"Die Euphorie kommt von allein"

18.04.2006
Auf der CeBIT zeigten Notebook-Hersteller die ersten Geräte mit integriertem UMTS-Modul ("Embedded UMTS"). Franz-Eberhard Klinke, Vertriebsleiter Daten bei Vodafone Deutschland, erklärt im Gespräch mit ComputerPartner-Redakteur Dr. Thomas Hafen, welche Vorteile Händler und Kunden von den Mobilfunk-Notebooks haben.

Notebook-Hersteller wie Acer, Dell, FSC und Lenovo haben Geräte mit integriertem UMTS-Chip angekündigt. Welche Vorteile hat dieses Konzept gegenüber einer UMTS-Einsteckkarte?

Franz-Eberhard Klinke: Bei einem Notebook mit Embedded UMTS haben wir das Gesamtprodukt auf Herz und Nieren geprüft, Hardware, Software und Firmware sind optimal aufeinander abgestimmt. Bei einer UMTS-Datenkarte hingegen bleibt immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor, ob alle beteiligten Komponenten so zusammenarbeiten, wie sie sollen. Diese Unsicherheit gibt es für die Notebooks mit eingebautem UMTS nicht mehr.

Wie Upgrade-fähig werden diese integrierten Chips sein? Kann ich beispielsweise HSUPA (High Speed Uplink Packet Access) und EDGE (Ehanced Data Rate for GSM Evolution) nachrüsten?

Klinke: Die verwendeten Module unterstützen schon jetzt alle EDGE und HSDPA. Inwieweit es Nachrüstsets - beispielsweise für höhere Bandbreiten oder HSUPA - geben wird, das entscheiden die Notebook-Hersteller.

Welchen Einfluss hat eine UMTS-Verbindung auf die Akkulaufzeit?

Klinke: Grundsätzlich beeinflusst ein UMTS-Modem die Akkulaufzeit. Durch die Implementierung des Modems hat sich das Power-Management gegenüber einer externen Karte aber verbessert. Der Akku hält in einem Embedded-UMTS-Notebook bei gleicher Sende- und Empfangsleistung also länger durch als mit einer UMTS-Einsteckkarte.

Surfen über UMTS ist nur in HSDPA-Gebieten eine wirkliche Alternative zu DSL. Wie schnell wird der HSDPA-Ausbau vorangehen?

Klinke: Mehr als 1.800 Städte und Gemeinden sind schon mit UMTS versorgt, HSDPA ist derzeit in den vier Ballungsräumen Hannover, Düsseldorf, Frankfurt am Main und München verfügbar. Wir werden bis zur Weltmeisterschaft alle WM-Städte erschlossen haben. Der Ausbau im restlichen Versorgungsgebiet kommt relativ gut voran, zumal alle neuen Stationen bereits HSDPA-fähig sind.

Planen Sie, wie T-Mobile GSM-Netze auf EDGE aufzurüsten, um auch in Nicht-UMTS-Versorgungsgebieten vernünftige Datenraten zu gewährleisten?

Klinke: Einen Plan, unser GSM-Netz mit EDGE aufzurüsten, gibt es nicht.

Mit welchen Notebook-Herstellern arbeiten Sie bereits zusammen? Welche sollen noch hinzukommen?

Klinke: Wir haben Exklusivverträge mit Dell, Lenovo und Acer und sind im intensiven Gespräch mit Fujitsu Siemens. Wir reden natürlich auch mit anderen, die Namen kann ich derzeit aber nicht nennen.

Werden UMTS-Notebooks an einen bestimmten Netzbetreiber gebunden sein? Kann der Nutzer nach Ablauf der Vertragszeit den Betreiber wechseln?

Klinke: Ein Wechsel des Betreibers ist grundsätzlich nach Ende der Vertragslaufzeit möglich. Allerdings besteht dann keine Garantie, dass die Verbindung zum UMTS-Netz eines anderen Betreibers reibungslos funktioniert. Das Notebook ist für die Nutzung im Vodafone-Netz vorkonfiguriert.

Bei den UMTS-Notebooks müssen Hersteller und Netzbetreiber eng zusammenarbeiten. Wie wollen Sie sich die Arbeit aufteilen?

Klinke: Wir werden die bereits bestehenden Vertriebskanäle der Notebook-Hersteller nutzen und gemeinsam auf Veranstaltungen der Anbieter und Distributoren auftreten. Der Support für das Notebook erfolgt grundsätzlich über den Hersteller, Fragen zur Datenverbindung beantworten wir. Beide Hotlines werden aber geschult, sodass sie ein gewisses Grundverständnis für das Gesamtprodukt haben. Auf keinen Fall wollen wir für den Kunden eine zusätzliche Hürde aufbauen und ihn von einer Hotline zur anderen schicken.

Und wie sieht es mit den Umsatzanteilen aus?

Klinke: Wie genau der Schlüssel aussieht, wird sich zeigen. Die Abstimmung erfolgt gemeinsam mit den Herstellern.

UMTS-Notebooks sind mit 1.500 bis über 2.000 Euro relativ teuer. Dazu kommen noch Kosten für den Datentarif von 50 bis 100 Euro im Monat. Schränkt dies die Zielgruppe nicht stark ein?

Klinke: Die Entscheidung über den Preis der Notebooks liegt bei den Herstellern. Entsprechend sind die Preispunkte bei den OEMs unterschiedlich. Natürlich sind wir in Gesprächen mit den OEM-Partnern, um die Idealpreispunkte zu finden. Die IT-Branche hat ja Finanzierungsmodelle, die muss man nicht neu erfinden. Auch bei der Datenkarte sind wir bei 300 Euro gestartet, heute sind wir bei einem Euro. Deshalb ist es nicht auszuschließen, dass die Technologie auch in Einsteiger-Notebooks verfügbar wird.

IT-Fachhändler kennen sich mit Tarifen und Netzvermarktung nicht aus. Wie wollen Sie diese Gruppe fit für den Vertrieb der UMTS-Notebooks machen?

Klinke: Wir werden dem Händler die Vermarktung so einfach wie möglich machen. Die Netzfreischaltung kann über die den Partnern vertrauten Portale der Distributoren erfolgen. Wir haben dazu mit Ingram Micro und Tech Data die notwendigen Prozesse geschaffen. Auch mit den wenigen Tarifen sollte er zurechtkommen. Zur Auswahl stehen zeit- und volumenbasierte Modelle sowie eine Flatrate für monatlich 50 Euro.

Welche Vorteile hat ein IT-Fachhändler, wenn er sich die UMTS-Geräte in den Laden stellt?

Klinke: Der Händler bekommt zu den Hardwaremargen eine weitere Einnahmequelle. Es tun sich neue Märke für ihn auf. Wir bereiten ihm den Weg in die mobile Datennutzung.

Wie aufgeschlossen ist der Handel gegenüber solchen Kombi-Produkten? Welche Händler profitieren besonders stark von einer Vermarktung?

Klinke: Händler, die heute schon erfolgreich Notebooks verkaufen, werden auch diese Geräte verkaufen. Wenn die UMTS-Notebooks erst einmal zum Ausprobieren da sind, kommt die Euphorie von allein.

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