UPDATE: Aixtron trotz Konjunkturschwäche langfristig optimistisch

12.03.2009
(NEU: Zusammenfassung, Aussagen des Managements, Aktienkurs) Von Martin Rapp DOW JONES NEWSWIRES

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FRANKFURT (Dow Jones)--Langfristig optimistisch und überzeugt von der eigenen Stärke, kurzfristig pessimistisch und unsicher über den möglichen Zeitpunkt für die ersehnte Erholung der Konjunktur - so lässt sich die Stimmung beim Technologieunternehmen Aixtron beschreiben. Bei Vorlage der Jahreszahlen am Donnerstag schien aber bei der Geschäftsführung der Optimismus zu überwiegen: Zwar sei zunächst mit einer weiteren Abschwächung des Geschäfts zu rechnen - doch auf längere Sicht werde der LED-Bedarf steigen und auch die zu erwartende Konsolidierung der Chiphersteller dürfte dann zu einem Aufschwung der Nachfrage nach Aixtron-Anlagen führen, hieß es.

Das Aachener Unternehmen spürt die Wirtschaftskrise deutlich in zurückgehender Nachfrage. Im vierten Quartal hat sich der Auftragseingang mehr als halbiert. Hatte das Unternehmen ein Jahr zuvor noch Neubestellungen von 86,9 Mio EUR verbucht, so waren es Ende 2008 nur noch 40,6 Mio EUR. Dadurch ist Aixtron auch mit einem dünneren Auftragsbuch in das neue Jahr gestartet. Der Auftragsbestand schrumpfte im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 105 Mio EUR.

Für das erste Quartal geht das Management des Unternehmens von noch weniger neuen Aufträgen aus. Die fallende Nachfrage nach Verbraucherelektronik lasse Hersteller mit Investitionen in die Produktion zögern, erklärte der Vorstandsvorsitzende Paul Hyland. Dazu komme der "brutale" Wettbewerb in der Chipbranche, der dort als zusätzliches Hemmnis wirke.

Aixtron stellt Maschinen zur Produktion von Halbleitern her. Dabei lief im vergangenen Jahr insbesondere der Bereich von Anlagen zur LED-Fertigung gut. Hier wurden die Erlöse um 62% gesteigert, so dass der Anteil am gesamten Umsatz fast 90% betrug. Dagegen gingen die Umsätze mit Anlagen für die Chipproduktion um 72% zurück, der Umsatzanteil belief sich auf 4%. Insgesamt erlöste Aixtron 2008 rund 274 Mio EUR.

Deutlicher noch zeigte sich die unterschiedliche Entwicklung bei den Auftragseingängen. Neubestellungen der Chiphersteller zeichneten für nur 5% des gesamten Auftragseingangs von 251 Mio EUR verantwortlich, der Rest kam von bestellten Anlagen für Verbindungshalbleiter. Zuletzt gingen aber auch hier die Neuaufträge deutlich zurück.

Das Unternehmen sieht sich dennoch gut gerüstet. "Wie alle müssen wir den derzeitigen Sturm eben durchstehen", sagte Hyland. Er sei zuversichtlich, dass sich die Anwendung von LED-Technologie ausweiten werde. Er verwies auf den Einsatz von Leuchtdioden in Fernsehern und Computerbildschirmen. Auch durch neue Technologien wie die elektronische Zeitung könne die Nachfrage steigen. Zunehmend stehe Energieeffizienz im Fokus, so dass der LED-Einsatz in Autos oder zur Innen- und Außenbeleuchtung wachsen werde.

Als Vorteil betrachtet Aixtron zudem, dass das Unternehmen gut finanziert ist. Die Eigenkapitalquote beträgt über zwei Drittel, langfristige Bankschulden bestehen nicht. Wenn auch die Umsätze in den kommenden Quartalen rückläufig sein werden, wie Finanzvorstand Wolfgang Breme mit Blick auf den nachlassenden Auftragseingang einräumte, so wolle man doch im laufenden Jahr ein positives Betriebsergebnis (EBIT) erwirtschaften. Dies sei ab einem Umsatz von 170 Mio EUR gewährleistet. Die Bruttomarge, die 2008 bei 41% lag, soll stabil bleiben.

Eine deutlichere Prognose wagte die Geschäftsführung nicht. Es sei schlichtweg nicht absehbar, wie stark und dauerhaft sich die Konjunkturschwäche erweisen werde. Ein konkretes Jahresziel will Aixtron erst dann nennen, wenn mehr Klarheit über zukünftige Aufträge herrsche.

Im abgelaufenen Jahr hatte Aixtron das EBIT auf 32,5 Mio EUR gesteigert. Die Marge erreichte 12% nach 10% im Jahr zuvor. Unter dem Strich hat das im TecDAX gelistete Unternehmen einen Nettogewinn von 23 Mio EUR erzielt, je Aktie entspricht das 0,26 EUR oder 30% mehr als 2007.

Entsprechend sollen auch die Anteilseigner profitieren: Als Dividende sollen je Aktie 0,09 EUR ausgeschüttet werden. Damit verbleiben rund zwei Drittel des Gewinns im Unternehmen und sollen nach Aussagen Hylands in die Weiterentwicklung der Technologie investiert werden.

Viel wird für Aixtron weiter von der Entwicklung der Wechselkurse abhängen. Im vierten Quartal war zum Beispiel die Profitabilität nicht so hoch wie im Jahresdurchschnitt, obwohl der Umsatz mit 87 Mio EUR einen Rekordwert erreichte. Breme führte dies auf das schwache Pfund Sterling zurück.

Auch die starke Abhängigkeit von asiatischen Kunden - sie zeichnen für fast 90% des Umsatzes verantwortlich - ist über die Wechselkursentwicklung von nicht unbedeutendem Einfluss auf das Ergebnis. Das Problem: Diese Kunden zahlen in US-Dollar. Allein der schwankende Wechselkurs schlägt sich in unterschiedlichen Eurobeträgen nieder, selbst wenn der Absatz gleich bleibt. "Wenn sich der Dollar um 10% bewegt, beeinflusst das unseren Umsatz um 7%", erklärte Breme.

Dennoch hält das Unternehmen dem Standort Deutschland die Treue. Zwar bestehe die Absicht, einen größeren Anteil im Dollarraum zu produzieren, sagte Hyland. Allerdings sei eine Komplettverlagerung zu riskant, die räumliche Nähe zwischen Fertigung und Entwicklung sei von großer Wichtigkeit. Zudem sei es schwer, in den USA konkurrenzfähige Preise bei der Herstellung zu erzielen, ergänzte der Vorstandsvorsitzende und lobte dabei die "eigene Mannschaft".

An der Börse steigen Aixtron in einem schwachen Markt für Technologieaktien bis zum frühen Nachmittag um 1,9% auf 3,79 EUR. Allerdings ist dies weniger als die Hälfte des Preises, der noch vor einem Jahr für die Titel gezahlt werden musste.

Webseite: http://www.aixtron.de -Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 29725 104; unternehmen.de@dowjones.com DJG/mmr/roa Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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