Kopierschutz wackelt

Apple verhandelt mit Labels über DRM-Verzicht

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der umstrittene DRM-Kopierschutz endgültig von der Musikindustrie fallen gelassen wird.

Knapp ein Jahr nachdem Apple in seinem Online-Musikdienst iTunes mit dem Verkauf von DRM-freien MP3s des Musiklabels EMI begonnen hat, steht der IT-Konzern nun offenbar auch mit den restlichen drei großen Plattenfirmen der Musikindustrie in entsprechenden Verhandlungen. Wie Cnet unter Berufung auf Insiderquellen aus der Branche berichtet, haben bereits Gespräche mit "mindestens zwei der drei verbleibenden Majorlabels" stattgefunden. Diese hätten allerdings lediglich noch vorbeugenden Charakter, eine endgültige vertragliche Vereinbarung, die einen Verzicht auf Kopierschutzmaßnahmen vorsieht, stehe bislang noch aus. Von offizieller Stelle wollte man laut Bericht diesbezüglich zwar noch keinen Kommentar abgeben. Experten vermuten aber schon jetzt, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis der umstrittene DRM-Kopierschutz endgültig von der Musikindustrie fallen gelassen wird.

"Ich bin fest davon überzeugt, dass es über kurz oder lang keine DRM-geschützten Musikdownloads mehr geben wird", erklärt Timo Becker, Mitbegründer des Musik-Download- und Community-Portals djtunes.com. Im Rahmen des eigenen Angebots habe man von Anfang an bewusst auf den Kopierschutz verzichtet. "Im Gegensatz zu iTunes bedienen wir nicht den Massenmarkt, sondern eine sehr spezielle Zielgruppe. DJs können mit DRM-geschützten Songs zumeist nicht viel anfangen, da sie nur eingeschränkt nutzbar sind", erläutert Becker. Da aber mittlerweile die Forderung nach freien MP3-Downloads von Userseite zunehmend lauter werde und Konkurrenzanbieter diesbezüglich bereits reagiert hätten, sei das Apple-Engagement keine große Überraschung. "Apple kann aufgrund der marktbeherrschenden Position des eigenen Musikservices eine enorme Macht auf die kommerziellen Labels ausüben. Da iTunes derzeit der relevanteste Verkaufsweg für die Majors ist, erscheint es sehr wahrscheinlich, dass diese sich umstimmen lassen", meint Becker.

Sollten die aktuellen Verhandlungen mit Universal Music, Warner Music und Sony BMG tatsächlich zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, würde das einige gravierende Veränderungen für iTunes-Nutzer mit sich bringen. Diese wären dann nicht mehr dazu verdammt, die online erworbene Musik ausschließlich auf Apple-Geräten wie dem iPhone oder dem iPod abzuspielen. Damit wäre einer der größten Kritikpunkte des digitalen Musikdienstes endgültig beseitigt. "Apple ist es gelungen, den iTunes Store mithilfe der starken Marke iPod zu einer gewaltigen Größe am Downloadmarkt für Musik auszubauen. Aber auch für iTunes ist es letztendlich unerlässlich, auf den DRM-Kopierschutz zu verzichten, um eine größere Käuferschaft erreichen zu können. Für die Öffentlichkeit wäre dieser Schritt sicherlich ein sehr starkes Zeichen, das als Zugeständnis der Musikindustrie im Hinblick auf eine künftig freiere Nutzung der online erworbenen Musik verstanden werden könnte", so Becker abschließend. (pte/go)

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