Chip "Cell" will Multimedia-Krone

09.12.2004
Nach rund vier Jahren Entwicklungszeit und 400 Millionen Dollar Entwicklungsausgaben stellten IBM, Sony und Toshiba erstmals Details des Spezialprozessors "Cell" vor. Von ComputerPartner-Redakteur Wolfgang Leierseder

Der 64-Bit-Prozessor, der auf IBMs Power5-Chip beruht - und insofern auch für Apple interessant sein dürfte -, soll unter anderem 2006 in Sonys Playstation-2-Nachfolger werkeln, ebenso in HD-TVs und Mediaservern. Generell gehen die drei Unternehmen davon aus, dass der Chip geeignet sei, PC und Unterhaltungselektronik zu vereinen, da er sowohl Breitband- Anforderungen als auch verteilte Anwendungen durch seine Multicore-Architektur beherrsche.

Grundlegend für "Cell" ist der 64-Bit-"Power PC"-Kern, gefertigt in 90-Nanometer-Technologie - nicht in 65-Nanometer-Technologie, wie die gemeinsamen Investitionen IBMs und Sonys in die diesbezügliche Halbleiterfabrik in East Fishkill im Staat New York hätten erwarten lassen.

Da jeder Kern "multithreaded" arbeitet, können mehrere logische Prozessoren in einem physischen Kern ihre Arbeit tun. Das minimiert die Wartezeiten des Speichers; ebenso werden intern Rechenprozesse durch verbesserte Eingabe- und Cache-Algorithmen schneller verarbeitet - eine zentrale Voraussetzung für beschleunigte Gleitkomma-Berechnung.

Des Weiteren ist der Prozessor zur Virtualisierung fähig, das heißt er kann mehrere Betriebssysteme parallel auf jeweils einem Kern fahren. Die jeweils benötigten Ressourcen, beispielsweise Speicher, werden dabei gegeneinander abgeschottet.

Die Cell-Kerne besitzen laut den Unternehmen ein flexibles On-Chip-I/O-Interface (Input/Output) und Echtzeitfähigkeiten, etwa für digitales Video- und TV-Streaming. Ferner wurde dem Prozessor ein Sicherheitssystem zum Schutz der "Intellectual Property" mitgegeben. Um zu zeigen, wie schnell Cell rechnet, haben IBM und Sony einen Prototypen einer Cell-Workstation für Entwickler gebaut, die 16 Trillionen mathematische Operationen in einer Sekunde (16 Teraflop/s) beherrscht. Damit wäre die Workstation im Bereich des Supercomputings angesiedelt. Beide Unternehmen erklärten dazu, auch Cell-Cluster seien möglich.

Ausführlichere Informationen wollen die Unternehmen im Frühjahr 2005 auf der International Solid State Circuits Conference (ISSCC) in San Francisco veröffentlichen.

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