UPDATE: SAP legt Zeitplan für Kauf von Business Objects vor

24.10.2007
(NEU: Details und Hintergründe, Quartalszahlen Business Objects, Analystenkommentar) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Details und Hintergründe, Quartalszahlen Business Objects, Analystenkommentar) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

WALLDORF (Dow Jones)--Die SAP AG hat in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC weitere Details für die Übernahme der französischen Business Objects vorgelegt und dabei erstmals einen konkreten Zeitplan genannt. Demnach soll die Annahmefrist für die Offerte vom 12. Dezember bis zum 18. Januar laufen, heißt es in der auf der SAP-Webseite veröffentlichten Mitteilung an die SEC. Beide Unternehmen haben sich den Angaben zufolge in weniger als vier Monaten auf die Übernahme einigen können.

Bislang hatte SAP mitgeteilt, dass das Angebot von verschiedenen regulatorischen Genehmigungen abhänge. Wie aus dem Dokument nun hervorgeht, rechnet SAP am 28. November mit einer Entscheidung der Europäischen Kommission und am 10. Dezember mit einem Votum aus dem französischen Wirtschaftsministerium. Das endgültige Ergebnis der Übernahmeofferte soll am 31. Januar veröffentlicht werden.

SAP hatte Anfang Oktober angekündigt, den Business-Objects-Aktionären 42,00 EUR je Anteilsschein zu bieten. Die Übernahme soll im Wege eines öffentlichen Gebots nach französischem Recht und über ein paralleles öffentliches Gebot nach US-Recht stattfinden. Business Objects ist an der Euronext und an der Nasdaq notiert. Insgesamt liegt das Volumen der Übernahme bei mehr als 4,8 Mrd EUR. Am Mittwochmorgen notiert das Business-Objects-Papier bei 41,22 EUR und damit unterhalb des SAP-Gebots.

Das Übernahmevolumen will SAP früheren Angaben zufolge etwa zur Hälfte aus der eigenen Liquidität und zur Hälfte aus Fremdmitteln finanzieren. Dabei soll der Zukauf zunächst aus dem Cash-Flow und dann via Fremdmitteln über 2,0 Mrd bis 2,5 Mrd EUR fremd finanziert werden, hatte SAP-Finanzvorstand Werner Brandt bei der Präsentation des Übernahmevorhabens angekündigt.

Wie aus dem SEC-Filing nun hervorgeht, stellt die Deutsche Bank dem Walldorfer Softwarekonzern im Zusammenhang mit dem Busines-Objects-Kauf Kreditlinien über 5 Mrd EUR zu Verfügung. Die Deutsche Bank garantiere damit die Finanzierung des gesamtemn Transaktionsvolumens, heißt es bei SAP mit Blick auf die höher als benötigte Kreditlinie.

In der Mitteilung an die SEC äußert sich SAP auch erstmals zu den erwarteten Synergien aus der Übernahme von Business Objects. Zuvor hatte der DAX-Konzern angekündigt, den französischen Softwareanbieter als eigenständige Tochter weiter zu führen.

Die Synergien beziffert SAP nun unter Berufung auf "vorläufige Analysen" auf 300 Mio bis 320 Mio EUR. Diese würden sich sowohl auf der Umsatz- als auch Kostenseite ergeben. Angesichts einer Kostenbasis von rund 10 Mrd EUR der kombinierten Unternehmen seien die Kostensynergien aber nicht "signifikant".

Um sich mit dem Management von Business Objects auf die Übernahme zu einigen, benötigte SAP den Angaben in der Mitteilung zufolge weniger als vier Monaten. Demnach habe der erste Kontakt zwischen Co-CEO Leo Apotheker und Business-Objects-Chairman Bernard Liautaud am 17. Juli 2007 stattgefunden. Hier seien strategische Optionen inklusive einer Kombination der beiden Geschäfte erörtert worden.

Nach zwei weiteren Gesprächen begann die heiße Phase der Verhandlungen zwischen den Beteiligten dann Anfang September. Das Dokument listet über 20 Treffen, Telefonate und Gespräche auf, in denen die Vertreter der beiden Unternehmen und später auch Berater der Investmentbank Goldman Sachs die Übernahme aushandelten. Am Sonntagabend, den 7. Oktober, veröffentlichten SAP und Business Objects dann die Übernahmeplanungen.

Mit der Ankündigung der Übernahme legte Business Objects auch gleich eine Gewinnwarnung vor, da das operative Geschäft in den Monaten Juli bis September schwächer als erwartet gelaufen war. So senkten die Franzosen die Gewinn- und Umsatzprognosen für das dritte Quartal. Wie das Unternehmen nun am Berichtstag mitteilte, ging der Gewinn belastet von einem schwachen Lizenzgeschäft und Sonderaufwendungen im Vergleich zum Vorjahr auf 6,35 Mio von 19,6 Mio USD zurück. Der Umsatz stieg dagegen um 19% auf 369 Mio USD.

Für den Rest des Jahres sieht das Unternehmen in Folge der Übernahme durch SAP Unsicherheit und weniger Voraussehbarkeit bei der geschäftlichen Entwicklung. Entsprechend habe Business Objects seine Viertquartals- und Gesamtjahresprognose zurückgezogen.

Für die Analysten der Citigroup kommt dieser Schritt "nicht überraschend". Sie gehen mit Blick auf den Übernahmezeitplan ohnehin davon aus, dass die Viertquartalszahlen überhaupt nicht mehr veröffentlicht werden. Generell ändere das schwache dritte Quartal von Buiness Objects nicht an der Einschätzung, dass SAP mit den Franzosen einen "exzellenten" Wert gekauft habe.

Business Objects ist nach eigenen Angaben der weltgrößte Hersteller von Datenbank-Management-Lösungen für Unternehmenskunden (Business Intelligence). Business Objects hatte im vergangenen Geschäftsjahr 2006 bei einem Umsatzplus von 16% auf 1,254 Mrd USD ein Nettoergebnis von 75,4 Mio USD erwirtschaftet. Mit der Software von Business Objects können Datenbanken verwaltet und analysiert werden.

Mit dem Zukauf folgt SAP ihrem schärfsten Wettbewerber Oracle auf diesen Markt. Der US-Softwarehersteller hatte Anfang März angekündigt, die Nummer zwei im Business-Intelligence-Bereich Hyperion für 3,3 Mrd USD zu übernehmen. Für SAP ist Business Objects der größte Zukauf der Unternehmensgeschichte.

Webseite: http://www.sap.com - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 - 5521 4030 industry.de@dowjones.com DJG/abe/brb

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