UPDATE: Gildemeister reagiert auf Flaute - prüft Dividende

06.11.2008
(NEU: Aussagen des Management, Aktienkurs)

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Von Dorothee Tschampa DOW JONES NEWSWIRES

BIELEFELD (Dow Jones)--Die Aussicht auf eine sich abschwächende Nachfrage trübt das Bild auf die ansonsten überzeugenden Drittquartalszahlen der Gildemeister AG. Obgleich der Bielefelder Werkzeugmaschinenhersteller dabei ist, 2008 das beste Jahr der über hundertjährigen Unternehmensgeschichte zu schreiben, hinterlässt die Finanzmarktkrise schon in den Drittquartalszahlen erste Spuren.

Um sich für das schlechtere Marktumfeld im nächsten Jahr zu rüsten, hat Gildemeister einen Maßnahmenplan verabschiedet, der unter anderem ein Kostensenkungsprogramm von 20 Mio EUR umfasst. Investitionen würden nicht getätigt oder zunächst verschoben. So sei es "nicht wahrscheinlich", dass im nächsten Jahr das geplante Montagewerk in den USA aufgebaut werde. Auch mit Akquisitionen beschäftige man sich derzeit nicht.

"So wie es heute aussieht, müssen wir 2009 Kapazitäten reduzieren," sagte der Vorstandsvorsitzende. Dabei müsse der Einsatz der derzeit 600 Leiharbeitskräfte überdacht werden. Für die Produktionsplanung im nächsten Jahr wolle man aber den finalen Auftragseingang 2008 abwarten. Die Stammbelegschaft solle in jedem Fall "so weit wie möglich erhalten" werden.

Zudem müsse die Verwendung der Gewinne diskutiert werden. Unter Berücksichtigung des veränderten Marktumfeldes werde die Dividendenhöhe für das Geschäftsjahr 2008 geprüft. Für das vergangene Jahr hatte Gildemeister 0,35 EUR je Aktie gezahlt.

Der Auftragseingang ging im dritten Quartal (gegenüber einem hohen Vorjahreswert) um 16% zurück und auch für 2009 sind die Aussichten eher düster. "Wir gehen von einem wesentlich verhalteneren Nachfrageverlauf aus und stellen das Unternehmen darauf ein," hieß es in der Mitteilung vom Donnerstag.

Die Finanzmarktkrise habe schon rund 100 Mio EUR an Auftragseingang gekostet, sagte der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Kapitza zu Dow Jones Newswires. Deshalb sehe man davon ab, für dieses Jahr erstmals einen Auftragseingang von über 2 Mrd EUR erzielen zu können. Nach wie vor rechnet der Manager aber mit einem Auftragseingang von "sicher über" 1,9 Mrd EUR, vielleicht sogar 1,95 Mrd EUR. Nach neun Monaten lag der Auftragseingang bei 1,593 Mrd EUR.

Der Umsatz soll im Gesamtjahr 2008 nun über 1,85 Mrd EUR betragen, nachdem zuvor 1,8 Mrd in Aussicht gestellt wurden. Die Kunden drängten aufgrund der Unsicherheiten auf den Weltmärkten auf kürzere Lieferzeiten, erklärte Kapitza. Derzeit fahre man mit Vollgas und Umsätze würden eher vorgezogen.

Auch die relativ junge Solarsparte entwickle sich sehr erfolgreich. Von ihr erwartet Kapitza im laufenden Jahr einen Umsatzbeitrag von über 250 Mio EUR, 220 Mio davon sollen auf das nachführende Photovoltaiksystem "Suncarrier" entfallen.

Unverändert blieben die Wachstumsprognosen für das Vorsteuerergebnis (EBT) und den Jahresüberschuss, die 2008 jeweils um 50% zum Vorjahr steigen sollen. 2007 betrug das EBT 84,3 Mio EUR und der Jahresüberschuss 50,1 Mio EUR. Nach neun Monaten wurde die Steigerungsrate beim Ergebnis vor Steuern auf 89% beziffert, der Jahresüberschuss hatte sich mehr als verdoppelt.

Eine genaue Prognose für das kommende Jahr will das Unternehmen im Januar 2009 erstellen, wenn die finalen Zahlen für 2008 vorliegen. Derzeit rechne man für das Segment "Werkzeugmaschinen" mit einem Rückgang, das Segment "Services" solle mindestens konstant bleiben und die Solarsparte soll weiter zulegen.

Gildemeister-Aktien verloren bis gegen 12.24 Uhr in einem sehr schwachen Markt 7,7% auf 7,90 EUR.

Webseite: http://www.gildemeister.com/ -Von Dorothee Tschampa, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29725 114; dorothee.tschampa@dowjones.com DJG/dct/roa

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