Warenwirtschaft in der Distribution

18.05.2007
Die Anforderungen eines Distributors an ein ERP-System zu erfüllen ist nicht jedermanns Sache. Der Parity-Partner KSH hat bei der Wave Computersysteme GmbH überzeugt.

Von Dr. Ronald Wiltscheck

Es muss nicht immer SAP sein. Erfolgreiche Distributoren können auch mit anderen Warenwirtschaftssystemen arbeiten. Die Wave Computersysteme GmbH erledigt diese Aufgabe beispielsweise mit der Software von Parity.

Bis September 2006 arbeitete der Distributor noch mit dem MS-DOS- basierten Warenwirtschaftssystem des Herstellers Defacto. Dessen ERP-Lösungen sind eigentlich auf die speziellen Bedürfnisse von Großhändlern zugeschnitten, aber zuletzt gelangte die Software bei Wave an ihre Grenzen. Sascha Graf, Geschäftsführer beim Parity-Partner KSH Datentechnik, erinnert sich: "Das System war bis zum Anschlag ausgereizt, der Kunde hat bereits Satelliten eingerichtet."

Spätestens da ist es Wave klar geworden, dass man unbedingt ein neues ERP-System benötigte - eine einheitliche, datenbankgestützte Lösung für alle Anwender. Auch Mitarbeiter des angeschlossenen Online-Shops sollten mit der gleichen Software arbeiten.

Zuerst wandte sich der IT-Leiter bei Wave, Lasse Goericke, an Microsoft, um zu eruieren, ob die Navision-Technologie sich für den Großhändler eignet. Doch bereits in der Analysephase ist den Verantwortlichen bei Wave klar geworden, dass die "Microsoft Dynamics NAV"-ERP-Lösung nicht zu dem Distributor passte.

Nicht nur, dass die Software den IT-Verantwortlichen bei Wave zu teuer war, bei der Vorstellung der Funktionalitäten von "Dynamics NAV" konnte der Microsoft-Vertriebspartner den Distributor nicht überzeugen. Der Großhändler sah keine Möglichkeit, die eigenen spezifischen Aufgaben in der Warenwirtschaft mit der Software von Microsoft zu lösen. "Es war absehbar, dass weder unsere Erwartungshaltungen erfüllt noch die prognostizierten Kosten im Rahmen bleiben würden", begründet Wave-Geschäftsführer Carsten Kellmann den Abbruch des ersten Projektes.

Da erinnerte man sich bei Wave an einen CeBIT-Termin mit dem ERP-Hersteller Parity Software. Und von da an ging es relativ rasch vorwärts. Der Hersteller aus dem württembergischen Schwieberdingen kontaktierte sogleich seinen Partner aus dem Allgäu, KSH Datentechnik aus Ottobeuren, und beauftragte deren Geschäftsführer Sascha Graf mit der Projektleitung.

Die anschließenden Verhandlungen mit dem Kunden gestalteten sich sehr fruchtbar: "Vertreter aller Abteilungen bei Wave, die die Software später nutzen sollten, waren stets involviert", sagte Graf gegenüber ChannelPartner. So erarbeitete der Parity-Partner mit dem Distributor ein gemeinsames Konzept. "Der Projektpreis spielte dabei keine herausragende Rolle", erinnert sich Graf. "Wave hat uns von Anfang an vertraut!" In die gleiche Kerbe schlägt Wave-Geschäftsführer Kellmann "Mit Parity haben wir einen Partner gefunden, der es verstanden hat, unser bestehendes Know-how mit dem eigenen auf einen Nenner zu bringen."

Diese das eigentliche Projekt vorbereitenden Arbeiten nahmen etwa ein halbes Jahr in Anspruch. Dafür ging die Installation der Software bei Wave relativ rasch vonstatten: Gerade mal zwei Wochen benötigte der Parity-Partner für diese Aufgabe. Denn die eigentliche Arbeit ging da erst los - das Customizing. Diese kundenspezifische Anpassung bestand eben nicht nur im Modifizieren von Feldern in der Benutzermaske, sondern beinhaltete auch komplett neue Module und Softwarebestandteile, die von Parity-Spezialisten programmiert werden mussten. Selbstredend waren in diesen Prozessen alle davon betroffenen Abteilungen von Wave ständig involviert.

Damit wollte KSH Datentechnik mandantenübergreifendes Arbeiten mit der gleichen Warenwirtschaft und Lagerhaltung ermöglichen. Denn Wave unterhält auch einen eigenen Online-Shop für Endkunden, die Alternate Computerversand GmbH. Nun sollten Mitarbeiter von Wave Distribution und von Alternate mit derselben Software arbeiten, gleichzeitig aber den Fachhändlern die Waren mit HEKs netto ausweisen, während für Endkunden die entsprechenden Bruttopreise anzugeben sind.

In der Endausbaustufe des Projekts sollen 400 der insgesamt 850 Mitarbeiter von Wave und Alternate mit der Parity-Software arbeiten. Dabei kommt die Warenwirtschaft "AB 1000" zum Einsatz, ferner das Rechnungswesen-Modul "FB 1000". Beide Bestandteile des "ParityERP"-Pakets sind mit der bei Wave vorhandenen Lagerverwaltungssoftware und dem selbst programmierten Webshop verknüpft. Für den korrekten Datenfluss zwischen diesen Systemen sorgt der "Parity Application Component Server" (PACS).

Diese Integrationsplattform des schwäbischen Herstellers genügt den modernsten Anforderungen an derartige Software. So vermag etwa PACS seine Geschäftsprozesslogik beliebigen Anwendungen als Web-Services zur Verfügung zu stellen; das Ganze gehorcht der Service-orientierten Architektur (SOA). Deshalb findet auch Wave-Geschäftsführer Kellmann seine Entscheidung für die Software aus Schwieberdingen mehr als gerechtfertigt: "Parity-ERP hat uns als äußerst zuverlässiges, stabiles und vor allem sehr flexibles System überzeugt. Für unsere hohen Ansprüche, unsere bestehenden Lösungen auch weiterhin zu nutzen, waren die Anpassungsfähigkeit und die PACS-basierte flexible Technologie ausschlaggebende Kriterien bei der Auswahl."

Die Herausforderungen

Ganz so wie geplant ist das Projekt bei Wave auch nicht abgelaufen: So mussten Parity-Techniker etwa ein spezielles Service-Modul entwickeln. Der Aufwand für diese Aufgaben wurde anfangs etwas unterschätzt. Auch die Anpassung der Bausteine "Einkauf" und "Lagerwertausgleich" gestaltete sich komplexer und zeitintensiver als erwartet.

Dennoch ist der Distributor mit der Arbeit des Parity-Partners mehr als zufrieden: "Schon heute zeichnet sich ab, dass wir mit der neuen ERP-Lösung unsere Effizienz in allen logistischen Prozessen entscheidend verbessern können. Zudem haben wir ein System etabliert, das uns auch auf lange Sicht Ausbaufähigkeit und damit Zukunftssicherheit bietet", fasst Wave-Geschäftsführer Kellmann die Ergebnisse des Projekts zusammen. Für Parity und den Dienstleister KSH Datentechnik geht die Arbeit aber nicht aus. Ab dem 1. Juli 2007 soll das bisher schon bei Wave in Linden, Düsseldorf und Dresden eingesetzte System auf die Niederlassungen in Holland und Spanien übertragen werden. Außerdem möchte der Distributor auch noch das Parity-ERP-Modul "EDI" (Electronic Data Interchange) flächendeckend einführen, um all seine Lieferanten digital an die eigene Warenwirtschaft einzubinden.

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