2000 war ein guter Jahrgang

11.01.2001
Der Zeitraum von Januar bis Oktober 2000 lief nicht schlecht für die Elektronikindustrie. Sowohl Umsatz als auch Produktion und Beschäftigungszahlen stiegen beachtlich. Doch das ist kein Grund, sich zurückzulehnen, denn das Jahr 2000 war von einigen sehr günstigen Faktoren geprägt.

Der ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie) ist zufrieden mit dem gerade abgelaufenen Jahr 2000. Rund 315 Milliarden Mark Umsatz hat die Branche erwirtschaftet. Das ist ein Plus von knapp 15 Prozent - nicht schlecht im Vergleich zu den flauen Jahren davor. "Das übertrifft selbst die optimistischsten Prognosen für 2000. Wir hatten dieses Jahr das stärkste Wachstum seit 1970", freut sich Franz-Josef Wissing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, bei der Sichtung der Zahlen von Januar bis Oktober. Vor allem in der Halbleiter-Sektion konnte eine verstärkte Nachfrage festgestellt werden, was auch gleich zu deutlich längeren Lieferzeiten und höheren Preisen führte.

Fachkräfte wanted!

Auch die Zahl der Beschäftigten in dieser Branche ist auf Wachstumskurs. Ende Oktober verdienten rund 882.000 Arbeitnehmer in der Elektrobranche ihre Brötchen.

Doch die Freude ist nicht ganz ungetrübt. Denn gerade die Arbeitnehmer bereiten der Branche Kopfzerbrechen. In der Elektroindus-trie sieht es nicht anders aus als in der Informationstechnologie oder der Telekommunikation: Fachkräfte werden händeringend gesucht. Bis zum Jahr 2005 wollen die Elektroniker 12.000 bis 13.000 neue Mitarbeiter pro Jahr, vornehmlich Ingenieure und Infor-matiker, einstellen. Das wird zunehmend schwerer, denn der Nachwuchs fehlt. Der hohen Nachfrage stehen nur rund 7.300 Hochschulabsolventen jährlich gegenüber. Und um die prügeln sich zunehmend auch andere Branchen, wie die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die Energie- oder die Verkehrswirtschaft. Dennoch ist Wissing zuversichtlich, dass die 900.000er-Schwelle bei den Arbeitsplätzen insgesamt spätestens Ende 2001 überschritten sein wird.

Vorsichtige Prognosen für die Zukunft

Die Vorausschau Wissings für das nächste Jahr ist trotz der hervorragenden Ergebnisse eher realistisch denn euphorisch. "Wir werden einen Umsatzzuwachs von etwa sechs bis sieben Prozent im nächs-ten Jahr erreichen", schätzt er vorsichtig. Etwa 330 Milliarden Mark werde die Branche umsetzen, vermutet der Experte. Der Grund für die Vorsicht: Etwa Mitte des Jahres sind die Auftragseingänge auf einmal abgeflacht. Und Wissing weiß, dass es noch keinen Grund für übertriebenen Optimismus gibt. "Wir müssen abwarten. Dieses Jahr war einfach von besonders günstigen Faktoren geprägt", erklärt er. "Zum Beispiel haben wir von den niedrigeren Lohnstückkos- ten profitiert. Außerdem war der Euro-Kurs ausgesprochen niedrig, was die Exporte begünstigt hat." Einen sorgenvollen Blick wirft er deshalb auf die von der Regierung geplante Verschlechterung der Abschreibungsregelung oder die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes.

Der günstige Kurs des Euro hat dementsprechend auch zu einer deutlichen Steigerung der Exportumsätze geführt - bis zum Ende des dritten Quartals 2000 um satte 27 Prozent. Fleißige Kunden sind dabei Südostasien (40 Prozent Plus) und Osteuropa (32 Prozent Plus). Die USA bestellten bei der deutschen Elektrobranche rund 32 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt stieg das Auslandsvolumen auf rund 200 Milliarden Mark. Dies kann sich allerdings schnell ändern. Denn wenn sich der Euro-Kurs erholen sollte, werden sich auch die ausländischen Kunden genauer überlegen, was und wie viel sie bei der deutschen Elektroindustrie in Auftrag geben. Wissing jedenfalls weiß, was nötig ist, damit eine ungünstige Entwicklung des Kurses gegebenenfalls ausgeglichen werden kann: mehr Marktwirtschaft, Flexibilität, niedrige Steuern und weniger Regulierung - eben all das, was eine gute Geschäftsentwicklung ohnehin begünstigt. (gn)

www.zvei.de

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