Die Mär von Valentine oder der "Vermeisterungs"- Disput im Web

28.11.1997
MÜNCHEN: Die in der Presse und auf Messen vielbeachtete Diskussion darüber, ob Computerfachhändler einen Meistertitel brauchen, wird derzeit unter Kollegen im World Wide Web weitergeführt. Frischen Wind in den Disput brachte kurzfristig eine Stellungnahme der CDU-Redaktion. Doch dem Forum geht langsam die Luft aus - es fehlen neue Argumente und praxisnahe Vorschläge, was die Branche gegen eine "Vermeisterung" unternehmen könne.Der Anfang war vielversprechend. Frank Garrelts, vielen in der Branche als Geschäftsführer der Microteam und in seiner Funktion als Chef der damit verbundenen Händlerkooperation bekannt, stellte im CDU-Forum (http://www.cdu.de, Bereich Wirtschafts- und Sozialpolitik) ein Thesenpapier zur Diskussion zum Thema "Wachstumsstop durch Regulierungswahn (Vermeisterung der Zukunft)".

MÜNCHEN: Die in der Presse und auf Messen vielbeachtete Diskussion darüber, ob Computerfachhändler einen Meistertitel brauchen, wird derzeit unter Kollegen im World Wide Web weitergeführt. Frischen Wind in den Disput brachte kurzfristig eine Stellungnahme der CDU-Redaktion. Doch dem Forum geht langsam die Luft aus - es fehlen neue Argumente und praxisnahe Vorschläge, was die Branche gegen eine "Vermeisterung" unternehmen könne.Der Anfang war vielversprechend. Frank Garrelts, vielen in der Branche als Geschäftsführer der Microteam und in seiner Funktion als Chef der damit verbundenen Händlerkooperation bekannt, stellte im CDU-Forum (http://www.cdu.de, Bereich Wirtschafts- und Sozialpolitik) ein Thesenpapier zur Diskussion zum Thema "Wachstumsstop durch Regulierungswahn (Vermeisterung der Zukunft)".

Damit verbunden war natürlich ein Aufruf an Kollegen - und vor allem an Handwerksmeister -, Stellung zu nehmen. Wie gesagt: Zuerst ließ es sich recht gut an. Händler, unter eigenem oder angenommenem Namen, schrieben ihre Meinung. Die Diskussion drohte aber schnell zu versickern, weil kein Meister sich rührte und die Handelsunternehmen - so unter sich belassen - sich ziemlich fix einig waren: "Vermeisterungsbestrebungen" seien abzulehnen, weil geschäftshemmend.

Die Teilnehmer kritisieren sich gegenseitig

Bis sich dann - praktisch als Advocatus Diaboli - ein Teilnehmer unter dem Pseudonym "Valentine" einschaltete. Valentine ist manchmal recht witzig (anfangs zumindest), immer in Opposition und (zunehmend) mit Oberlehrerallüren ausgestattet. Nachdenklich stimmt allerdings, daß sie/ er zwar (fast) alle für unprofessionell und auf Holzwegen unterwegs befindet, gegenüber dem Initiator der Diskussion, Frank Garrelts, aber eine geradezu rührende Anhänglichkeit beweist. Was wiederum den einen oder anderen auf den Verdacht brachte, bei Valentine handele es sich um einen bewußt eingesetzten Provokateur, um die Diskussion in Schwung zu halten.

Allerdings ist das Gegenteil passiert: Die Argumente drehen sich derzeit im Kreise, man ist dazu übergegangen, nach Valentines Vorbild die einzelnen Absätze des jeweiligen Kontrahenten wie einstmals im Schulaufsatz zu korrigieren und zu kommentieren. Statt neuer Argumente hagelt es also Wortklaubereien, Vorschläge, wie und wo gegen die drohenden Regulierungen einzuschreiten wären, gibt es nicht.

Zu retten wäre das an und für sich löbliche Unterfangen nur noch durch frisches Blut - wenn sich also der langgesuchte Meister beispielsweise einklinken würde. Wer sich für das Thema interessiert, sich die Diskussion jedoch ersparen möchte, für den sei an dieser Stelle die einzige Stellungnahme der moderierenden CDU-Redaktion veröffentlicht:

CDU-Stellungnahme im Web zur "Vermeisterung"

Wir kommen nicht umhin, Fehlentwicklungen zu korrigieren, wenn wir die Zukunftsfähigkeit Deutschlands insgesamt sichern wollen. Am "großen Befähigungsnachweis" in Form der Meisterprüfung wollen wir jedoch festhalten, da dieser Fachkundennachweis sehr wesentlich für die Qualität unserer Handwerksbetriebe bürgt und da diese Vorschrift einer umfassenden handwerklichen und kaufmännischen Prüfung auch dazu führt, daß die Insolvenzquote im Handwerk bedeutend geringer ist als in anderen Sparten.

"Wir wollen am großen Befähigungsnachweis festhalten"

Im internationalen Wettbewerb ist es für den Standort Deutschland wichtiger denn je, gut ausgebildete Handwerker, Techniker und Facharbeiter zu haben. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen akademisch und beruflich ausgebildeten Menschen ist dazu eine ganz entscheidende Voraussetzung. Wir brauchen nicht immer mehr Theoretiker, die wissen, wie es geht, sondern ideenreiche Praktiker, die das Wissen in technische Produkte und Prozesse umsetzen können.

Die CDU-geführte Bundesregierung setzt sich - trotz der drängenden Sparzwänge - nachdrücklich für die Interessen des Handwerks ein. Sie hat beispielsweise ein Darlehensprogramm für Meisterkurse und berufliche Fortbildung - "Meister-BAföG" - gestartet und durch die Novellierung der Handwerksordnung die Rahmenbedingungen für Handwerksbetriebe entscheidend verbessert.

Die Regierung setzt sich für die Interessen des Handwerks ein

Die zum 1. Januar 1994 in Kraft getretene Novelle der Handwerksordnung sorgt dafür, daß sich das Handwerk dem wirtschaftlichen Wandel und den technischen Änderungen besser anpassen kann. So ist es möglich, auch Tätigkeiten aus verwandten Handwerken auszuüben, wenn sie mit den eigenen Leistungen fachlich zusammenhängen oder diese wirtschaftlich ergänzen.

Auch beim Zugang zum Handwerk sind Erleichterungen durchgeführt worden. Durch eine weitere Änderung der Handwerksordnung ist die Prüfungsordnung für Meister flexibler geworden. Danach kann ein Meister-Aspirant die vier Teile der Meisterprüfung vor unterschiedlichen Prüfungsausschüssen ablegen, was zu einem erheblichen Zeitgewinn führt. Auch ist die Meisterprüfung nun schon nach drei Gesellenjahren möglich statt wie früher nach fünf.

In die Handwerksrolle werden außerdem Handwerker eingetragen, die eine der Meisterprüfung gleichwertige deutsche Prüfung abgelegt haben. Diese Handwerker müssen aber die Gesellenprüfung entweder in dem von ihnen auszuübenden oder in einem verwandten Handwerk abgelegt haben. Von den insgesamt 824.000 Handwerksbetrieben betrifft das immerhin vier bis sechs Prozent. Weitere 30.000 Betriebsinhaber sind über das Ingenieursexamen ins Handwerk gekommen. Mit freundlichen Grüßen, Heribert Hennemann". (du)

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