Aktien der amerikanischen PC-Hersteller stürzten ab

10.12.2000
Die Aktien der amerikanischen PC-Hersteller stürzten infolge der Gewinnwarnung von Apple ab. Das Gute am Schlechten: Die Papiere sind jetzt vernünftig bewertet und somit wieder interessant geworden.

Die Bewertungsmuster wurden im Zeitalter des Internet zunehmend großzügiger ausgelegt. Jetzt sind die abgehobenen Computer-Hardware-Papiere jedoch auf den Boden der Realität zurückgekehrt. Auch Dell ist dafür ein gutes Beispiel. Wenn man die Formel zugrunde legt, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Wachstumswerten in etwa dem jährlichen prozentualen Gewinnplus entsprechen soll (Price-Earning-Growth/PEG), stand der Dell-Kurs bei einem Ertragszuwachs von durchaus beachtlichen 35 Prozent zweimal so hoch wie "erlaubt". Nach dem jüngsten Rückgang auf 30 Dollar bewegt er sich mit einem KGV von 35 für 2000 und 26 für 2001 wieder ziemlich genau im zugestandenen Rahmen. Insofern ist die Aktie interessant.

Compaq muss Profitmarge verbessern

Dell rechnet weiter mit überdurchschnittlichen Plusraten bei Umsatz und Ertrag. Es wurde eine neue Linie von Servern herausgebracht, die speziell für Internet-Aufgaben zugeschnitten sind. Mit 260 Prozent Zuwachs besonders flott liefen die Geschäfte mit den großen Dot-coms und Internet-Service-Providern. Daneben wurde ins Datenspeichergeschäft expandiert. Die Produktpalette wird erweitert. 1996 stand die Dell-Notierung übrigens bei 0,70 Dollar. An dem riesigen Kursgewinn wird der Erfolg des Unternehmens deutlich.

Compaq Computer hatte schon voriges Jahr Gewinnwarnungen präsentiert. Infolge verschiedener Probleme bei den Übernahmen von Tandem und Digital Equipment sowie interner Querelen ging die Aktie seit Anfang 1999 von 51 auf 19 Dollar zurück. Danach hat der Kurs dank der wieder besseren Ergebnisse kräftig angezogen. So fiel der jüngste Rückgang auf 26 Dollar vergleichsweise glimpflich aus. Die Produktpalette ist breiter. Der Konzern erzielt mit MainFrames, Servern, Workstations und dem Service dazu 52 Prozent seines Umsatzes (2000er-Prognose: 42,3 Milliarden Dollar), der Anteil von Desktops sowie tragbaren Geräten beträgt 32, der von PCs für den Consumer-Markt 16 Prozent. Außerdem ist die Compaq-Aktie gemessen am KGV billiger als die Konkurrenzpapiere. Die Profitmarge, die derzeit nur zwischen 4,1 und 5,0 Prozent liegt, müsste jedoch besser werden.

Die Notierungen der amerikanischen PC-Hersteller verlaufen schon länger wenig überzeugend. Am ehesten gefielen noch die Gateway-Aktien, aber auch die hatten Einbußen zu verzeichnen. Dieses Jahr standen sie schon mal bei 75 Dollar, genau so hoch wie die App-le-Notiz - nur dass Gateway das stärkere Ertragswachstum hatte. Das Umsatzplus kam infolge Komponentenmangels nicht ganz mit. Aber da hätte Gateway nächstes Jahr Apple ebenfalls überholt. Vermutlich ist der Gateway-Kurs deshalb nur auf 46 Dollar abgestür - anders der von Apple, der fiel auf 25 Dollar.

Die kürzliche Reduzierung der 2000er-Gewinnprognose von 1,84 auf 1,70 Dollar pro Aktie und von 2,00 auf 1,80 für 2001 ist nicht unbedingt eine Überraschung. Es gab auch Analysten, die zu Apple schon länger auf Distanz gingen. Die Geräte seien zu teuer, die Produktpalette nicht breit genug, und das Wachstum ließe sich nicht halten. Die Gewinnmarge ist leicht rückläufig. Hinter der mit 33 Prozent Plus recht stattlichen Vorhersage zum Umsatzwachstum (1999: 6,134, 2000: 8,2 Milliarden Dollar) steht noch ein dickes Fragezeichen. Indessen hat das Unternehmen eine Zeitlang neue Maßstäbe gesetzt. Den Wandel vom Fast-Pleite-Papier zum Super-Performer mit einem Anstieg von sieben Dollar Anfang 1998 auf 75 Dollar diesen März verdankten die Aktionäre dem ebenso ungewohnten wie ansprechenden Design der Rechner.

Appels Imagekorrektur doch erfolgreich

Apple setzte auf die alte Fangemeinde und unterzog sich gleichzeitig erfolgreich einer Imagekorrektur. 28 Prozent der I-Mac-Käu- fer waren Computer-Erstkäufer, und 17 Prozent besaßen zuvor andere PC-Marken. Der Reiz des Neuen schwindet jetzt offenbar, die abklingende Internet-Euphorie be- sorgt den Rest. "Wir bleiben vorsichtig, was die Aktie betrifft", erklären die Analysten jetzt. Andererseits kostet die Aktie nurmehr das 16fache des voraussichtlichen Jahresgewinns und ist damit ziemlich billig.

Problematisch für alle US-amerikanischen PC-Hersteller ist der hohe Dollarkurs, der die Gewinne im Exportgeschäft erheblich schmälert. Manche fürchten, dass sich die Weltkonjunktur abschwächt, mit negativen Folgen für die Computerhersteller. Unterdessen sind alle Fabrikanten dabei, ihre Produktionskosten zu senken und profitabler zu arbeiten, etwa durch Ver-feinerung ihrer jeweiligen Ver- triebsmodelle. Und nicht zu vergessen ist das traditionell gute Computergeschäft im vierten Jahresquartal, wovon bislang regelmäßig auch die Kurse profitierten. (kk)

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