der Configuration Adviser schlägt dem Administrator anhand von Abfragen vor, mit welchen Parametern er die Datenbank einstellen sollte. Help-Monitor und Health-Center überwachen die Datenbank und zeigen dem Administrator möglicherweise auftretende Fehler vor ihrem Entstehen an. Der IT-Verantwortliche kann so frühzeitig Präventivmaßnahmen ergreifen. Mit dem DB2-Optimizer analysiert die Datenbank, auf welche Art und Weise sie den Zugriff einer an sie gestellten SQL-Abfrage durchführt. "Die Funktion wählt die jeweils schnellste Alternative", hebt Müschenborn heraus. Der so genannte Index-Adviser unterbreitet dem IT-Verantwortlichen Vorschläge, welche Indizes für eine bestimmte Abfragelast sinnvoll sind.

Der Platzhirsch im Mittelstand, Microsoft, kennt die Anforderungen bezüglich einer einfachen Administrierbarkeit. Die Redmonder statteten ihren SQL-Server deshalb mit einer ganzen Reihe von Assistenten wie "Create Login" "Erstelle Replikation" oder "Volltext Index" aus. Der Copy Database Wizard erlaubt es Administratoren, Datenbanken zwischen einzelnen Servern zu kopieren oder zu verschieben. Microsoft bietet den SQL-Server in der Standard-Edition als Einzelsystem an. Künftig wollen die Redmonder ihre Wettbewerbs-Chancen im Mittelstand durch das Komplettangebot "SBS" (Small Business Server) vergrößern.

"Mit SBS adressieren wir kleine Unternehmen", erklärt Alexander Pries, Product Solution Manager Database. Das Server-Bundle umfasst in der Standard-Editon die Vollversionen "Windows Server 2003" und "Exchange 2003" sowie "Frontpage" und "Outlook", die Premium-Edition enthält noch "SQL 2000" und "ISA 2000". In Deutschland avisiert Microsoft die Pakete für Ende Oktober beziehungsweise Ende November. Die Preise in den USA betragen 599 und 1.499 Dollar für 75 Clients.

Windows dominiert den Mittelstand

Microsoft hat im Kampf um Marktanteile den Vorteil, das Betriebssystem Windows herzustellen, das im Mittelstand weit verbreitet ist. Das wissen auch die Wettbewerber Oracle und IBM: "Den Windows-Markt müssen wir auch über den Preis akquirieren", erklärt Oracle-Manager Stürner. Die Microsoft-Plattform sei für Oracle gleichbedeutend mit Unix und Linux. Und auch IBMs Mittelstandsdatenbank unterstützt als Betriebssystemplattform Windows und Linux in der 32-Bit-Version - Unix und OS-400 dagegen nicht. Die Express-Variante von DB2 enthält auch die Komponente "Connect" nicht. Diese ist erforderlich, um beispielsweise auf Daten zuzugreifen, die in einer mit AS/400 oder OS/390 laufenden Datenbank enthalten sind. "Die Komponente lässt sich auf dem gleichen Server installieren, muss aber extra lizenziert werden", erklärt der IBM-Manager Müschenborn.

Meinung des Redakteurs

Alle drei Datenbankanbieter adressieren mit ihren Angeboten adäquat den Mittelstand. Ausschlaggebend für den Erfolg in diesem Segment ist aber, inwieweit es den Herstellern jeweils gelingt, ISVs (Indpendent Software Vendors) zu gewinnen. Sie sind der eigentliche Hebel, der das Tor zum Mittelstand öffnet, da kleine Unternehmen ihre Investitionsentscheidung anwendungs- und nicht datenbankbezogen treffen.

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