Devil: "Unser Plan ist es, keinen Plan zu haben"

05.12.2002
Dem Braunschweiger Distributor Devil geht es gut: Gewinnsteigerung, Umzug, Expansionauf allen Ebenen. Da fragt man sich doch: Wie machen die das?

Bei Devil ist alles ein bisschen anders als bei anderen Distributoren. Schon beim Anruf in Braunschwieg bekommt man statt der erwarteten Kaufhausmusik in der Warteschleife Hardrock zu hören. "Wir sind halt ein humorvolles Unternehmen, und unser Plan ist es, keinen Plan zu haben", flachst Geschäftsfüh-rer Karsten Hartmann gegenüber ComputerPartner.

Der Devil-Chef hat auch gut lachen, denn entgegen dem allgemeinen Trend kann sich der Disti überUmsatz- und Gewinnsteigerungen freuen. Zur Halbjahresbilanz meldete Hartmann 90,173 Millionen Euro Umsatz. Das sind 77 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2001. Ende September hatte Devil den Gesamtumsatz des Vorjahres bereits erreicht. Insgesamt plant der Disti einen Umsatz von 200 Millionen Euro in diesem Jahr. Der Gewinn lag im letzten Jahr bei 1,072 Millionen Euro. Hartmann ist fest davon überzeugt, dass er dieses Jahr mit einer "deutlichen Gewinnsteigerung" abschließt.

Fünf Sattelzüge für reibungslosen Umzug

Und das, obwohl er Anfang November mit Sack und Pack in ein neues, größeres Firmengebäude umgezogen ist. "Wir haben auch unser Lager eingepackt. Am 1. November hatten wir etwa 3,7 Millionen Euro Bestand. Damit sind wir dann umgezogen - mit fünf Sattelzügen, die eine Tour nach der anderen gefahren sind", erzählt er. Die Prozedur habe ganz gut geklappt, freut er sich.

Und der Umzug sei bitter nötig gewesen: "Ich habe keinen Platz mehr für meine Vertriebler gehabt. Teilweise sind die Mitarbeiter in meinem Vertrieb mit zwei bis drei Telefonen am Platz gesessen." Hartmanns Mannschaft wächst ständig, Derzeit sind 107 Beschäftigte in seinem Team - 20 neue Mitarbeiter sind noch geplant.

Das Geheimnis seines Erfolges liege im persönlichen Kontakt. Das zeigt sich ganz deutlich am Online-Shop des Distis. "Wir haben täglich etwa 30.000 Pageimpressions, aber nur drei bis vier Bestellungen über das Internet." Die etwa 2.500 aktiven Kunden rufen an, um zu bestellen: "Der Online-Shop dient den meisten nur als Nachschlagewerk. Am Telefon bekommen sie ja auch die besseren Preise", erklärt er. Devil verzeichnet täglich etwa fünf neue Kunden. Auch die Hersteller scheinen die Braunschweiger für sich entdeckt zu haben. "Jede Woche melden sich drei Hersteller bei uns, damit wir ihre Produkte ins Sortiment aufnehmen. Die großen Distis schwächeln im Moment ein wenig", sagt Hartmann. Der Absatz der Broadliner sei nicht mehr so brillant, wie er einmal war, weshalb die Hersteller nach Alternativen suchten. Devil sei für die Hersteller interessant, weil die Kundschaft des Distis zu 70 Prozent aus Fachhändlern bestehe, so der Geschäftsführer. Die restlichen 30 Prozent sind Systemhäuser.

Doch Hartmann nimmt nicht jedes Produkt in sein Portfolio auf: "Deshalb sind wir auch so profitabel. Wir lassen die Nachfrage bestimmen, was wir auf Lager haben." Und auf gar keinen Fall binde er sich an Mindestabnahmen. "Wir begehen ein sehr kurzfristiges Planungsfeld und entwickeln uns mit - je nachdem, wie sich der Markt entwickelt", so der Geschäftsführer. So sei das Warenlager straff organisiert. Im Normalfall hat Devil Waren im Wert von fünf Millionen Euro vorrätig, bei einem Umschlag von täglich etwa 1,5 Millionen Euro. "Wir kaufen nur ein bis drei Wochen im Voraus ein. Da machen meine Einkäufer echt einen guten Job", setzt er stolz hinzu. Die Kunst sei es, jeden Tag jede Ware neu besorgen zu können, denn Wartezeiten dürfe es für die Kunden auf keinen Fall geben.

Devil kommt aus der Komponentenbranche. Der Disti hat 1994 mit einem Stammkapital von 200.000 Mark angefangen - heute sind es 500.000 Euro. Die Hälfte des Unternehmens gehört dem Geschäftsführer selbst. Zehn Prozent hält Thomas Knicker (Aufsichtsratsvorsitzender und Einkaufschef bei der Wortmann AG) und 40 Prozent der Privatmann Siegbert Wortmann. "Alles,- was wir an Gewinnen erwirtschaftet haben, ist in der Firma geblieben", berichtet der Devil-Chef. Man habe übers Jahr gesehen mehr Haben als Soll auf dem Konto.

Auch heute noch ist Devil stark im Komponentengeschäft. In der letzten Zeit ist mehr und mehr Peripherie hinzugekommen, was sich auch auf die Zusammensetzung des Teams ausgewirkt habe. Seit acht Monaten beispielsweise ist Mario Sans Ruiz, ehemals Produktmanager Monitore bei Actebis, mit von der Partie. Auch vier ehemalige Vertriebler von Elan 4 seien zum Devil-Team gestoßen. "Ins Servicegeschäft wollen wir aber nicht einsteigen. Das kostet zu viel Geld, und ist nicht unsere Baustelle", stellt Hartmann fest.

Im nächsten Jahr will er den Umsatz auf 255 Millionen Euro steigern. Ebenso soll der Gewinn weiterwachsen. Die schlappe Kondition der IT-Branche ist für ihn nicht das Thema. "Wenn Geld ausgegeben wird, dann noch für Computer", schätzt er die Lage ein."Aber ich denke, dass die Probleme noch größer werden. Denn für mich haben die Falschen die Wahl gewonnen. Wenn man die Konjunktur ankurbeln will, dann muss man für mehr Kaufkraft sorgen und nicht allen das letzte Geld aus der Tasche ziehen. Das ist der falsche Weg."

www.devil.de

ComputerPartner-Meinung:

Devil ist ein typisches Beispiel, dass es möglich ist, ein Unternehmen mit Erfolg zu führen, auch wenn die Zeiten allgemein mit "schlecht" bewertet werden. Vielleicht ist ja gerade der unkonventionelle Umgang Hartmanns mit diesem Business das Geheimnis. Man kann ihm nur wünschen, dass er sich diesen Eigensinn bewahrt.(gn)

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