Digitale Debatte in Deutschland

Angst vor neuen Technologien?

10.02.2012
Neue Technologien werden von vielen Deutschen begeistert genutzt - von einigen aber auch kritisch beäugt. Über die Entwicklungen wird meist intensiver diskutiert als in anderen Ländern. Experten befürchten, dass die Skepsis Deutschland Nachteile bringen könnte.

Neue Technologien werden von vielen Deutschen begeistert genutzt - von einigen aber auch kritisch beäugt. Über die Entwicklungen wird meist intensiver diskutiert als in anderen Ländern. Experten befürchten, dass die Skepsis Deutschland Nachteile bringen könnte.

von Miriam Schmidt, dpa

Viele Deutsche haben Angst vor neuen Technologien
Viele Deutsche haben Angst vor neuen Technologien
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Der Start von Google Street View löste in Deutschland eine große Debatte über Datensicherheit und Privatsphäre aus. Die einen war begeistert von den neuen Möglichkeiten, die anderen wehrten sich dagegen, dass ihr Haus fotografiert und im Internet abgebildet wird. In anderen Ländern wurde Street View im Vergleich dazu relativ teilnahmslos verfolgt - ähnlich wie bei vielen anderen neuen Technologien. "Ich denke schon, dass Datenschutz in Deutschland besonders kontrovers debattiert wird", sagte die Sprecherin des Chaos Computer Club, Constanze Kurz, in Hamburg.

Mit Philosoph Peter Sloterdijk und Marianne Janik, Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland, diskutierte Kurz am Donnerstag darüber, ob die Deutschen im Umgang mit neuen Technologien zu ängstlich seien und welche Konsequenzen diese Einstellung haben könne. "Wir beobachten, dass in Deutschland diese Debatte deutlich intensiver geführt wird", sagte Janik. Sie empfinde das auch als sehr wichtig, betonte aber, dass man das Potenzial der Technologien nicht vergessen dürfe.

Philosoph Peter Sloterdijk sieht die Diskussion über die Angst vor neuen Technologien als "symptomatisch" an. "Die Philosophen fantasieren ja seit vielen Jahren davon, dass die menschliche Seele ein bisschen größer werden soll und nicht nur um ihren Kirchturm herum zentriert bleiben soll", sagte er. "Jetzt ist die Technologie dazu da und alle reden über ihre Angst. Das finde ich sehr symptomatisch."

Der Professor für Philosophie und Medientheorie betonte, dass Deutschland gemeinsam mit den USA und Japan die Technologie-Nation schlechthin sei. "Ich glaube, die ganze Sorge um die Deutsche Medienkompetenz und technologische Kompetenz ist ein wenig irreal", sagte er. "Die Technikskeptiker, soweit es sie in Deutschland noch gibt, das sind meistens abgehängte 68er und noch Ältere." (dpa/rw)

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