XETRA-SCHLUSS/US-Konjunkturdaten verderben das Spiel

31.07.2008
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einer wahren Flut von unter dem Strich etwas besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen ist der deutsche Aktienmarkt dennoch kaum gegenüber dem Vortag verändert aus der Sitzung am Donnerstag gegangen. Als Spielverderber haben sich dabei einmal mehr als schlechter als erwartet eingeschätzte US-Konjunkturdaten erwiesen.

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einer wahren Flut von unter dem Strich etwas besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen ist der deutsche Aktienmarkt dennoch kaum gegenüber dem Vortag verändert aus der Sitzung am Donnerstag gegangen. Als Spielverderber haben sich dabei einmal mehr als schlechter als erwartet eingeschätzte US-Konjunkturdaten erwiesen.

Die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und zum Arbeitsmarkt der größten Volkswirtschaft der Welt drückten den DAX am Nachmittag zunächst in die roten Zahlen, nachdem das Kursbarometer der heimischen Standardwerte zuvor noch mit gut 1% im Plus notiert hatte. "Die Marktteilnehmer gewichten die von den Unternehmen veröffentlichten Quartalszahlen zunehmend geringer. Denn sie kochen letztlich nur die vergangenen drei Monate noch einmal auf. Daher werden nur noch deutlich positive Überraschungen honoriert. Als wesentlich wichtiger werden makroökonomische Daten mit Prognosekraft für die künftige konjunkturelle Entwicklung eingeschätzt", sagte ein Händler.

Dass am Ende des Handelstages dann letztlich doch noch ein kleiner Gewinn zu Buche stand, war Marktteilnehmern zufolge lediglich einer durch einen wieder etwas sinkenden Ölpreis befeuerten technischen Gegenbewegung zu verdanken. Der DAX ging schließlich mit einem Plus von 0,3% oder 19 Punkten auf 6.480 aus der Sitzung. Für den MDAX, das Kursbarometer der Werte mit mittlerer Marktkapitalisierung, ging es um 0,7% bzw 54 Zähler auf 6.280 nach oben. Der technologielastige TecDAX legte um 2,1% oder 16 Stellen auf 766 zu. Aus charttechnischer Sicht rücken für das Kursbarometer der deutschen Standardwerte damit nunmehr der Widerstand bei 6.500 Punkten sowie die Unterstützung bei 6.405 Zählern in den Blick. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 155,4 (Vortag 140,2) Mio Aktien im Wert von rund 5,77(Vortag 5,86) Mrd EUR.

Der nachmittägliche Abgabedruck für den deutschen Aktienmarkt resultierte in erster Linie aus der ersten Veröffentlichung des US-BIP im zweiten Quartal sowie der wöchentlichen Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung. Die Wirtschaftsleistung der größten Ökonomie der Welt war dabei mit einem annualisierten Plus von 1,9% gegenüber dem vorangegangenen Vierteljahr wesentlich weniger stark als von Volkswirten erwartet gewachsen. Die Konsensprognose der Ökonomen hatte auf ein Plus von 2,3% gelautet. Auch die Erstanträge hatten sich mit einer Zunahme um 44.000 deutlich schlechter als prognostiziert entwickelt. Volkswirte hatten im Mittel ihrer Erwartungen mit einbem Rückgang um 8.000 gerechnet.

Die BIP-Zahlen unterstrichen die zurückgehende Konsumneigung, die nachlassende Investitionsbereitschaft der Unternehmen sowie die Schwierigkeiten im Baugewerbe, kommentierte ein Ökonom die Daten. Lediglich der Export profitiere von der Schwäche des Dollar. Damit wachse die US-Wirtschaft nun bereits seit dem vierten Quartal 2007 unter Potenzial. Es sei daher nicht mehr gewährleistet dass die US-Wirtschaft im laufenden Jahr noch um 2% wachsen werde.

Auch der Arbeitsmarkt bleibe angeschlagen, sagte er. Die US-Unternehmen bauten weiter Arbeitsplätze ab. Daher sei auch am Freitag wohl mit einem schwachen Arbeitsmarktbericht für Juli zu rechnen. Angesichts der Wachstumssorgen sei es trotz der anhaltenden Inflationsgefahren kaum vorstellbar, dass die Federal Reserve in absehbarer Zeit den Leitzins anheben werde.

Unter den Einzelwerten entwickelten sich in erster Linie die aus eher defensiv geltenden Branchen stammenden Aktien besser als der Gesamtmarkt. Für die beiden Versorger und Indexschwergewichte E.ON und RWE ging es um 1,2% auf 122,45 EUR respektive 1,4% auf 76,96 EUR nach oben. Deutsche Telekom verteuerten sich um 2,4% auf 11,16 EUR und waren damit stärkster DAX-Wert.

Bayer profitierten von den guten Zweitquartalszahlen und der angehobenen Gesamtjahresprognose von AstraZeneca und schlossen 1,5% fester bei 55,42 EUR. In der zweiten Vierteljahr war der Vorsteuergewinn des britischen Pharmakonzerns auf 2,28 Mrd USD gestiegen und hatte damit den Analystenkonsens von 2,10 Mrd USD übertroffen. Für das Gesamtjahr rechnet AstraZeneca nunmehr mit einem Ergebnis je Aktie von 4,60 USD bis 4,90 USD.

Deutsche Bank verteuerten sich nach dem am Morgen vorgelegten Bericht über den Geschäftsverlauf im zurückliegenden Vierteljahr um 1,3% auf 59,59 EUR. Besonders das Zinsergebnis und der Provisionsüberschuss seien gut ausgefallen, hieß es am Markt. Allerdings seien die Abschreibungen höher als erwartet gewesen. Angesichts der sich weiter zuspitzenden Lage am US-Immobilienmarkt könne es im Jahresverlauf noch zu weiteren Wertberichtigungen kommen.

Auf den Verkaufslisten der Marktteilnehmer standen hingegen die Standardwerte, die mit ihren Zahlenwerken für das abgelaufene Quartal enttäuscht hatten. So verbuchte Deutsche Post World Net in den zweiten drei Monaten ein gegenüber dem Vorjahr rückläufiges Nettoergebnis. Für die Aktien ging es daraufhin um 2,9% auf 15,09 EUR nach unten. Zum Umsatz und zur EBIT-Entwicklung hatte sich das Logistikunternehmen bereits am 23. Juli geäußert und bei dieser Gelegenheit auch die Jahresprognose für den Konzern insgesamt bestätigt.

Deutsche Postbank gaben im Kielwasser um 2,5% auf 45,51 EUR nach. Zusätzlich belastet wurden die Papiere durch die andauernde Hängepartie hinsichtlich des Verkaufs des Kreditinstituts. Bei den Gesprächen über die Veräußerung der Tochter sei noch kein Durchbruch erzielt worden, hatte der Deutsche-Post-Vorstandsvorsitzende Frank Appel bei der Vorlage der Quartalszahlen gesagt.

Metro verbilligten sich um 3,1% auf 36,25 EUR und waren damit schwächster DAX-Wert. Die Restrukturierung der Warenhauskette Real und der Adler-Modemärkte hatten das Ergebnis des Handelskonzerns zweiten Quartal belastet und in die Verlustzone gedrückt. Bereinigt um diese Sonderfaktoren blieb das Unternehmen jedoch auf Wachstumskurs. Dazu trug vor allem das internationale Geschäft bei. Die Prognose für das laufende Jahr bestätigten die Düsseldorfer.

Die Musik spielte während der Sitzung am Donnerstag eher in der zweiten Reihe. Dort legten K+S um 8,7% auf 79,59 EUR zu. Zuvor hatte der Hersteller von Düngemitteln seine Prognose für das EBIT im laufenden Jahr auf 1,4 Mrd bis 1,6 Mrd EUR von bisher mindestens 1,1 Mrd EUR angehoben. Die anhaltende Knappheit auf den Düngemittelmärkten lasse weiterhin steigende Preise erwarten, teilte das Unternehmen mit.

Kräftig ging es im MDAX auch für Gildemeister nach oben, die sich um 6,0% auf 18,47 EUR verteuerten. Der Bielefelder Werkzeugmaschinenhersteller hat im ersten Halbjahr beim Umsatz und Auftragseingang zugelegt und das Nettoergebnis mehr als verdoppelt. Zudem erhöhte das Unternehmen seine Jahresprognose für den Auftragseingang und gab erstmals konkrete Steigerungsraten für die Ergebniskennziffern an.

Im TecDAX standen Epcos aufgrund eines Übernahmeangebots des japanischen Elektronikkonzerns TDK im Mittelpunkt. TDK bietet 17,85 EUR je Aktie nach einem Schlusskurs am Mittwoch von 13,88 EUR. Epcos legten daraufhin um 28,6% auf 17,85 EUR zu und schlossen damit genau auf dem Offertenpreis der Japaner. Nordex zogen um 3,7% auf 21,17 EUR an. Hier beflügelte die Nachricht, dass die BMW-Großaktionärin Susanne Klatten einen Anteil von 20% an dem Hersteller von Windkraftanlagen erworben hat.

DJG/jej/raz

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