Die Peitsche hemmt Innovationen

30.11.2000
Im vierten Teil unserer Serie "Wie gut sind Deutschlands IT-Arbeitgeber?" geht Dieter Mayer* der Frage nach: Wie steht es um die Mitarbeiterorientierung, und wodurch zeichnet sie sich überhaupt aus?

Knüpfen wir an die Fragen der vergangenen Folge an. Warum arbeiten Sie gerade in diesem Unternehmen? Wie stark sind sie an einem Wechsel des Arbeitsplatzes interessiert? Zur Erklärung der Antworten drängen sich natürlich weitere Fragen auf wie: Wann und womit wird eine Tätigkeit attraktiv? Womit binde ich Mitarbeiter?

Um aus Unternehmenssicht ein Zukunftsbild, eine Vision aufzubauen, ist es notwendig, die Mitarbeiter mit einzubeziehen. Jeder sollte wissen, wofür er arbeitet.

Ein Entgegenkommen an die Bedürfnisse der Mitarbeiter bedeutet in der Regel größere Leistungsbereitschaft. Sind Sie Vertreter der Kuh-soziologischen These ("Glückliche Kühe geben mehr Milch"), bekräftigen sie diese Erkenntnis. Den Vertretern der PeitschenThese ("Pferde laufen mit Peitsche schneller") möchte ich entgegenhalten: Gute Leistung - heute - reicht das? Haben Sie schon einmal die Unberechenbarkeit in den Augen eines jahrelang mit Peitschenhieben geforderten Pferdes gesehen oder diesen Gleichmut für solche Demütigungen? Ein solch gebrochenes Tier läuft auch noch im Kreis, wenn Sie das Geschirr abnehmen. Wo bleibt da Innovation?

In einem stark mitarbeiterorientierten Unternehmen empfinden mehr als 70 Prozent aller Beschäftigten ihre Tätigkeit interessant, so interessant, dass von ihnen die Entlohnung eher nebensächlich betrachtet wird.

Die Grafik "Wie mitarbeiterorientiert ist das Unternehmen?" beruhigt auf den ersten Blick. Denn knapp 30 Prozent aller Befragten beurteilten die Mitarbeiterorientierung in ihrem Unternehmen mit gut und sehr gut, nimmt man die Antwort befriedigend hinzu, ist es sogar mehr als die Hälfte. Aber gleichzeitig bekunden rund 47 Prozent aller Arbeitnehmer ihren Unmut, 28 Prozent vergeben gar die Noten mangelhaft oder ungenügend.

Informierte Mitarbeiter sind ein positives Indiz

Was zeichnet nun ein mitarbeiterorientiertes Unternehmen aus? Dafür gibt es freilich keine Faustregel. Aber ein deutliches Indiz sind Mitarbeiter, die das Gefühl haben, informiert zu sein, bei wichtigen Unternehmensentscheidungen Anhörungs- beziehungsweise Mitspracherecht genießen und zudem wissen, welches zum Beispiel die Qualitätsziele ihres Unternehmens sind. Solche Kollegen agieren auch bei Missstimmung gelassener.

Zufrieden heißt nicht selbstgefällig

Selbst Unternehmen mit nur geringer Mitarbeiterorientierung binden diese um ein Wesentliches stärker als Unternehmen mit Interesselosigkeit für ihre Untergebenen.

Arbeitszufriedene Mitarbeiter sind nicht gleich selbstgefällige Kontaktmenschen, die den Ablauf mit sozialem internen Geplänkel behindern. Entsteht ein Zuviel an sozialen Kontakten nicht gerade dort, wo niemand Ziele festlegt, da wo der Mitarbeiter keine Meilensteine sieht?

Die nächste Folge vergleicht das Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen mit dem Bedarf.

*Dieter Mayer (Mayer & Mayer Marketing Consulting in Kornwestheim) beschäftigt sich seit 1989 mit Marketing und Qualitäts-Management in IT-Unternehmen.

ZUM PROJEKT

E-Benchmarking

Das Projekt "E-Benchmarking" misst online Unternehmensqualität. Mitarbeiter aus mehr als 400 Unternehmen wurden dabei befragt.

Untersucht wurden Ziele, Wertesysteme, Mitarbeiterzufriedenheit, Kundenorientierung, Unternehmenskommunikation, Tools und Methoden. Anschließend können die Teilnehmer ihre Ergebnisse mit einem anonymen Branchendurchschnitt vergleichen.

www.e-benchmarking.de

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