Warum Oracle SAP verklagt

26.03.2007
Der deutsche Softwarekonzern SAP AG sieht sich mit einer spektakulären Klage seines amerikanischen Erzrivalen Oracle konfrontiert.

Von Wolfgang Leierseder

Erzrivalen sind die Softwareriesen SAP und Oracle schon lange. Aber der Kampf der beiden Softwerker hat nun eine neue Dimension erreicht: Oracle wirft SAP den "Diebstahl" von "Tausenden von geschützten Dokumenten" vor. Nun hat Oracle bei einem Gericht in San Francisco eine Klage eingereicht, in der dem Walldorfer Softwareriesen "Diebstahl in großem Stil" vorgeworfen wird.

In der 43 Seiten umfassenden Klageschrift wirft Oracle SAP vor, es habe sich "systematisch" Zugang zu den Computern von Oracle und deren Kundenbetreuungsprogrammen verschafft. Dort habe es sich "Tausende Softwareprodukte" sowie anderes vertrauliches Material angeeignet. "Im Ergebnis hat SAP eine illegale Bibliothek von Oracles urheberrechtlich geschütztem Software-Code und anderem Material gesammelt", heißt es in der Klage.

Verdächtige Downloads

Indem SAP die Zugangsdaten von Kunden wie Honeywell und Merk & Co. benutzt habe, habe es eine falsche Identität vorgetäuscht. Oracle begründet diese Aktionen der texanischen SAP-Support-Tochter TomorrowNow damit, dass SAP nach den zahlreichen Zukäufen der Ellison-Company in der Defensive sei und infolgedessen versucht habe, "anstatt die eigenen Produkte und Angebote zu verbessern, Oracle zu unterminieren".

Festgestellt haben die Amerikaner die angeblichen Versuche SAPs, als sie im November und Dezember 2006 eine "ungewöhnliche Download-Aktivität" auf besagter Website feststellten. Dabei sei von einigen Kundenkonten extrem viel Material abgerufen worden. Beispielsweise seien über ein Kundenkonto an vier aufeinanderfolgenden Tagen im Schnitt 1.800 Dokumente pro Tag abgerufen worden - Oracle gibt als gewöhnliche Aktivität eines Kunden mit normalerweise rund 20 Downloads im Monat an.

Erschwerend sei, dass solche Konten benutzt worden seien, die kurz vor dem Ablauf standen oder bereits abgelaufen seien. Außerdem seien Zugänge von Kunden, die von Oracle zu SAP gewechselt seien, benutzt worden.

Oracle habe die Login-Information verfolgt und sei auf die SAP-Tochter SAP TomorrowNow gestoßen.

Diese Firma, die auf die Betreuung von PeopleSoft-Kunden spezialisiert ist, ist seit Januar 2005 im Besitz von SAP. Sie wurde 1998 von ehemaligen Peoplesoft-Managern gegründet und offeriert Oracle-Kunden Support. Dabei unterbiete sie den Datenbankanbieter um bis zu 50 Prozent, wie Oracle schreibt. Oracle fordert nun Schadensersatz in nicht genannter Höhe sowie eine einstweilige Verfügung, mit der SAP der Zugang zu Oracle-Systemen verboten werden soll.

Die Walldorfer wollten sich zu den Vorwürfen nicht konkret äußern. Allerdings kündigte das Unternehmen an, sich gegen die Vorwürfe des Konkurrenten Oracle aggressiv zur Wehr setzen. "SAP gibt hierzu keinen anderen Kommentar ab, als dass wir uns aggressiv gegen die Vorwürfe Oracles verteidigen werden", schrieb Konzernsprecher Steve Bauer in einer E-Mail.

SAP setzt sich aggressiv zur Wehr

Die US-Tochter TomorrowNow werde ungeachtet der Klage weiterhin Produkte und Services für Anwendungen von PeopleSoft bereitstellen. Weltweit betreibt SAP das Supportprogramm "Safe Passage" für Oracle-Kunden. Das Programm bietet Oracle-Kunden neben dem Support die Möglichkeit an, auf SAP-Software umzusteigen.

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