"David.TV" von Tobit: Kriegserklärung an die privaten Fernsehsender

15.08.2002
Mit ihrem neuen Produkt "David.TV" will die Tobit Software AG dem Fernsehzuschauer mehr Freiheit geben. Der Nutzer von David.TV soll unabhängiger von starren Anfangszeiten und Werbeblöcken werden.

Die Einladung war viel versprechend: "Wenn Napster schon für Aufregung gesorgt hat, dann wird es nach dem 10. August erst so richtig Ärger geben." An diesem Tag, so heißt es weiter im Text, dürfe man dabei sein, wenn "der Startschuss für eine massive Veränderung der Medienlandschaft" falle. An diesem Tag nämlich präsentiere die Tobit Software AG "David.TV", und dabei handele es sich um "mehr als nur um ein weiteres Produkt eines erfolgreichen Softwareherstellers". Mit anderen Worten: Was Tobit versprach, war eine Sensation.

Dementsprechend reisten rund 1.000 Vertreter aus Industrie, Distribution, Handel und Medien am vergangenen Samstag nach Ahaus, um sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen. Und sie wurden nicht enttäuscht. Tobits neues Produkt ist in der Konsequenz eine Kriegserklärung an die privaten Fernsehsender.

David.TV soll nicht weniger, als dem Fernsehzuschauer seine Freiheit geben. Das bedeutet Schluss mit zwei Zwängen: Dem Zwang der strikten Anfangszeiten und dem Zwang der Werbeunterbrechungen. Wie kann David.TV das leisten?

David.TV ist, wie Tobit verspricht, eine Kombination von Software und zentralem Internet-Service, die aus dem PC eine "ultimative TV-Maschine" macht. David.TV funktioniert etwa so: Über die Software David.TV definiert der Nutzer, welche Fernsehsendungen ihn am meisten interessieren, also zum Beispiel Sport, Spielfilme, Reportagen et cetera. Daraufhin speichert sein PC, der über Antenne, Kabel oder Satellitenschüssel versorgt wird, alles, was von den Sendern zu diesem Thema ausgestrahlt wird. Nähert sich die Speicherkapazität der Festplatte ihrem Ende, so werden die ältesten Beiträge gelöscht.

Um die Sendungen wie gewohnt im Wohnzimmer sehen zu kön-nen, muss der PC entweder per Kabel oder per Funk mit dem TVGerät verbunden werden. Auf dem Fernsehschirm hat der Nutzer ei-ne komfortable Bedieneroberfläche, mit der er seine gewünschten Filme auswählen und ansteuern kann.

Der Nutzer kann die Sendungen nicht nur zeitversetzt sehen, sondern, so das Versprechen der Ahauser Softwareentwickler, auch ohne Werbeunterbrechungen. Das geschieht so, dass eine komplette Sendung über den David.TV-Service (Internet) in verschiedene Blöcke geschnitten wird. Der Werbeblock, der zwar lokal auf der Festplatte des Anwenders vorliegt, kann dann einfach herausgeschnitten werden. So zumindest das Versprechen der Ahauser. (Der PC muss übrigens nicht permanent online sein.)

David.TV soll ab Oktober dieses Jahres verfügbar sein und über den Handel in den Markt gebracht werden. Das Softwarepaket kostet inklusive einer halbjährigen Nutzung des TV-Service 129 Euro. Für eine Verlängerung um sechs Mo-nate werden 39 und für zwölf Monate 69 Euro fällig. Wer einen neuen Abonnenten wirbt, erhält drei Monate Gratis-Service.

Dem Ahauser Softwarehersteller ist klar, dass die Möglichkeit, Werbeblöcke herauszuschneiden, ein Angriff auf das werbefinanzierte Fernsehen ist. Er glaubt sogar, dass die Privatsender, die sich auf diese Weise finanzieren, ihr Geschäftsmodell ändern müssen oder untergehen. Niemand schaltet Werbung, die niemand anschaut. Dafür, sagt Tobit voraus, wird das Product Placement zunehmen, die Werbung also zunehmend in die Sendungen integriert.

www.tobit.com

ComputerPartner-Meinung:

David.TV ist ein Produkt, auf dessen Funktionalität wohl jeder Fernsehzuschauer gewartet hat. Allerdings werden sich Leute, die heute bereits keinen Videorekorder programmieren können, David. TV von einem Fachmann installieren und erklären lassen müssen. Dies kann durchaus ein Fachhändler sein. Ob die Wirkung auf die Medienlandschaft tatsächlich so eintritt, wie Tobit dies in starken Worten ankündigt, hängt entscheidend von der Akzeptanz dieses und kommender vergleichbarer Produkte ab. (sic)

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