Etwas derart Altbackenes wie Software zur Personalabrechnung begeisterte in Zeiten, als alle Welt von E-Business und M-Commerce sprach, niemanden wirklich. Doch die vergangenen Monate verdeutlichten, dass der Handel mit kaufmännischer Software noch immer "Goldenen Boden" hat. Während die einstigen Highflyer am Neuen Markt wie Brokat reihenweise abstürzen, behaupten sich Hersteller von ERP-Suiten wie Sage KHK, Agresso oder Adata trotz der schwierigen Zeiten. Auch VARs sollten deshalb das "Brot-und-Butter-Geschäft" nicht vernachlässigen.
Markttransparenz für den Mittelstand
Sie sollten aber bei der Wahl ihres Softwareherstellers bedenken, dass diese untereinander in den verschiedenen Disziplinen betriebswirtschaftlicher Standardsoftware Stärken und Schwächen haben. Die Beratungsgesellschaft für computergestützte Unternehmensführung Softselect, ehemals Koeppler & Partner Consulting, nahm jetzt die Module für die Lohn- und Gehaltsabrechnung von zehn ERP-Suiten unter die Lupe. Die Ergebnisse veröffentlichte der IT-Berater in seiner im Oktober 2001 erschienenen Studie "Softtrend 217". "Viele mittelständische Unternehmen konzentrieren sich bei der Wahl ihrer Software auf nur wenige Namen. Wir bringen für sie Licht ins Dunkel", erklärt Michael Gottwald, Geschäftsführer bei Softselect.
An der hellsten Stelle findet sich nach den ermittelten Ergebnissen von Softselect das Produkt "Infor: Finance". Es wurde Gesamtsieger mit 856 von 879 möglichen Punkten. Die Software für das Modul Personalabrechnung der Infor Business Solutions entwickelt allerdings die Varial Software AG aus Hamburg, die dieses auch unter dem Namen "Varial Personalwirtschaft" vertreibt.
Den letzten Platz belegte die "Classic Line" von Sage KHK. "Das Programm erfüllte das Anforderungsprofil aber immer noch zu 83 Prozent", relativiert Gottwald das Ergebnis. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass die ERP-Suite preislich günstig sei: Bei den Lizenzkos-ten liegt die Software an vierter Stelle. Bei den Aufwendungen für die Wartung verlange die Tochtergesellschaft der Sage Group sogar den bei weitem niedrigsten Satz. Die komplette Ausbaufähigkeit lasse den letzten Platz zudem in einem anderen Licht erscheinen.
"Die Kernzielgruppe der Classic Line liegt im klassischen Mittelstand. Dort weiß man das gute Handling und den hohen Verbreitungsgrad zu schätzen", betont Gottwald. Die gelte auch für "SBS Lohn" von der SBS Software GmbH: "Das gute Preis-Leistungs-Verhältnis sowie die ausgeprägte Modularität machen das Programm vor allem für Unterneh-men mit bis zu 50 Mitarbeitern attraktiv."
217 Kriterien evaluieren kaufmännische Software
Basis für die Auswahl und den Vergleich der Systeme bildete ein von der Softselect GmbH definiertes Anforderungsprofil, das insgesamt 217 Kriterien berücksichtigt. Diese sind in vier Bereiche unterteilt: Die Ausbaufähigkeit fragt nach den Anbindungsmöglichkeiten von Zusatzmodulen, etwa einer Reisekos-tenabrechnung. Das Kriterium Auswertungen fasst zusammen, welche Listen beispielsweise für Krankenkassen ausgestellt werden können. Die Benutzerfreundlichkeit gibt wieder, wie das "Look & Feel" ankommt. Und der wich-tigste Bereich Funktionalität eva-luiert beispielsweise, wie die Applikation in die IT-Umgebung eingebunden ist und welche Möglichkeiten der Lohngruppenschlüsselung es gibt.
Insgesamt zieht Softselect ein positives Fazit:-Obwohl in einigen Anforderungsbereichen Einschränkungen festzustellen seien, böten alle zehn in dem Vergleich be-rücksichtigten Software-Program-me gute und komfortable Funk-tionen für die Lohn- und Gehaltsabrechnung.
ComputerPartner-Meinung:
Der von Softselect durchgeführte Vergleich prüfte Lohnmodule als Teil von ERP-Suiten. VARs sollten aber bedenken, dass über 100 Anwendungen für diesen Anwendungsbereich auf dem deutschen Markt angeboten werden - zum Beispiel "Exact Pro" der Exact Gruppe, welche die Lohn- und Gehaltsabrechnungssoftware der ebenfalls zur Gruppe gehörenden Softresearch integriert hat. (hei)