Die New Economy hat rund 700.000 Arbeitsplätze geschaffen

11.10.2001
Trotz Dotcom-Krise, sich häufender Pleiten und rapiden Nemax-Kursverfalls sind die Unternehmen der New Economy besser als ihr Ruf. Abgesehen davon, dass von ihnen eine wichtige Innovationskraft ausgeht, schaffen sie jedes Jahr Zehntausende von neuen Arbeitsplätzen, die zudem stabiler sind als bisher angenommen.

Der dramatische Nemax-Kursverfall zeigt es: Viele der am Neuen Markt gelis-teten deutschen Unternehmen haben die Anleger tief enttäuscht. Weniger enttäuscht zeigt sich indes die Bundesregierung, hat die deutsche New Economy einschließlich nicht börsennotierter Unternehmen in den vergangenen Jahren doch rund 700.000 Arbeitsplätze geschaffen, von denen viele stabiler sind als die Börsendaten und sich häufenden Konkursverfahren vermuten lassen. Das geht aus einem Bericht von Bundes-wirtschaftsminister Werner Müller hervor, der sich dabei auf ein Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger stützt. Allein zwischen Juni 2000 und Juli 2001 haben die 324 am Neuen Markt gelisteten Unternehmen zirka 80.000 Stellen vergeben.

Die Börsenturbulenzen und die sich vor allem bei Internet-Firmen häufenden Konkurse hinterlassen jedoch bereits ihre Spuren. So geht Chefanalyst Roland Berger davon aus, dass bei den am Neuen Markt gelisteten Firmen bis Jahresende rund 5.000 Arbeitsplätze wegfallen werden.

Dennoch ist er zuversichtlich, dass die New Economy ihre Rolle als "Beschäftigungstreiber" insgesamt behalten werde. Bis Ende 2002 rechnet er bei den börsennotierten Unternehmen bereits mit 200.000 Arbeitsplätzen oder 14.000 mehr als im Juli 2001.

Vertrauen der Anleger wiedergewinnen

Außerdem bedeute die sich gegenwärtig abzeichnende Konsolidierung nicht, dass zwangsläufig auch Arbeitsplätze wegfallen. Denn die Unternehmen der Old Economy wissen um den Wert der Mitarbeiter bei den potenziellen Übernahmekandidaten. Ferner zeigt die Studie, dass Unternehmen mit relativ hohen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) sowohl bei der Schaffung von Arbeitsplätzen als auch beim Kursverlauf deutlich besser abschneiden als reine Internet-Firmen, von denen viele noch nicht einmal ein tragfähiges Geschäftsmodell vorweisen können.

"Der Neue Markt darf seine wichtige Funktion zur Finanzierung von innovativen Wachstumsunternehmen nicht verlieren", erklärte Wirtschaftsminister Müller. Gerade im Hinblick auf seine Bedeutung für den Arbeitsmarkt sei es daher dringend erforderlich, das Vertrauen der Anleger wiederzu-gewinnen. Müller wies in diesem Zusammenhang auch auf den Entwurf zum vierten Finanzmarktförderungsgesetz hin, der unter anderem eine Stärkung der Börsenaufsicht vorsieht.

Die Anleger, das sind vor allem auch die Venture Capitalists. Der Deutschen Börsenaufsicht zufolge haben sie zwischen 1997 und 2000 über 55 Prozent aller Börsengänge an den Neuen Markt finanziert. Es könnten aber noch mehr sein. Denn nach Angaben der European Private Equity und Venture Capital Association (EVCA) häuft sich im Umfeld der privaten Kapitalanleger immer mehr Geld an, das angesichts der schlechten Marktbedingungen ungenutzt bleibt, sprich nicht investiert wird.

www.evca.com

www.rolandberger.de

ComputerPartner-Meinung:

Allen Kurseinbrüchen und Pleiten zum Trotz hat sich der Neue Markt in den letzten Jahren zum wichtigen Innovations- und Jobmotor entwickelt. Bei aller Notwendigkeit, die Börsenaufsicht zu stärken, sollten wir nicht vergessen, dass die New Economy nicht zuletzt von der Risikobereitschaft Kapitalgeber lebt. Wer heute jammert, dem sei gesagt: Statt nur dem schnellen Geld hinterherzujagen und wild zu spekulieren, sollten sie sich in Zukunft vielleicht besser informieren, wo sie investieren. (kh)

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