Onlinehändler führt Wiki-Funktion ein

Bei Galaxus pflegen künftig Kunden die Produktdaten



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Der Schweizer Online-Marktführer Digitec Galaxus führt in seine Shops eine Wiki-Funktion ein. Ab sofort können damit Kundinnen und Kunden falsche oder fehlende Produktdaten selbständig pflegen.

Vollständige und fehlerfreie Produktdaten sind im E-Commerce eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen. Doch oft liefern Hersteller und Lieferanten diese Informationen nur in unzureichender Qualität. Um hier Abhilfe zu schaffen, setzt der Schweizer Online-Marktführer Digitec Galaxus in seinen Onlineshops - dem Elektronikversender Digitec und dem auch in Deutschland aktiven Online-Warenhaus Galaxus - künftig auf die Mithilfe seiner Kundschaft. Über eine Wiki-Funktion kann ab sofort die Community eingreifen und korrigieren, sollten Daten fehlen oder unvollständig sein. Die Idee dazu wurde am Hackfest 2022 von Digitec Galaxus geboren. Rund ein Jahr später ist der Dienst nun live.

Galaxus setzt auf die Mithilfe der Kunden bei der Pflege von Produktdaten.
Galaxus setzt auf die Mithilfe der Kunden bei der Pflege von Produktdaten.
Foto: Galaxus

"Wir arbeiten mit Tausenden verschiedenen Lieferanten zusammen, die uns Millionen unterschiedlicher Daten zur Verfügung stellen. Jeder Lieferant verwendet dabei andere Bezeichnungen, Einheiten und Formate. Wir gleichen die Daten miteinander ab und überführen sie in eine konsistente Darstellung", sagt Product Ownerin Zara Hegemann. Das führt dazu, dass im Jahr 2023 bei Digitec und Galaxus ganze 42 Millionen Eigenschaftswerte von Produkten angepasst werden mussten. Zum Beispiel nennt ein Lieferant für Smartphones die Farbe "Color", ein anderer "Farbe" und im Shop-Backend werden die Farben als "Farbgruppe" und "genaue Farbbezeichnung" abgespeichert. Ein Smartphone könnte also der Farbgruppe Schwarz angehören, die genaue Farbbezeichnung ist aber Obsidian. "Alle diese Daten müssen wir in unserem System entsprechend zuordnen. Der überwiegende Teil geschieht automatisch. Was nicht automatisch funktioniert, übernimmt das Product Content Development (PCD) Team. Neu kann die Community eingreifen und korrigieren, sollten Daten fehlen oder unvollständig sein", erklärt Hegemann.

Schwarmintelligenz wie bei Wikipedia

Das Wiki-Prinzip beruht darauf, dass freiwillige Besucherinnen und Besucher einer Webseite deren Inhalte pflegen. Wikipedia ist wahrscheinlich die bekannteste Website, die auf diesem Prinzip aufbaut. Anstatt einer Firma oder bezahlter Autorinnen und Autoren stehen hinter den Beiträgen die Benutzerinnen und Benutzer. Ähnlich können ab sofort auch die User von Digitec Galaxus, welche eingeloggt und mindestens Level 2 erreicht haben (in der EU muss eine gewisse Anzahl Bestellungen getätigt worden sein), selbst Hand anlegen und Produktdaten eingeben. Die beiden Entwickler-Teams "Isotopes" und "Heisenberg" unter der Leitung von den Product Ownerin Zara Hegemann und Product Owner Pier-Luca Natali haben sich für dieses Projekt als Team "Heisentopes" zusammengetan. Die beiden Teams haben das einzigartige Feature in den letzten Monaten entwickelt und intensiv getestet. Ein Klick auf "Spezifikationen editieren" genügt nun, um in den Korrekturmodus zu gelangen und Änderungen vorzuschlagen.

"Die Nutzerinnen und Nutzer, welche die Korrektur vorgenommen haben, sehen die Änderungsvorschläge sofort", sagt Hegemann. Das hat einen motivationspsychologischen Hintergrund und einen realen Nutzen. Bei einem Produktvergleich beispielsweise sind die eingegebenen Eigenschaften auf der Stelle für alle sicht- und anwendbar. Somit profitieren umgehend alle Besucherinnen und Besucher des Online-Shops von den Vorschlägen. Diese sind mit einem Hinweis gekennzeichnet. Die Information verschwindet, sobald wir die Anfrage geprüft und für korrekt befunden haben. Eine Ausnahme gibt es bei Freitext-Eingaben. Dort wird in jedem Fall zuerst geprüft, bevor die Änderung allen angezeigt wird. Die Entwicklerin begründet dies so: "In der Anfangsphase möchten wir die Kontrolle haben und erste Erfahrungen zur Qualität der Vorschläge sammeln. In einem späteren Schritt sollen die Modifikationen dank verschiedener Parameter, Logiken, Community-Votings und künstlicher Intelligenz ohne Umwege über das PCD-Team geprüft und freigegeben werden."

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