Changemanagement: Bilder zerstören und neue entwerfen

29.10.2007
Von Elke Pfeifer-Nagel

Ganz normal: Unsicherheit bei Veränderung

Sind die Bilder fertig, reflektiert der Moderator oder Trainer mit den Teilnehmern, wie sie bei der Zerstörung ihres Bildes und beim Entwerfen der neuen Bilder gefühlt haben. Zumeist antworten Teilnehmer in dieser Phase: "Am Anfang wusste ich nicht so recht, wie ich vorgehen sollte. Doch dann …"

Sie registrieren also: Unsicherheiten sind, wenn Neues geschaffen wird, normal. Zugleich merken sie aber: Mit der Zeit gewinnt man neue Sicherheit und je größer diese ist, desto selbstbewusster schreitet man voran, selbst wenn sich eine Teilentscheidung als Fehler erweist. Bewusst wird ihnen zudem: Nur wenn ich aktiv werde, also mich nicht verweigere, kann ich das Neue mitgestalten.

Mittels der beschriebenen Collage-Übung lassen sich die typischen Phasen eines Veränderungsprozesses bildhaft erläutern. Angefangen bei der anfänglichen Abwehrreaktion, über die rationale Akzeptanz der Veränderung, den Abschied vom Alten bis hin zum Einlassen auf das Neue wird dabei jede Phase einer Umstrukturierung durchlaufen. Doch nicht nur dies: Die Teilnehmer erleben sozusagen im Zeitraffer die Emotionen, die in den verschiedenen Phasen eines Veränderungsprozesses bei Menschen - also auch bei ihnen und ihren Mitarbeitern - entstehen. Sie können, sofern das Erlebte gemeinsam adäquat analysiert und reflektiert wird, später leichter nachvollziehen, wie sich ihre Mitarbeiter im Veränderungsprozess fühlen. Auf diese Weise können sie diese besser dabei unterstützten, die Situation zu meistern.

Erinnerungsanker schaffen

Die Collage-Übung sensibilisiert die Führungskräfte aber nicht nur für die Ängste und Unsicherheiten, die ein Wandel mit sich bringt. Sie verankert das Gelernte auch besser in ihrem Gedächtnis, als wenn ihnen dieselben Inhalte nur rational erläutert worden wären. Denn wir erinnern uns stärker und nachhaltiger an Dinge, die wir am eigenen Leib erfahren haben. Dies ist der Grund, warum viele Teamentwicklungsmaßnahmen in Outdoor-Trainings integriert werden. Die Teilnehmer erhalten zum Beispiel die Aufgabe, gemeinsam ein Floß zu bauen und mit diesem anschließend einen Fluss hinab zu fahren. Oder sie sollen sich gemeinsam über eine Schlucht hangeln.

Das Arbeiten mit "künstlerischen Elementen" hat gegenüber Outdoor-Übungen folgende Vorteile:

• Es können auch Mitarbeiter mitmachen, die nicht sportlich sind oder deren Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist (zum Beispiel ältere Mitarbeiter).

• Es ist kein aufwändiges Equipment nötig.

• Man ist nicht auf gutes Wetter angewiesen. Und:

• Die Teilnehmer haben mit dem Bild ein "Endprodukt" in der Hand, das sie an die Übung und die gemachten Erfahrungen erinnert.

Letzteres ist vor allem dann von Vorteil, wenn zu einem späteren Zeitpunkt an die gemachten Erfahrungen angeknüpft werden soll. Wenn die Teilnehmer im Workshop gemeinsam ein Bild vom künftigen Unternehmen oder von der künftigen Form der Zusammenarbeit entwerfen, kann das Ergebnis im Besprechungsraum der Firma aufgehängt werden. Es erinnert die Teilnehmer bei allen Folgebesprechungen an das gemeinsame Erlebnis und dies viel nachhaltiger als ein Protokoll, das beispielsweise anhand von Flipchart-Aufzeichnungen erstellt wurde, das meist schnell in der Versenkung verschwindet und in Vergessenheit gerät.

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