Billiger geht es wohl nicht

02.03.2000
Die Schmarotzer unserer Branche auf Kundenfang.

Angefangen hat es mit den Handys für eine Mark - ich weiß, eigentlich war es der Berliner Bäckermeister, der den Coop-Konzern symbolisch einsackte -, aber so richtig waren es die roten und gelben Märkte. Kaum ließ sich mit etwas neuem, vom Fachhandel vorbereitet, Geld verdienen, schnappte uns Media-Markt die ganzen Zuhälter, Börsenfritzen und anderweitige Halbseidlinge weg. Gerade als das Internet laufen lernte, wiederum Zigtausende Arbeitsstunden von PC-Fachhändlern investiert wurden, kamen die ehemaligen Abo-Werber - diesmal von der anderen Seite - und klauten uns mit der Homepage für eine Mark im Monat das inzwischen dritte Standbein auch noch weg. Was haben wir nicht schon alles mitmachen müssen. Anfang der Neunziger die Multimedia-Welle, erst Ton, dann Bild, zum Schluss kombiniert. Wir waren zu dumm für Video, die Unterhaltungselektroniker zu blöd für den PC. Und wer sahnte ab? Die von beidem keine Ahnung hatten und denen somit keinerlei Bildung im Wege stand: die kurzfristig "umgeschulten" Sportartikelverkäufer der Kaufhäuser. So hielt sich lange Zeit das Gerücht, dass nur der Amiga für Bild und Ton geeignet wäre, bei Kaufhof & Co gab es halt noch nichts anderes. Als Videobearbeitung am PC sich dann etablierte und gewinnträchtig wurde, lieferten die damaligen Multimediagrößen Miro und Fast nur noch an zertifizierte, also zahlungswillige Fachhändler, und natürlich an Märkte. Beispiel PC-Hersteller: Ob Acer, Compaq, IBM, Fujitsu oder Siemens, kaum hatten wir den Schrott etwas aufgewertet und marktfähig gemacht, wurden die Kisten mit Billig-Label bei den Discountern verscheuert. Danach besannen wir uns auf unsere alten Fähigkeiten der Assemblierung, schwupps legten uns die Großen mit der CE-Idiotie ein weiteres Kuckucksei ins Nest. Verzweifelt das Solidaritätsgefühl ansprechend, lieferten wir uns einer angeblichen Fachhandelskooperation aus, deren Obermotz gerne etwas von Vorteilen verspricht, wohl aber nur seine eigenen sieht. Wer nicht genug Kohle macht, fliegt raus. Würde ich genug Umsatz machen, bräuchte ich diesen selbstgefälligen Pausenclown nicht. Was uns noch bleibt, ist nicht viel, während die Konzerne mit subventionierter Software bedient werden, dumpen die Konzerne regelmäßig die Neuerscheinungen bei Spielen und anderer Weichware. Zumindest solange, bis der Fachhandel draußen ist. Und alle schauen zu, Europa, die Wächter des Unlauteren, die Verbände und Sammelbesteller. Die Politik schüttelt mit allem, was sie hat und begreift nicht einmal, was wir überhaupt wollen, unserer Branche geht es doch gut.

Mein Fazit: Wenn das so weitergeht, können wir kleinen Fachhandelsbetriebe nur noch Kabel und Adapter mit Gewinn verkaufen, doch überleben können wir damit nicht.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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