Interview mit Martin Kinne

"Auch ohne Siemens im Namen setzen wir auf Bewährtes"

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
General Manager Martin Kinne steht Rede und Antwort zur Umbenennung von Siemens Enterprise Communications in Unify. Auch die neuen Channel-Pläne sind ein Thema.
Martin Kinne, General Manager und Geschäftsführer der Unify GmbH.
Martin Kinne, General Manager und Geschäftsführer der Unify GmbH.
Foto: Unify GmbH & Co. KG

Siemens Enterprise Communications heißt künftig Unify. Was soll der Name aussagen?
Kinne: Der neue Name steht für die Vision unseres Unternehmens, Geschäftskommunikation zu vereinheitlichen. Er bringt in perfekter Weise unser Markenversprechen und unsere Vision zum Ausdruck, Kommunikationssysteme, Geschäftsprozesse und Menschen zusammenzuführen.

Besonders in Deutschland hat Siemens ein starkes Markenimage, von dem auch Siemens Enterprise Communications profitierte. Sehen Sie keine Gefahr darin, dass Sie jetzt als "NoNamer" nicht mehr wahrgenommen werden?
Kinne: In den letzten Jahren haben wir die Stärken unserer langen Unternehmensgeschichte, unsere Zukunftschancen und unsere Positionierung im Wettbewerb regelmäßig analysiert. Unsere neue Markenidentität stellt unsere Alleinstellungsmerkmale deutlicher heraus. Wir sehen den neuen Namen als große Chance, um uns als Anbieter von Lösungen und Services für die Geschäftskommunikation noch besser im Markt positionieren zu können.

Wir sind nach wie vor ein Schwergewicht in unserer Branche. Immerhin sind unsere Produkte in annähernd 75 Prozent der "Global 500"-Unternehmen im Einsatz – und das bleiben sie auch unter dem Namen Unify. Gleichzeitig setzen wir auf Bewährtes: Unify ist weiterhin ein Joint Venture von The Gores Group und der Siemens AG. Unsere Produkte bleiben die gleichen. Darüber hinaus spielen für uns ein ganzheitlicher Entwicklungsansatz und unser ausgewiesenes Umsetzungsvermögen eine immer größere Rolle – zwei Eigenschaften, für die wir nicht ohne Grund mehrfach als "Leader" im Magic-Quadrant von Gartner für Unified Communications (UC) eingestuft worden sind.

Ein neuer Firmenname ist ein Punkt, was ändert sich an der Strategie des Unternehmens?
Kinne: Unify definiert die Kommunikation in Unternehmen komplett neu. Dafür wurde in einem langjährigen Prozess an einem Lösungsansatz gearbeitet, der über das heutige Verständnis von Unified Communications hinausgeht. Die aktuellen technologischen Fortschritte – von der Allgegenwart der Mobilität bis hin zur Entwicklung von WebRTC – laufen aus unserer Sicht auf einen Punkt zu. Und diesen Punkt haben wir schon vor zwei Jahren definiert: Seitdem arbeiten wir an der Entwicklung von Project Ansible. Es hebt die Grenzen zwischen verschiedenen Kommunikationskanälen und Geschäftsprozess-Anwendungen auf und führt sie auf einer einheitlichen Benutzeroberfläche zusammen. Das spiegelt auch unser neuer Name wider, und in diese Richtung geht unser Weg.

So entwickelt sich das Unternehmen mehr zu einem modernen, zukunftsträchtigen und umfassenden Software- und Service-Anbieter in der Telekommunikation – und dieser Prozess wird mit dem neuen Markenauftritt perfekt. Gleichzeitig zählen wir auf Beständigkeit und Nachhaltigkeit und werden nach wie vor auch in die einzelnen Standorte sowie in unsere Mitarbeiter investieren.

Ist in diesem Kontext auch der Verkauf von Enterasys zu sehen, denn Sie haben nun ja eigentlich keine aktiven Netzkomponenten mehr?
Kinne: Durch den Verkauf von Enterasys Networks an Extreme Networks werden wir den Gesellschaftern sowie den Mitarbeitern von Enterasys und vor allem unseren Kunden gleichermaßen gerecht. Entstanden ist einer der weltweit größten Netzwerkanbieter mit hoher Investitionskraft und Beratungskompetenz in diesem Marktsegment. Wir von Unify konzentrieren uns mit unseren Entwicklungen ganz auf den Anywhere Worker. Die Netzwerkkomponenten von Enterasys ergänzen unser Portfolio in idealer Weise.

Das bereits zwischen Siemens Enterprise Communications und Enterasys abgeschlossene globale Reseller-Abkommen hat deshalb weiterhin Bestand. Unify ist somit ein strategisch äußerst wichtiger Partner, der vollsten Support von Enterasys genießt. Die Produktlinien von Enterasys bleiben ihrem natürlichen Zyklus nach erhalten und die bestehenden und zukünftigen Service- und Supportverträge bleiben ebenfalls bestehen.

Und wo liegt Ihr Produktschwerpunkt?
Kinne: Wir führen unser bestehendes Portfolio vollständig weiter und legen unseren Schwerpunkt nach wie vor auf Lösungen, die unseren Kunden bestmöglichen Investitionsschutz für ihr vorhandenes Kommunikationssystem bieten. Der Schwerpunkt liegt, wie bereits angesprochen, auf der zukunftsweisenden Plattform, die wir bereits im Juli unter dem Namen "Project Ansible" angekündigt haben. Dabei handelt es sich um eine dynamische Plattform für die Kommunikation und Zusammenarbeit. Mit Project Ansible können sich Teams einfacher als bisher über verschiedenste Kommunikationskanäle und Endgeräte hinweg austauschen und so ihre Produktivität deutlich steigern.

Ein weiteres Ziel bei der Entwicklung der neuen Plattform: erfolgreichere Geschäfte durch Zusammenarbeit in Echtzeit. Ende 2013 wird es begrenzte Testphasen für Kunden von Project Ansible geben. Im Juli 2014 wird das Angebot dann voraussichtlich allgemein verfügbar sein. Bis dahin haben Kunden also ausreichend Zeit, sich einen Fahrplan für die einfache und nahtlose Erweiterung der heute eingesetzten Technologie zu erstellen und damit alle Vorteile der neuen Lösung zu nutzen – wir bieten dabei selbstverständlich umfassende Unterstützung an.

Also eine Unified-Communications-Plattform, was auch der Company-Name nahelegt. Seit Jahren erklärt die IT-Industrie das Thema zum Trend, doch die Anwender zeigen eher die kalte Schulter. Warum sollten Sie nun Erfolg haben?
Kinne: Unified-Communications-Plattformen sind durchaus für viele Unternehmen ein wichtiges Thema - jedoch haben bisher vor allem große Konzerne zu UC migriert. Kleinere Firmen bleiben tatsächlich häufig lieber bei ihren herkömmlichen TK-Anlagen, anstatt in neue Kommunikations-Tools zu investieren. Ursachen dafür sind oft fehlendes Know-how und Skepsis gegenüber Zuverlässigkeit und Flexibilität, jedoch sind diese Bedenken mittlerweile völlig unbegründet. Zahlreiche Implementierungen insbesondere im Mittelstand belegen den Nutzen von UC.

Daher sollten KMU, die weiter wachsen wollen, unbedingt an einer intelligenten Kommunikationsplattform festhalten. Denn nur so werden sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben können. Eine einwandfreie Kommunikation ist sowohl für die Teamarbeit als auch für die Produktivität des Einzelnen geschäftsentscheidend – und Project Ansible ist genau darauf ausgerichtet.

Auf der nächsten Seite geht es um die Partnerstrukturen und die Anzahl der Partner von Unify.

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