Quartalszahlen durchwachsen

United Internet mit neuer Rocket-Abschreibung

11.08.2016
Der Internetdienstleister und Telekomkonzern United Internet muss auch im zweiten Quartal eine herbe Abschreibung auf seine Anteile an dem Startup-Brutkasten Rocket Internet einstecken. Weil die Aktien von Rocket weiter an Wert verloren, verbuchte der Konzern mit den Marken 1&1, Versatel und GMX wie erwartet eine Sonderbelastung von 98 Millionen Euro, wie das TecDax-Schwergewicht am Donnerstag mitteilte.

Damit sackte der für die Aktionäre verbleibende Gewinn trotz des ansonsten rund laufenden Geschäfts von 95,6 Millionen Euro ein Jahr zuvor auf nun 4,5 Millionen Euro ab. Schon im ersten Vierteljahr hatte das Unternehmen von Konzernchef Ralph Dommermuth eine deutliche Wertminderung auf seinen gut 8-prozentigen Anteil verkraften müssen.

Weil die Zahlen aus dem Tagesgeschäft aber erneut kräftiges Wachstum zeigten, schraubte United Internet wie auch in den vergangenen Jahren nach sechs Monaten die Kundenprognose nach oben. Nun sollen im Gesamtjahr 900 000 kostenpflichtige Verträge hinzukommen. Im zweiten Quartal waren es 220 000, womit von Januar bis Juni mit plus 490 000 schon deutlich mehr als die Hälfte der bisher angepeilten 800 000 neuen Verträge erreicht wurden.

Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal um 7 Prozent auf 982,6 Millionen Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte das Ergebnis um Einmalerträge bereinigt um knapp 15 Prozent auf 197,6 Millionen Euro zu. Mit den beiden Werten schnitt United Internet etwas schwächer ab als von Analysten erwartet. Die Aktie lag am Donnerstagvormittag gut 2 Prozent im Minus. Analyst Karsten Oblinger von der DZ Bank wertete das Zahlenwerk dennoch als solide. Die Prognose für den Kundenzuwachs sehe nämlich etwas besser aus als von ihm gedacht.

Das Wachstum bei Umsatz und Ergebnis kam nahezu zu gleichen Teilen aus den beiden Sparten. United Internet bietet im größeren Konzernteil Zugänge zu Internet und Mobilfunk an. Insbesondere im Mobilfunk macht der Konzern mit seiner Marke 1&1 mit günstigen Preisen den Netzbetreibern Konkurrenz. Dabei mietet United Internet Leitungen von Vodafone und Telefonica Deutschland . Im unteren Preissegment ist insbesondere der Mobilfunkanbieter Drillisch ein großer Konkurrent. United Internet ist allerdings mit gut 20 Prozent größter Aktionär von Drillisch.

Die kleinere Sparte mit Anwendungen für Internetnutzer - darunter E-Mails, Webseitenbau und Homepagehosting - ist lukrativer als das Zugangsgeschäft. Zuletzt machte United Internet vor allem bei den länger schwächelnden Gewerbekunden wieder Fortschritte, auch die Onlinewerbung auf Internetseiten zahlt sich mehr und mehr aus.

Immer wieder machen auch Spekulationen um die strategische Marschrichtung des Konzerns die Runde an der Börse. Zum einen wird Dommermuth Interesse an einer größeren Beteiligung bei Drillisch nachgesagt. Zum anderen wird spekuliert, er könne seinen Anteil von einem Viertel beim Kabelnetzbetreiber Tele Columbus zum noch größeren Einstieg in das Breitbandgeschäft im Festnetz ausbauen.

Den Glasfaserspezialisten Versatel hatte er vor einiger Zeit komplett übernommen und damit eine größere Basis vor allem für die Versorgung von Gewerbekunden mit schnellem Internet gelegt. Außerdem prüft Dommermuth derzeit noch, ob der Bereich mit Anwendungen für Geschäftskunden an die Börse gebracht wird, um mit den Aktien als Einkaufswährung weiter zuzukaufen. Die Prüfung soll aber noch bis kommendes Jahr dauern. (dpa/ib)

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