Computerlinks erwartet "Belebung des Geschäftes" erst wieder 2002

11.10.2001
Der Distributor Computerlinks kann dieses Jahr auf neun fette Monate zurückschauen. Dennoch musste der Vorstandsvorsitzende Stephan Link seine Umsatzerwartungen für 2001 herunterschrauben und einen Rückgang des Aktienkurses in Kauf nehmen.

Allein nach dem ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres meldete die Computerlinks AG einen Umsatz von 80 Millionen Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 115 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (37,3 Millionen Euro). Das Ebitda verbesserte sich im gleichen Zeitraum von 2,8 Millionen Euro auf 6,1 Millionen Euro - ein Sprung von 120 Prozent. Die endgültigen Neunmonatszahlen liegen noch nicht vor. Sicher ist, dass der Hightech-Distributor nach drei Quartalen mit 117 Millionen Euro bereits seinen Vorjahresumsatz von 111,5 Millionen Euro getopt hat.

In das vierte Quartal jedoch setzt der Vorstandsvorsitzende nicht besonders viel Vertrauen. "Normalerweise erwirtschaften wir mindestens ein Drittel unseres Gesamtumsatzes im letzten Viertel des Jahres", erklärt er. Dieses Jahr rechnet er nicht damit. Er hat deshalb die Umsatzerwartungen herunter geschraubt - um etwa sechs Millionen Euro. Ursprünglich waren 165 Millionen Euro Umsatz (elf Millionen Ebitda) für dieses Jahr geplant. Einige Analysten trauten den Münchnern sogar bis zu 180 Millionen Euro Umsatz zu. Die Börse reagierte prompt. Nach der Bekanntgabe brach der Kurs um etwa 30 Prozent ein.

"Die Investitionsneigung ist im Moment relativ gering. Bei der derzeitigen politischen Situation sind die Unternehmen vorsichtig mit Investitionen geworden", so der Computerlinks-Chef. Noch im August hatte man andere Töne aus München gehört. "Für die zweite Jahreshälfte rechnen wir mit einer Belebung des Geschäfts, nachdem in den ersten Monaten dieses Jahres Investitionen in IT-Projekte teilweise aufgeschoben wurden", prognostizierte Link damals. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, auch wenn Link über die Hälfte seines Umsatzes mit IT-Sicherheitsprodukten erwirtschaftet. Und genau dies ist das Segment, das laut Analystenaussagen nach den jüngsten schrecklichen Ereignissen verstärkte Nachfrage zu erwarten hat.

Die Belebung des Geschäfts werde wohl (auch "wegen der unsicheren Zeiten") erst Anfang des nächsten Jahres kommen.

E-Security mit 55 Prozent wichtigstes Standbein

Nach düsterer Stimmung sieht es bei dem Unternehmen dennoch nicht aus: "E-Security ist bei uns seit etwa einem Jahr der am stärksten wachsende Bereich", erklärt Link. "Dieses Segment macht bei uns inzwischen mehr als 55 Prozent des Umsatzes aus." Auch dem Server-Based-Umfeld gibt Link gute Chancen, "dass es in nächster Zeit besser läuft". "Total Cost of Ownership" (TCO) sei ein starkes Verkaufsargument, das greifen müsste. Derzeit nimmt dieser Bereich bei dem Hightech-Disti 15 Prozent des Gesamtumsatzes ein. Weitere 15 Prozent generiert Com-puterlinks mit den Produkten zu E-Business. Hier allerdings ist Link vorsichtiger. Nach der Dotcom-Krise "dauert es längere Zeit, bis es wieder anspringt". In etwa 12 bis 15 Monaten rechnet er mit einem Nachfrageschub bei Intra- und Extranets. Neben diesen drei Produktgruppen gibt es noch "Internet-Working" (9,4 Prozent) sowie Schulung und Beratung (5,3 Prozent) im Portfolio.

Weiter ausbauen will der Distributor sein Europa-Geschäft. Derzeit bestehen neben dem Headquarter in München Niederlassungen in England, Frankreich und der Schweiz. "In Irland und in Österreich könnten wir mehr machen. Aber unsere Marktchancen sehen wir vor allem in Spanien und Italien", plant Link, schränkt aber gleichzeitig ein: "Das wird natürlich nun etwas langsamer vonstatten gehen - mit Vorsicht", schränkt er ein.

Alle Niederlassungen sind relativ selbstständig tätig. Die europaweite Geschäftstätigkeit habe ihre Vorteile. Zum einen fordern die Hersteller ein solches Geschäftsmodell. Zum anderen sei beispielsweise der englische Markt ein Vorreiter. "Wir konnten bei Ncipher in England schon beobachten, wie gut sich deren Produkte verkaufen, bevor wir sie auch in Deutschland ins Portfolio aufgenommen haben", erklärt der Vorstand. Für Ncipher, Hersteller von Internetsicherheitsprodukten für E-Commerce und PKI-Anwendungen ist die Kooperation mit Computerlink eine Chance, den indirekten Vertrieb in Deutschland weiter auszubauen. Und Computerlinks hat mit dem englischen Hersteller gute Lösungen für die Beschleunigung von SSL-Sessions im Angebot.

www.computerlinks.de

ComputerPartner-Meinung:

Dass ein gesundes Unternehmen gezwungen ist, eine "Umsatzwarnung" herauszugeben und damit einen Kurssturz in Kauf zu nehmen, nur um Kurzzeit-Investoren zu befriedigen, ist eine Schande. So etwas kommt weder der Entwicklung des Unternehmens noch der Konjunktur zu Gute. Der Hightech-Distributor verzeichnet Wachstum und schwarze Zahlen - von einer Krise kann bei diesem Unternehmen derzeit nicht die Rede sein. (gn)

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