Digitale Fotografie: Das Wunschbild vom "großartigen Markt" bleibt unscharf

10.10.1997
MÜNCHEN: Die Qualität digitaler Kameras steigt, die Preise sinken. Beste Voraussetzungen also für eine rasche Marktentwicklung, könnten Beobachter meinen. Trotzdem entwickelt sich das Marktsegment digitaler Fotoprodukte bislang eher träge. Während die Produktentwicklung deutliche Fortschritte macht, treten die Marketingstrategen offensichtlich auf der Stelle. Überzeugende Antworten auf die Frage, in welcher Weise und über welche Vertriebskanäle diese Produkte am effektivsten an die Masse interessierter Fotografen und Fotoanwender gebracht werden können, stehen bisher noch aus.Kein Film für den Fotoapparat im Haus? Kein Problem! So könnte das Motto zukünftiger Generationen von Fotografen lauten. Vorausgesetzt natürlich, derjenige gehört zu den Besitzern einer digitalen Kamera. Kein tagelanges Warten mehr, bis der Kunde die Urlaubsfotos endlich in den Händen hält. Und kein böses Erwachen, wenn die Fotos (wieder einmal) aussehen, als wären sie während einer partiellen Sonnenfinsternis aufgenommen worden, weil die Kamera verrückt gespielt hat, der Film zu überlagert war, oder der Fotograf selbst vielleicht doch die falsche Blende eingestellt hat. "What you see is what you get" gilt dagegen bei der digitalen Kamera. Auf den Auslöser drücken und eine Sekunde später das Ergebnis auf dem Display der Kamera kontrollieren. Entspricht das Ergebnis nicht den Anforderungen, wird per Knopfdruck gelöscht und so lange wiederholt, bis die Aufnahme im Kasten ist. Aber damit nicht genug. Für den wirklich ambitionierten Anwender steht darüber hinaus der PC als digitales Fotostudio zur Verfügung. Der kreative Spielraum, sprich die Nachbearbeitung der Fotos, ist nahezu unerschöpflich. Er reicht von Änderungen der Helligkeits- und Schärfewerte bis zur Möglichkeit, den lästigen Baukran, der neben dem Hotel stand, wenn schon nicht in Natura, so doch wenigstens auf dem Urlaubsfoto zu verbannen.

MÜNCHEN: Die Qualität digitaler Kameras steigt, die Preise sinken. Beste Voraussetzungen also für eine rasche Marktentwicklung, könnten Beobachter meinen. Trotzdem entwickelt sich das Marktsegment digitaler Fotoprodukte bislang eher träge. Während die Produktentwicklung deutliche Fortschritte macht, treten die Marketingstrategen offensichtlich auf der Stelle. Überzeugende Antworten auf die Frage, in welcher Weise und über welche Vertriebskanäle diese Produkte am effektivsten an die Masse interessierter Fotografen und Fotoanwender gebracht werden können, stehen bisher noch aus.Kein Film für den Fotoapparat im Haus? Kein Problem! So könnte das Motto zukünftiger Generationen von Fotografen lauten. Vorausgesetzt natürlich, derjenige gehört zu den Besitzern einer digitalen Kamera. Kein tagelanges Warten mehr, bis der Kunde die Urlaubsfotos endlich in den Händen hält. Und kein böses Erwachen, wenn die Fotos (wieder einmal) aussehen, als wären sie während einer partiellen Sonnenfinsternis aufgenommen worden, weil die Kamera verrückt gespielt hat, der Film zu überlagert war, oder der Fotograf selbst vielleicht doch die falsche Blende eingestellt hat. "What you see is what you get" gilt dagegen bei der digitalen Kamera. Auf den Auslöser drücken und eine Sekunde später das Ergebnis auf dem Display der Kamera kontrollieren. Entspricht das Ergebnis nicht den Anforderungen, wird per Knopfdruck gelöscht und so lange wiederholt, bis die Aufnahme im Kasten ist. Aber damit nicht genug. Für den wirklich ambitionierten Anwender steht darüber hinaus der PC als digitales Fotostudio zur Verfügung. Der kreative Spielraum, sprich die Nachbearbeitung der Fotos, ist nahezu unerschöpflich. Er reicht von Änderungen der Helligkeits- und Schärfewerte bis zur Möglichkeit, den lästigen Baukran, der neben dem Hotel stand, wenn schon nicht in Natura, so doch wenigstens auf dem Urlaubsfoto zu verbannen.

Bunte Bilder aus Bits und Bytes

Während solche Aussichten in den Reihen potentieller Kunden durchaus auf Interesse stoßen, reagieren große Teile des Handels derzeit noch zurückhaltend. Passen digitale Kamerasysteme und -Lösungen in mein Produkt-Portfolio, lautet die Frage, die sich PC- und Fotohändler gleichermaßen stellen. Muß der PC-Fachhändler sich zukünftig mit Objektiven, Blenden und Brennweiten auskennen? Oder soll das Fotogeschäft dem Kunden erklären, mit welcher Software dieser die über eine serielle oder PCMCIA-Schnittstelle zum PC übertragenen Bilder am besten bearbeiten kann?

Der Markt für digitale Fotografie ist heterogen, die Zielgruppen sind vielfältig, ihre Anforderungen unterschiedlich. Während beim Zusammenwachsen der Marktsegmente Computertechnik und Unterhaltungselektronik zum Oberbegriff Multimedia eine große Überlappung bei den Zielgruppen vorhanden war, ist die Schnittmenge zwischen Computeranwendern und Fotografen auf den ersten Blick doch eher klein. Umfassende Aufklärungs- und Marketingarbeit scheint notwendig, um den Markt der digitalen Fotografie zu kultivieren.

Das Angebot digitaler Kameras boomt. Im Jahre 1995 erstmalig vorgestellt, kann der Interessent heute zwischen schätzungsweise 50 verschiedenen Modellen auswählen. Das Spektrum reicht vom Snap-Shot-Einstiegsmodell zum Preis von 300 Mark bis zur Profiklasse, für die der finanzkräftige Anwender 30.000 Mark und mehr auf den Tisch legen darf.

Verantwortlich für diese enorme Preisspanne ist neben der Verwendung

mehr oder weniger hochwertiger Objektive die erzielbare Bildschärfe in Form der Bildauflösung. Bei digitalen Kameras werden die Bildinformationen mit Hilfe eines optischen Fotoelements, eines sogenannten CCD (Charge-Coupled-Device) in elektrische Signale umgewandelt und dann gespeichert. Während die erste Generation von digitalen Kameras mit CCD-Chips ausgerüstet war, die eine Auflösung von 320 x 240 Bildpunkten erlaubten (QVGA-Auflösung), liefert das Gros der heute verfügbaren Kameras der zweiten Generation eine VGA-Auflösung von etwa 300.000 Bildpunkten (640 x 480 Pixel).

Die dritte Generation ist auf dem Markt

Computeranwendern, die digital erstellte Fotos in elektronische Dokumentationen oder Internet-Anwendungen integrieren wollen, mag diese Auflösung genügen. Heim- und Hobbyfotografen, die einen Qualitätsvergleich mit den Bildern einer traditionellen Kleinbild- oder Spiegelreflexkamera anstellen, wird das Ergebnis sicher nicht überzeugen. An diese Zielgruppe wenden sich die Hersteller mit den Produkten der dritten Generation, die seit kurzem verfügbar sind, den sogenannten Mega-Pixel-Kameras. Wie der Name bereits vermuten läßt, liefern sie eine Auflösung, die je nach Hersteller und Modell zwischen einer und 1,7 Millionen Bildpunkten liegt. Eine Auflösung, die für das menschliche Auge der von fotochemisch erstellten Bildern bereits recht nahe kommt. Daß die Qualität digitaler Fotos genau betrachtet heute dennoch weit von der traditioneller Fotos entfernt ist, wird daran deutlich, daß ein klassisches Farbdia eine Auflösung von 8,64 Millionen Bildpunkten aufweist.

Der "Fun Faktor" muß als Kaufargument herhalten

Die Tatsache, daß Mega-Pixel-Kameras trotz drastischem Preisverfall derzeit immer noch in einer Preisklasse mehr oder minder oberhalb von 2000 Markt zu finden sind, macht die Misere deutlich. Da digitale Kameras im Vergleich Bildqualität zu Preis traditionellen Kameras nach wie vor hoffnungslos unterlegen sind, müssen andere Argumente zu einer Kaufentscheidung führen.

Wenig Probleme mit der Bildauflösung haben Computeranwender. Ihnen reicht normalerweise die VGA-Auflösung preiswerter digitaler Kameras, wenn es darum geht, Bilder in Text-, Grafik oder Internet-Anwendungen zu integrieren. Auch die Qualitätsansprüche branchenspezifischer Anwender beispielsweise aus dem medizinischen Sektor, oder bestimmter Berufsgruppen wie Makler, Architekten, Sachverständige etc. können aktuelle Produkte befriedigen. Ihnen geht es darum, ohne künstlerischen Anspruch, schnell und unkompliziert mit digitalen Fotos Fakten zu dokumentieren. Schwerer zu überzeugen ist da schon der Heim- und Hobbyfotograf, der die erweiterten Nachbearbeitungsmöglichkeiten zwar begrüßt, dessen Kaufentscheidung allerdings hauptsächlich vom Preis-/Leistungsverhältnis getragen wird.

Massenmarkt ist noch fern

Um derart rationale Argumente auszuschalten, setzen die Werbestrategen auf ihre neueste Trumpfkarte. Von "Fun Faktor" ist hier die Rede. Die Erfolge halten sich allerdings bislang in Grenzen. Einzig in Japan konnte man mit der Gleichung: wenig Sinn, aber viel Spaß, bisher Fortschritte erzielen. Selbst der amerikanische Markt, der "Lifestye-Kampagnen" erfahrungsgemäß offener gegenübersteht als der europäische Markt, hält sich bisher zurück. Während das Gros der Anbieter digitaler Fotoprodukte in Zweckoptimismus machen, kommen von Kodak deutlich gemäßigte Aussagen. Der Mega-Flop "Photo-CD" hat hier zu einer zurückhaltenden Einschätzung des Marktes geführt

"Digital Imaging ist kein Ersatz für die traditionelle Fotografie, sondern erweitert die fotografischen Möglichkeiten", betonte Pierre Schaeffer, General Business Manager der Kodak Digital and Applied Imaging Division in Europa, anläßlich der Vorstellung neuer Digitalkameras in München. "Es ist heute kein Consumer- Markt, die Business-to-Business-Anwendungen stehen eindeutig im Vordergrund!" Er erwartet, daß der Einstieg in den Consumer-Markt über die Digitalisierung von papierbasierenden Bildern, Negativen und Dias über hochwertige Fotoscanner erfolgt. Erst nachdem die Preise hochwertiger Digital-Kameras, von Fotoprintern und Fotoscannern in schätzungsweise 18 bis 24 Monaten auf ein Preisniveau von unter 500 Dollar gefallen sind, sieht er die Voraussetzungen für einen Durchbruch auf breiter Front gegeben.

Bedienung ist zu komplex

Ebenfalls zurückhaltend, allerdings aus anderen Gründen, ist Hans-Joachim Weymer, Marketingleiter für den Bereich Personal Audio Video bei Sony. "Ähnlich wie im Bereich Digital-Video erwarten wir ein starkes Wachstum auch bei digitalen Kameras. Wir sehen jedoch zur Zeit eine leicht gebremste Euphorie im Markt, was unter anderem daran liegt, daß viele Produkte eine zu hohe Bedienungskomplexität aufweisen", erklärte Weymer. Um eine breite Zielgruppe zu erreichen, so Weymer, sei es notwendig, mögliche Anwendungen aufzuzeigen. Dabei ist nach seinen Worten in vielen Fällen ein Leistungsmerkmal wie Auflösung weniger wichtig als die einfache Bedienbarkeit.

Kampf um Marktanteile hat begonnen

Das selbst bei kommerziellen Anwendern derzeit noch jede Menge Erklärungsbedarf herrscht, bestätigt auch Frank Tückmantel, zuständiger Produktmanager bei Minolta. "Gerade kleinere Unternehmen scheuten bislang noch die relativ hohen Anschaffungskosten, auch wenn es hinterher günstiger wird, da die zeitraubenden Zwischenschritte bis zur Druckvorlagenherstellung entfallen."

Fachleute erwarten, daß der Markt für digitale Fotografie kurzfristig mehr Bedeutung erlangen wird als der Bereich Internet. Das geschätzte Marktvolumen ist enorm. Laut Photo Marketing Association erstellen Amateur- und Profifotografen weltweit jede Minute 2.000 Fotos. In Europa haben 80 Prozent der Haushalte mindestens eine traditionelle Kamera. 1995 wurden 550 Millionen Filme verkauft (davon 177 Millionen in Deutschland), was einer Zahl von sechs Milliarden entwickelten Bildern entspricht.

Wer wird im Kampf um Marktanteile die Nase vorn haben? Die bisherigen Hersteller traditioneller Kameras, für die Erfolg oder Mißerfolg beim Verkauf digitaler Kameras zu einer Überlebensfrage werden kann? Hersteller aus dem Computerumfeld, die mit Produkten rund um die digitale Fotografie eine Möglichkeit sehen, Verluste aus anderen Unternehmensbereichen zu kompensieren? Oder werden sich mit digitalen Kameras sogar für Billiganbieter aus Korea, Taiwan und Singapur neue Möglichkeiten bieten, in das bisher sehr vom Markenimage geprägte Fotobusiness einzusteigen?

Die Antwort auf diese Fragen wird sicher nicht ohne Auswirkungen auf die Vertriebskanäle bleiben. PC-Fachhandel, Foto-Fachhandel oder doch die Großflächenvermarkter und Retailer? Weymer hat seine Entscheidung bereits getroffen. "Wir bieten unsere Produkte in allen Kanälen wie UE-, Büro-, Foto- und Computerhandel an. Wir halten das für den einzig sinnvollen Weg, um den sehr individuellen Wünschen der Kunden in bezug auf Produkt und Kaufumfeld Rechnung zu tragen."

Dienstleistung ist gefragt

Ähnliche Erwartungen hat Bernd Sauter, Inhaber eines der größten Fotofachgeschäfte in München. Er erwartet für sich keinen Branchenschutz seitens der Kamerahersteller. "Ich glaube, die Industrie wird die Kanäle benutzen, die sich als erfolgreich erweisen. Ob Foto- oder PC-Handel, ist der Industrie egal."

Andere Erfahrungen machte Klaus-Norbert Laroche, Geschäftsführer des Münchner DigiCam DTP-Service GmbH. Nach seinem Eindruck ist die Haltung großer Kamerahersteller zumindest geteilt. Olympus beispielsweise hat nach seiner Beobachtung derzeit wenig Interesse am Computerhandel.

In dem Maße, in dem die Erklärungsbedürftigkeit abnimmt, dürfte die Bedeutung von Großflächenvermarktern wie Media-Markt oder Kaufhausketten beim Vertrieb digitaler Fotoprodukte steigen. Aufgrund der Tatsache, daß sie traditionell beide Produktbereiche (Foto- und Computertechnik) führen, bieten sie, zumindest nach Beendigung der Einführungsphase, eine optimale Infrastruktur. Zusätzliche Dienstleistungsangebote wie das Digitalisieren von Fotos oder das Ausdrucken von digitalen Fotodaten auf hochwertigen Fotodrucker/Belichtern könnte die Position weiter ausbauen.

Geschäfte mit Zubehör und Dienstleistungen?

Als lukratives Geschäft im Umfeld der digitalen Fotografie könnte sich mittel- und langfristig der Handel mit Zubehör und Dienstleistungen erweisen.

Als eines der ersten Unternehmen weltweit reagierte der amerikanische Anbieter Tiffen auf den beginnenden Markt der digitalen Fotografie. Seit über 50 Jahren Anbieter von optischen Filtern und Linsenzubehör, dehnte Tiffen in Zusammenarbeit mit Kodak, Epson, Apple und Casio im Frühjahr sein Angebot für Digitalkameras aus. Als deutscher Vertriebspartner bedient die Berliner MacLand GmbH den Nischenmarkt professioneller Fotografen und Fotostudios. Auch das Geschäft mit verschiedensten Flash-Cards, wie sie innerhalb der Kamera als Bildspeicher dienen, dürfte sich in Grenzen halten. Da die Bilder im Normalfall regelmäßig an einen Computer übertragen werden, um dort ausgedruckt, gelöscht oder archiviert zu werden, ist die Notwendigkeit, mehrere Speicherkarten zu besitzen, gering. Dazu trägt auch der Umstand bei, daß die Kapazität der verwendeten Flash-Cards kontinuierlich zunimmt und bereits heute die Kapazität üblicher Filme in vielen Fällen deutlich übersteigt.

Als deutlich interessanter könnte sich da schon das Geschäft mit magnetischen oder optischen Wechselspeichern erweisen. Zip, Syquest, MO, Phase Change oder die mehrfach beschreibbare CD bieten beste Voraussetzungen für die Langzeitarchivierung digitaler Bilddaten.

Lockmittel Zubehör

Ebenfalls lukrative Umsätze sind beim Handel mit Verbrauchs-materialien für Fotoprinter wie Tinte und vor allen Dingen hochwertiges Fotopapier zu erwarten. Nicht ohne Grund haben Unternehmen wie Hewlett-Packard, Agfa oder Kodak ihr Engagement in diesen Produktbereichen in der letzten Zeit deutlich verstärkt.

Für eine digitale Zukunft rüsten sich gleichermaßen aber auch die ersten Fotolabors. Sie waren in der Vergangenheit auf analoge Eingangsdaten in Form von Filmen angewiesen. Das soll sich zukünftig ändern. Über ein entsprechendes Computersystem können dann auch digitale Bildinformationen auf Wechselspeicher-Medien wie Zip, Syquest, MO, Tape etc. bearbeitet werden. Selbst der Empfang von digitalen Bilddaten über Internet-Verbindungen oder ISDN-File-Transfer wird heute bereits von den ersten Fotolabors praktiziert.

Das Einscannen von Foto- und Dia-Vorlagen oder das Ausdrucken digitaler Bilddaten auf hochwertigen Farbdruckern beziehungsweise -belichtern sind sicher Leistungen, die auch von Fachhändlern in Form von Dienstleistungsangeboten erbracht werden können.

Intel veröffentlicht Design-Richtlinien für PC Kameras

Angesteckt wie von einem Fieber, unterstreichen jetzt auch PC-Hersteller die Bedeutung der digitalen Fotografie. Mit dem Ziel, die Verbreitung der digitalen Fotografie im Massenmarkt zu unterstützen, haben sie unter der Federführung von Intel die "Portable PC Camera 98 Design Guidelines" veröffentlicht. "Wir glauben, daß die Verarbeitung von Fotos am PC bald genauso üblich sein wird wie das Electronic Mail", erklärte Peter Green, General Manager der Intel Digital Peripherals Division, anläßlich der Vorstellung der Guidelines Ende Juli. Das Papier beinhaltet Hardwarespezifikationen zur Intel MMX Media Enhancement Technologie, zum Universal Serial Bus (USB) und zu Flash Memory Miniature Cards genauso wie das Flash-Pix File Format, das die Bearbeitung von Bilddateien deutlich erleichtern soll. Zu den Unterzeichnern seitens der Computerindustrie zählen unter anderem Microsoft, HP, Packard Bell und Toshiba. Von den Kameraherstellern sind unter anderem Kodak, Agfa-Gevaert und Polaroid vertreten.

Warnende Marktstudien

Daß der Markt der digitalen Fotografie ein enormes Zukunftspotential darstellt, bestätigen auch die Marktforscher von Dataquest. Dennoch warnt eine Anfang September veröffentlichte Marktstudie vor übermäßigem Optimismus. "Trotz steiler Wachstumsprognosen verhält sich der Kunde aufgrund der bisher wenig spektakulären Bildqualität und des relativ hohen Preises digitaler Kameras zurückhaltend. Die Preisgrenze von 1.000 Dollar für digitale Kameras guter Qualität wird nicht so schnell durchbrochen werden. Erst wenn der Preis auf 500 Dollar sinkt, ist mit spürbar steigenden Verkaufszahlen zu rechnen", erklärte Van Baker, Direktor des Dataquest Digital Consumer United States Programmes.

Neben weiteren Verbesserungen in der Bildqualität bei gleichzeitig sinkenden Preisen, halten die Analysten bei Dataquest Qualitätssteigerungen bei Tintenstrahldruckern und Preissenkungen bei Dye-Sublimations- Druckern für notwendig, um den Markt der digitalen Fotografie zu stimulieren. (sd)

Bleibt vorerst ein Wunschtraum der Anbieter: Digitalkamera statt Fotoaparat und Speicherkarte statt Film. Doch die Konsumenten zeigen sich zögerlich. Die bisherigen Argumente, auf digitale Bilderfassung umzusatteln, lassen die Kunden bis dato kalt.

Derzeit wagt sich kaum eines der großen Marktforschungsinstitute an

eine Einschätzung des Marktes für Digitalkameras heran. Der Macarthur Stroud International Digital Camera Monitoring Service hat Anfang des Jahres seine Prognose vorgelegt. Berücksichtigt sind hier digitale Kameras mit einem Verkaufspreis unter 800 Dollar. Danach sollen in Europa die abgesetzten Stückzahlen von 1995 bis 2001 um jährlich 53 Prozent zulegen. In Deutschland sollen 2001 dann rund 1,4 Millionen digitale Kameras im Besitz der Konsumenten sein.

Ähnlich der Marktdurchdringung bei Telefonen, Fernsehern und Kühlschränken, sieht es bei den herkömmlichen analogen Fotoapparaten aus: 83 Prozent aller deutschen Haushalte sind im Besitz einer solchen. Durchschnittlich werden dabei knapp sechs Filmrollen pro Jahr in die Apparate gepackt. Demzufolge werden es die Anbieter der digitalen Kameras sehr schwer haben, die Konsumenten davon zu überzeugen, sich ein Zweitgerät anzuschaffen. Allenfalls das Austauschgeschäft könnte sich interessant gestalten - vorausgesetzt der potentielle Käufer verfügt bereits über einen PC.

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