Pierer soll früher von Siemens-Praktiken gewusst haben - Presse

14.04.2008
MÜNCHEN (Dow Jones)--In der Korruptionsaffäre bei der Siemens AG wird der ehemalige Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer von neuen Zeugenangaben über seinen Wissensstand über die Schmiergeldpraxis im Konzern belastet. So soll der ehemalige Siemens-Manager wie auch andere Mitglieder des Zentralvorstands bereits frühzeitig über schwarze Kassen bzw über mögliche systematische Korruptionspraktiken informiert worden sein, berichten das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung" am Montag.

MÜNCHEN (Dow Jones)--In der Korruptionsaffäre bei der Siemens AG wird der ehemalige Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer von neuen Zeugenangaben über seinen Wissensstand über die Schmiergeldpraxis im Konzern belastet. So soll der ehemalige Siemens-Manager wie auch andere Mitglieder des Zentralvorstands bereits frühzeitig über schwarze Kassen bzw über mögliche systematische Korruptionspraktiken informiert worden sein, berichten das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung" am Montag.

Sie beziehen sich dabei auf entsprechende Aussagen des früheren Siemens-Antikorruptionsbeauftragten Albrecht Schäfer bei der Staatsanwaltschaft München. Demnach soll der ehemalige Justiziar des DAX-Konzerns bereits im Jahr 2004 auf die Existenz schwarzer Kassen und die einen ineffiziente Aufsicht hingewiesen haben.

Ein Anwalt Schäfers wollte sich zu diesen Aussagen am Montag auf Anfrage nicht äußern, da diese Zeugenprotokolle ihm nicht vorlägen. Schäfer selbst war für eine Stellungnahme am Montagmorgen ebenso wenig zu erreichen, wie die Staatsanwaltschaft München.

Ein Anwalt von Pierers bekräftigte auf Nachfrage Aussagen, die er der "Süddeutschen Zeitung" gegeben hat. Demnach sei es Schäfers Aufgabe gewesen, für die Einhaltung der Regeln zu sorgen. Schäfer habe seine Aufgaben erfüllt. Es habe davon ausgegangen werden können, es handele "sich um einen einzelnen Vorgang".

Ein Siemens-Sprecher wollte die Berichte mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht näher kommentieren. Ende April will sich der Siemens-Aufsichtsrat nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" mit Schadenersatzforderungen gegen ehemalige Vorstände befassen.

Aus Anlass der jüngsten Presseberichte hat sich der amtierende Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher in einem Schreiben an die Konzernmitarbeiter gewandt: "Ich möchte nochmals hervorheben, was ich immer wieder sage: Selbstverständlich war die ganz große Mehrheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer aufrichtig und anständig. Diese überwältigende Mehrheit der Angehörigen unseres Unternehmens hat sich nicht nur nichts zu Schulden kommen lassen", heißt es in einem am Sonntagabend verfassten Brief, in den Dow Jones Newswires Einsicht hatte.

"Zugleich ist aber auch klar, dass es aus der Mitte unseres Unternehmens über längere Zeit unverantwortliches und wohl auch kriminelles Handeln gab", so Löscher weiter, ohne Namen zu nennen. Was im Einzelnen stattgefunden habe und wie dies lange Zeit unentdeckt bleiben konnte, werde von staatlichen Institutionen im In- und Ausland und parallel von im Auftrag des Unternehmens arbeitenden unabhängigen Ermittlern untersucht.

"Wir tun alles für vollständige Aufklärung, und wir wollen, dass klar wird, wer verantwortlich war. Selbstverständlich werden letztlich Aufsichtsbehörden und Gerichte zu urteilen haben", heißt es weiter in dem Brief.

Webseite: http://www.siemens.de/ -Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 4030, industry.de@dowjones.com DJG/abe/kgb/rio

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