Viiv lässt den UE-Handel kalt

07.02.2006

Von Ulrike Goressen

Viiv revolutioniert das Wohnzimmer - so die Werbeaussage von Intel und den zahlreichen Mitstreitern aus dem Lager der UE- und IT-Hersteller. Denn Viiv soll einfaches Handling, komfortable Bedienung und höchste Qualität garantieren. Und durch konsequente Standardisierung die Kaufentscheidung des Kunden erleichtern und ihm Investitionssicherheit bieten. So weit die viel versprechende Theorie.

Doch wie sieht es in der Praxis, also im UE-Fachhandel, aus? CE-Business fragte bundesweit Fachhändler, welche Bedeutung Viiv für sie und ihre Kundschaft hat. Die Antworten waren ernüchternd.

"Der Begriff Viiv ist mir völlig unbekannt", gibt eine Angestellte des Hausgeräte- und TV-Fachhändlers "Die netten Naumaenner" in Dresden unumwunden zu. "Wir sind hier in Sachsen, da kaufen die Leute in erster Linie Ersatzgeräte, Heimvernetzung ist hier kein großes Thema."

Nicht nur in Sachsen, sondern auch in Hamburg tätigen die Kunden in erster Linie einzelne Ersatzkäufe, wie Michael Tietz von MediMax bescheinigt. Aber für die Zukunft sieht er echte Chancen auf Viiv zu kommen.

Enrico Kobilus von King Music in Berlin kann mit dem Begriff nicht viel anfangen. Wer in seinen Laden kommt, fragt in der Regel gezielt nach neuen Produkten, also nach einem Fernseher, einer HiFi-Anlage oder einer AV-Lösung. Dabei spielt der Preis offenbar eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind den Kunden Funktionsumfang und Qualität. So läuft MacroSystems Enterprise (Media Center) oder Hermstedts Hifidelio (wireless Music Center) "wie geschnitten Brot".

"Unsere Kunden interessieren sich nicht für Viiv", berichtet Jürgen Bürtsch von Heimkinotraum in München. "Sie fragen, wie verteile ich digitalisierte Bilder oder Musik im Haus oder in der Woh-nung. Sie wollen von uns eine konkrete Lösung für ihr ureigenstes Vernetzungsproblem und keine Standards."

Volle Integration ist ein absolutes Muss

In Eugen Hencke, Inhaber von Falcon Systems in Paderborn, findet sich ein Händler, der sich mit Viiv sehr gut auskennt. Doch er hängt gleich ein großes Aber an. "Intel zielt mit dieser Aktion nicht auf unsere Kunden. Diese verlangen nach hoch integrierten Lösungen, in denen die Aspekte Sicherheit und Hausautomation eine wichtigere Rolle spielen als nur digitales Entertainment. Was Intel jetzt für den kleinen Geldbeutel im kleinen Rahmen anbietet, gibt es von Crestron schon seit Jahrzehnten in ausgereifter Form." Grundsätzlich findet er die Viiv-Idee aber gut. Hencke wird sich nach seinem CeBIT-Besuch entscheiden, ob und in welchem Umfang er entsprechende Produkte und Lösungen ins Angebot nimmt. Doch auch diese müssen hoch integriert sein. Geräte, für die etwa eine weitere Fernbedienung nötig sei, kommen für ihn erst gar nicht in Frage.

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Profilierungs-Chance

Erst allmählich dämmert es den klassischen UE-Händlern, dass hier ein Thema auf sie zukommt, mit dem sie sich intensiv beschäftigen sollten.

Der Erfolg der Qualifizierungsoffensive "IQ - be on the way" von Euronics Deutschland eG in Kooperation mit Intel beweist zum Beispiel das wachsende Interesse der UE-Spezialisten. Die Verbundgruppe hatte mit etwa 70 Anmeldungen für das Trainingsprogramm zur Vernetzung von Unterhaltungselektronik mit PC-Technik gerechnet, tatsächlich startete es aber mit 180 Teilnehmern. Bis zum Jahresende sind die Schulungen ausgebucht.

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