Etwas verspätet kam sie, aber besser spät als nie. Am 19. September hat SAP "Business One 6.2" für den deutschen Markt freigegeben. Seit Ende September liefern die Walldorfer die Software für kleine und mittelständische Betriebe aus. Die Meinungen der B1-Vertriebsparter (SSCs) über das neue Release der Walldorfer sind jedoch noch gespalten. Sie reichen von "marktfähig" bis zu "erfüllt die Versprechungen nicht".
Business One ist Dotnet-kompatibel
Eine ganze Reihe Zusagen hielt SAP ein. Dazu gehört das von Partnern schmerzlich vermisste Mahnwesen. Jetzt ist es in B1 möglich, über neun Stufen zu mahnen oder Sperren zu setzen für Kunden, an die keine Zahlungsaufforderung gehen soll. Mit "Dtaus", einem standardisierten Format von Banken, ermöglicht die Version 6.2 den Austausch von Daten für den elektronischen Zahlungsverkehr. Mit der Funktion "Continuous Stock" können Anwender die Lagerverwaltung in der Buchhaltung abbilden. "Damit wissen Unternehmen immer genau, wie ihr Lagerstand bewertet ist", berichtet Stefan Erdmann-Jesnitzer, Leiter Product-Management & Consulting im Geschäftsbereich Mittelstand bei SAP Deutschland.
Zu den Neuerungen zählt auch ein frei definierbares Menü. Damit können sich Benutzer ihre eigene Menüleiste zusammenstellen, die die von ihnen am häufigsten benötigen Funktionen enthält. Die verbesserte Suchfunktion erlaubt es, auf alle Felder eines Objekts zuzugreifen. Das Customizing vereinfachte SAP im neuen Release durch die Möglichkeit, benutzerdefinierte Tabellen anzulegen, die überall im System verfügbar sind. Eine mehrstufige Stückliste für die Disposition enthält B1 dagegen noch nicht. Mit der ab dem Release 6.2 verfügbaren Datev-Schnittstelle erfüllt SAP einen weiteren Kritikpunkt an dem KMU-Paket. Sie verbindet Unternehmen mit ihrem Steuerberater und ermöglicht es Benutzern, diesem Buchungen direkt zur Verfügung zu stellen.
Das jetzt allgemein verfügbare Software Developer Kit (SDK) besteht aus dem User-Interface-API und dem Data-Interface-API. Laut Jesnitzer können B1-Partner mit Hilfe des SDK auf Dotnet-Technologie basierende Anwendungen erstellen und alle Dotnet-Applikationen anflanschen. "Damit sind wir Dotnet-kompatibel", betont der Manager. Nach Angaben von SAP ermöglicht das Entwicklungswerkzeug Anwendern, mit jeder Programmiersprache zu arbeiten, die die COM-Technologie von Microsoft unterstützt. Die Java-Welt erschließt sich Business One mittels einer Wrapper Class, die über eine Java-Laufzeitumgebung den Zugriff auf Com-Objekte ermöglicht.
IBM erweitert Datenbank-Plattformen für B1
Linux als Betriebssystemplattform bietet SAP für B1 noch nicht an. "Technologisch ist das kein Problem", betont Jesnitzer. Die Walldorfer evaluieren aber noch, ob der Markt ein solches Angebot annehmen würde. Als Datenbank unterstützt die Unternehmens-software bislang nur den SQLServer von Microsoft. Die Konkurrenz durch die neue Geschäftseinheit Business Solutions der Redmonder sorgt aber bald für mehr Alternativen: "Mit der Version 6.7 wollen wir auch DB2 von IBM anbieten", berichtet Jesnitzer. Zur Cebit 2004 soll es so weit sein. Auf Oracle werden vor allem die Zweigstellen oder Tochtergesellschaften von Konzernen weiter warten müssen. Zwar setzten rund 80 Prozent der SAP-Anwender Datenbanken der Ellison-Company ein, doch ihren B1-Kunden offerieren die Walldorfer diese Möglichkeit nicht.
ComputerPartner-Meinung
Der ganz große Wurf gelang SAP mit dem neuen Release 6.2 noch nicht. Doch die wichtigsten Schwachpunkte beseitigten die Walldorfer in ihrem ERP-Paket für kleine und mittelständische Unternehmen. Dazu zählen die erweiterten Funktionen in der Buchhaltung und dem Bankwesen sowie die Datev-Schnittstelle. Gut ist auch, dass B1 in der neuen Version zumindest Dotnet-kompatibel ist. Die bislang nur einstufige Stückliste stellt dagegen noch einen Schwachpunkt dar. (hei)
Snap Shot
Lösung:
Name: Business One Version 6.2
Internetadresse: www.sap.de
Entwicklungswerkzeug: nein, Unterstützung von Standard Entwicklungsumgebungen
Progammiersprache: VB 6.0, VB 7.0 (.NET), C++ 6.0, C++ 7.0 (.NET)
XML-Unterstützung: ja
Software Developer Kit: ja
Architektur: 2-tier (DB-Server und Rich Client)
Microsoft-Dotnet: ja, kompatibel mittels SDK
J2EE: ja, in Integrationsszenarien
Plattformen:
Betriebssysteme:
Microsoft: NT 4.0, Windows 2000 Server
Unix: nein
Linux: nein, aber Evaluierung
OS 400: nein
Datenbank-Server:
SQL-Server 2000: MS SQL Server 2000
Oracle : nein
DB2 : nein
Andere bspw.: DB2 UDB Express Edition ab SBO 6.7 Opensource wie MySQL
Anwendungen:
Finanzbuchhaltung: ja
Materialwirtschaft: ja
Produktionsplanung: nein, in Planung
CRM: ja
BI-Reporting: ja, kein OLAP
Personal: nein
Webshop: Internet Sales 1.0 for SAP Business One
Portal: Integration in SAP Enterprise Portal
Mahnwesen: ja
Mandantenfähig: zu spezifizieren, jeder Mandant eine eigene DB
Formulargenerator: ja
DATEV-Schnittstelle: ja
Mehrstufige Stückliste: nein
Internationalität::
Sprachen: > zehn Sprachen, steigend
Lokalisierung: > 20 Länder, steigend
Empfohlene Hardware: alle Windows/Intel-Plattformen, keine spezielle Empfehlungen
Nächstes Release: : 6.5 geplant für Ende des Jahres
Zielgruppe:
Branchen: vornehmlich Handel und Dienstleister
Marktsegment: kleinere Mittelständische Unternehmen
Preismodell (per CPU/per Anwender): Preis pro Anwender
Preis 2003 (also wie viel pro Anwender): 2.500 Euro Professional User, Master Price List
Preis für das SDK: 6.500 Euro per Kit, Master Price List 2003
Lizenzmodel (Concurrent/Named User): Named User
Referenzen: siehe www.sap.de/mittelstand
Vertrieb: indirekt, ausschließlich über Partner
Anzahl der Partner mit Lizenzverkauf für B1: zirka 60 in Deutschland
Partnernanteil am Lizenzumsatz von B1 in Prozent: keine Angabe
Herstelleranschrift: SAP AG, Neurottstr. 16, 69190 Walldorf