Amerikanische IT-Unternehmen rechnen mit guten Erträgen

02.03.2000
Die Aktien der etablierten US-Software- und Service-Gesellschaften haben nach der Bewältigung des Y2K-Problems gute Kurschancen.

Das Umfeld der Branche wird einige Jahre noch recht positiv bleiben. Dieses Jahr beginnen die Investitionen der Wirtschaft, Behörden und Privatpersonen für Computer-Power beziehungsweise Software wieder leicht zu steigen. Die meisten Unternehmen kommen laut Prognosen auf beachtliche zweistellige Umsatz- und Ertragszunahmen (siehe Tabelle). Bei People Soft und Informix täuscht die schöne Optik etwas, weil sie infolge einer schwachen Phase von einem niedrigen Gewinnniveau ausgehen. Größte Triebfedern für die Branche sind das Internet, der Zwang zur Rationalisierung, mehr Effizienz und Konkurrenzfähigkeit.

Der Umsatz der vierzig größten US-Unternehmen wird dieses Jahr um zusammen 16,5 Prozent auf rund 120 Milliarden Dollar steigen. Die Profitabilität wird voraussichtlich um 0,3 auf 13,8 Prozent Gewinnmarge zunehmen. Unangefochtener Spitzenreiter ist Microsoft mit rund 38 Prozent. Als Folge des Monopol-Prozesses rechnen die Aktienexperten jedoch mit einer sinkenden Tendenz. Ungewiss ist auch die Kursentwicklung der Microsoft-Papiere. Entgegen den Erwartungen vieler Experten hatte sie Anfang dieses Jahres mit 117 Dollar einen neuen Höchststand erreicht, nimmt seither jedoch ab. Als Begründung wird die Aufteilung des Konzerns in mehrere Gesellschaften genannt ("BabyBills"). Das Argument überzeugt jedoch nicht besonders. Nach bisherigen Erfahrungen repräsentieren mehrere "neue" Gesellschaften zusammen mehr Wert als ein alter Konzern allein.

Eher kritisch hoch ist die teure Bewertung der Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (aktueller Börsenkurs dividiert durch den Gewinn pro Aktie) von 75 auf 2000er-Ergebnisschätzung. Umsatz- und Ertrag nehmen jedoch "nur" um rund 20 Prozent zu, eine relativ große Differenz also. Außerdem ist der PC mit der herkömmlichen Software nicht mehr allein die Basis, um ins Internet zu gelangen. Die sogenannten Information-Appliances bekommen wachsende Bedeutung. Auch der Trend, Software zu mieten, könnte das bisherige Preisgefüge durcheinander bringen. So hat Microsoft als Anführer der Tendenz bei S&S-Aktien an Bedeutung verloren. Die Kursentwicklung ist ungewiss. Positiv: Das neue Betriebssystem Windows 2000 wird nach Meinung der Aktien-Analysten ein Verkaufsschlager. Das aktuelle Geschäft läuft offenbar auch recht gut, obgleich Unternehmenschef Steve Ballmer vor möglichen Gewinnrückgängen gewarnt hat. Außerdem verfügt Microsoft über gewaltige Liquiditäts-Reserven und wertvolle Beteiligungen. Der Konzern könnte - auch aufgespalten in drei Gesellschaften unter einem Holding-Dach - andere Gesellschaften beispielsweise aus dem Telekommunikations- oder Medienbereich übernehmen, etwa nach dem "Vorbild" AOL/Time Warner. Das ist bei den AOL-Aktionären nicht besonders gut angekommen, weil das Papier nun keine Internet-Online-Aktie mehr ist. AOL notiert derzeit 30 Prozent unter dem bisherigen Höchstkurs. Jedenfalls wird die Microsoft-Aktie in nächster Zeit noch öfter Gegenstand positiver wie negativer Spekulationen sein. Mit einer überdurchschnittlichen Performance dürften die anderen in der Tabelle aufgeführten Titel aufwarten, wobei jene mit Internet-Appeal die größeren Chancen haben (zum Beispiel Adobe, Intuit, Oracle).

Im ersten Quartal schwächeln IT-Aktien

Die Tendenz der ersten Wochen des Jahres deutet darauf hin, dass auch weiter viel Geld in Software-Aktien angelegt wird. Andererseits ist der Trend zu recht heftigen Kursschwankungen infolge zunehmender Spekulation mit den Papieren ebenfalls unverkennbar. Gefährlich für High-Tech-Aktien sind Zinserhöhungen, womit seitens der Notenbanken in naher Zukunft durchaus zu rechnen ist. Ein anderer Aspekt muss nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre ebenfalls berücksichtigt werden: Gegen Ende des ersten Quartals neigen die Technologie-Aktien häufig zur Schwäche, um dann im späteren Jahresverlauf wieder anzuziehen. (kk)

www.microsoft.com

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