Der CP-Querschläger

Der Irrglaube an Rekordumsätze

Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Tablet-PCs müssen sich gegenüber Handys, Netbooks, Notebooks und Ultrabooks durchsetzen. Für unseren schreibenden Fachhändler, den "Querschläger", wird ihr Nutzen derzeit arg überbewertet.

Regelmäßig heben Marktforscher die Prognosen für die Verkaufszahlen von Tablet-PCs an. Man kann leicht den Eindruck bekommen, dass diese neuartigen Geräte mittlerweile zu einem Kinderspielzeug mutiert sind. Der Querschläger, unser "schreibender Fachhändler", hat sich zu diesem neuen Segment aus Sicht des Fachhandels geäußert.

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"Ein Tablet auszuprobieren, ist eine Sache. Sich eines zu kaufen, eine andere."
"Ein Tablet auszuprobieren, ist eine Sache. Sich eines zu kaufen, eine andere."

Nur jeder fünfte Händler ist laut einer ChannelPartner-Umfrage mit dem Absatz von Tablet-PCs zufrieden. Woran liegt das? Liest man sich durch die IT-Presse, müsste eigentlich jeder Haushalt schon mindestens zwei davon haben – Manager und Außendienstler sowieso.

Doch die Großbildhandys mit oder ohne Stift liegen schwer wie Blei in den meisten Regalen. Nicht verwunderlich, kann man doch für das Geld, das für Spitzenmodelle verlangt wird, gleich zwei richtige Notebooks kaufen.

Dass ich derzeit das heißeste Samsung-Modell auf Herz und Nieren, Verzeihung, Chip und Display, testen darf, ist die eine Sache. So ein Teil dann zu kaufen, weil man es haben will, ist eine ganz andere. Die Tablets müssen sich gegenüber Handys, Netbooks, Notebooks und Ultrabooks durchsetzen. Und jeder dieser Konkurrenten hat seine Vorteile.

Wer versucht, mit einem Tablet oder Ultrabook zu telefonieren, kennt das Problem. Wer mit Tablet oder Handy in Word oder PowerPoint schreiben will, ebenfalls. Mit dem Tablet in der Öffentlichkeit zu fotografieren kann einen kleineren Menschenauflauf provozieren, wenngleich "der mit dem Brett vor dem Kopf" dennoch ein weitaus größeres und schärferes Sucherbild hat als seine Kollegen von der Spiegelreflexfraktion.

Sie sind schon sonderbar, die Tablet-User! Ob das mit Windows 8 besser wird, wage ich zu bezweifeln. Mit App-Vielfalt, Mail und SMS-Client hat Android einen großen Vorsprung – und näher an den PC bringt Windows 8 das Tablet auch nicht. Denn die wirklich wichtigen Anwendungen verlangen nach wie vor nach Tastatur und Maus.

Die erstellten Ergebnisse seinem Gegenüber auf dem Egal-wie-es-heißt-Pad zu zeigen macht vielleicht in der Bahn oder im Café etwas her, im Business sind Beamer und Papier zehnmal mehr wert. So sind die Kundengedanken beim Anschauen und Ausprobieren der Geräte mit dem Gesichtsausdruck "Schön, dass ich es mal gesehen habe" manifestiert. Doch damit verlassen die Kunden den Laden auch wieder.

Mein Fazit: Liebe Händler, verkauft so viele Tablets, wie es geht – bevor die Leute merken, dass die überteuerten Flachmänner nur stylish sind und ihr Nutzen derzeit arg überbewertet wird.

Bis demnächst, Euer Querschläger!
(Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. )

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