Salesforce-Kundenkonferenz

Dreamforce 2019 im Zeichen von KI, Integration und neuen Partnerschaften

Alexander Roth leitet als Geschäftsführer die Geschicke und die Redaktion von Evernine. Der mit Prädikatsdiplom ausgestattete Volkswirt wechselte 2004 in die Medienbranche, wo er zuerst beim Wirtschafts- und Polittalksender Air America Radio in New York City in der Recherche tätig war und in einem weiteren Schritt, wieder zurück in Deutschland, eine zweijährige Festanstellung beim Medienhaus IDG (u.a. PC Welt, Computerwoche, ChannelPartner) inklusive Volontariat absolvierte. Auch ein Besuch der Akademie der Bayerischen Presse (ABP) gehörte zu seiner Ausbildung. 2007 gründete der Münchner (geb. 1977) das Redaktionsbüro Alexander Roth, das er zwischen 2010 und 2011 in die Evernine GmbH umwandelte.
Mitte November 2019 hat der CRM-Riese Salesforce wieder einmal zu seiner legendären Kundenmesse DreamForce eingeladen.
 
  • im Zeichen von Umweltschutz und Flüchtlingshilfe
  • neues von Tableau
  • Kamingespräch mit Apple-Chef Tim Cook
  • Sprachassistent Einstein
  • Partner im Fokus
Herzlicher Emprang am Dreamforce Campus - rund 170.000 Besucher strömten 2019 zur Salesforce-Hausmesse nach San Francisco.
Herzlicher Emprang am Dreamforce Campus - rund 170.000 Besucher strömten 2019 zur Salesforce-Hausmesse nach San Francisco.
Foto: Salesforce

Mit rund 171.000 registrierten Besuchern und 13,2 Millionen Online-Zuschauern sprengte die Salesforce-Kundenkonferenz Dreamforce 2019 in der Zeit vom 19. bis zum 22. November wieder einmal alles - San Francisco gleich mit.

Zu den Highlights der Salesforce-Hausmesse gehörten der Einstein Voice Assistant, neue Funktionen der Customer-360-Plattform, Integration der Neuerwerbungen MuleSoft und Tableau sowie neue Kooperationen mit Apple, AWS und Azure.

Spendier- und investitionsfreudig

Salesforce und Mark Benioff, der Gründer und Co-CEO des führenden CRM-Anbieters sowie neuer Eigner des renommierten "Time"-Magazins, sind bekannt für ihr soziales Engagement. Für ein Benefit-Konzert von Fleetwood Mac am zweiten Tag der Hausmesse wurde kurzerhand das Baseballstadion der San Francisco Giants mit 50.000 Plätzen gebucht.

Ferner gab Salesforce auf der Dreamforce bekannt, 17 Millionen Dollar und eine Millionen Stunden Freiwilligendienst den 17 "Sustainable Development Goals" (SDGs) der Vereinten Nationen zukommen zu lassen. Die Spende an eine Flüchtlingsorganisation hielt drei Personen nicht davon ab, Benioffs Keynote Speech wegen eines Vertrages mit dem amerikanischen Grenzschutz zu stören. Der nahm es gelassen und gewährte einem Protestler 30 Sekunden Redezeit, bevor er hinausbefördert wurde.

Salesforce-Grüner Marc Benioff kam auch mit Störern seiner Keynote gut zurecht.
Salesforce-Grüner Marc Benioff kam auch mit Störern seiner Keynote gut zurecht.
Foto: Salesforce

Benioffs Ansprache war eher strategischer Art und weniger von Produktneuheiten geprägt. Die überließ er lieber den zuständigen Sprechern. Unter anderem referierte er darüber, welche Bedeutung die Übernahme des Software-Integrators MuleSoft und des Datenanalyse-Spezialisten Tableau Software für das Unternehmen hat und welche Fortschritte die Integration der Neuerwerbungen macht. Der Kauf von Tableau Software war im Juni 2019 mit 15,7 Milliarden Dollar die größte Akquisition der Firmengeschichte.

Kamingespräch mit Apple-Chef Cook

Ein als "Fireside Chat" angekündigtes Podiumsgespräch zwischen Benioff und Apple-CEO Tim Cook erwies sich eher als philosophisches Tête-à-Tête über Managementfragen und den legendären Führungsstil von Steve Jobs. Cook betonte allerdings, dass die Mac-Company mehr im Business Fuß fassen wolle. Passend dazu bietet Salesforce - zunächst noch exklusiv - die Online-Trainingsplattform im App-Store von Apple an.

Das als "Fireside Chat" angekündigte Podiumsgespräch zwischen Benioff und Apple-CEO Tim Cook erwies sich eher als philosophisches Tête-à-Tête über Managementfragen und den legendären Führungsstil von Steve Jobs-
Das als "Fireside Chat" angekündigte Podiumsgespräch zwischen Benioff und Apple-CEO Tim Cook erwies sich eher als philosophisches Tête-à-Tête über Managementfragen und den legendären Führungsstil von Steve Jobs-
Foto: SalesForce

Neben der neuen Partnerschaft mit Apple wurde auf der Kundenkonferenz in San Francisco auch eine hinter vorgehaltener Hand als "Cloud-Promiskuität" bezeichnete Zusammenarbeit mit AWS und Microsoft Azure diskutiert (wir berichteten). Denn 2017 hatte Salesforce noch Google als präferierten Cloud-Provider ausgerufen. Eine Woche vor der Dreamforce 2019 hieß es nun, dass Microsoft Azure die Public Cloud für die Marketing-Cloud werden soll. Außerdem ist auch eine Verknüpfung der eigenen Sales- and Service-Clouds mit Microsoft Teams geplant.

"Hey Einstein"

Als Highlights der diesjährigen Kundenmesse pries der Salesforce-Gründer in seiner Keynote mehr Automation und Integration. Als Beispiel nannte er die Möglichkeit, den 2018 angekündigten "Einstein Voice Assistant" für den Vertrieb auf die gesamte "Customer 360"-Plattform auszuweiten. Mit Einstein Voice Skills können Unternehmen individuell auf ihre Branche, Workflows und Prozesse zugeschnittene sprachgesteuerte Apps entwickeln und die manuelle Navigation in Salesforce ersetzen.

Der mit dem KI-Modul "Einstein" um RPA (Robotic Process Automation) erweiterte Sprachassistent kann aber noch mehr, wie eine eingeblendete Live-Demo in Benioffs Keynote zeigte. So sollen Millionen von Nutzern mit dem Chat-Roboter kommunizieren können, um etwa ein Auto anzumieten. Darüber hinaus bietet die Lösung über eine Einstein Call Coaching genannte Funktion die Fähigkeit, auffällige Stellen eines Gesprächs mit Kunden automatisch zu transkribieren und den Teamleiter im Call Center oder im Sales zu informieren, wenn während des Telefonats zum Beispiel häufiger über Wettbewerber oder Preise gesprochen wurde.

Neuheiten rund um Customer 360

Viele der anderen vorgestellten Neuheiten drehten sich um funktionale Erweiterungen der "Customer 360"-Plattform und der Integration von Lösungen. Eine davon ist Customer 360 Truth, ein Modul, dass nach dem Motto "a Single Source of Truth" (SSOT) unabhängig vom Speicherort einen Gesamtblick auf alle Daten eines Kunden gewähren soll.

Eine andere "Customer 360"-Neuerung ist der "Salesforce Data Manager", der in der Lage ist, Kundenprofile und -daten systemübergreifend aus den verschiedensten Quellen zu sammeln und anders als Data Lakes dort zu belassen. Weitere Produktneuheiten sind "Salesforce Identity" mit "Single-Sign-On" für eine reibungslose "Customer Journey" und der "Salesforce Audience Manager2, der KI-gestützt Einblicke in Kundenprofile ermöglicht, um zum Beispiel rechtzeitig vor dem Schreckgespenst der Abwanderung zu warnen.

Ryane Bohm, Senior Manager Emerging, Tech Blockchain & Mobile Product Marketing bei Salesforce, stellte auf der Dreamforce 2019 die Lamborghini-Case-Study vor.
Ryane Bohm, Senior Manager Emerging, Tech Blockchain & Mobile Product Marketing bei Salesforce, stellte auf der Dreamforce 2019 die Lamborghini-Case-Study vor.
Foto: Salesforce

Dass Salesforce massenweise die Kunden abwandern, befürchtet das Unternehmen nicht, im Gegenteil. Mit L'Oreal und Lamborghini waren zwei sehr prominente Kunden auf der Dreamforce 2019 vertreten. Der italienische Automobilhersteller nutzt die Salesforce Blockchain, um seine Luxusrennwagen schneller nachzuverfolgen und zu authentifizieren, um etwa deren aktuellen Marktwert exakt bestimmen zu können.

"Die Chancen für Partner werden größer"

Um solche und andere Unternehmenskunden zu gewinnen und das von Benioff ausgerufene Ziel einer Verdopplung des Umsatzes auf 26 Milliarden Dollar zu erreichen, setzt das Unternehmen sehr stark auf Partner. J.C. Collins, Senior Vice President und COO für Industrie, Innovation und Partner, hat Anfang 2019 geäußert, dass für dieses Ziel 250.000 externe Salesforce-Consultants bis 2022 nötig seien.

Im Interview betonte er nun: "Die Chancen für Partner werden größer. Es wird immer attraktiver, mit Salesforce Partnergeschäfte zu machen." Das gelte sowohl für Independent Software Vendors (ISVs), Consultants als auch für Managed Service Provider (MSPs). Einstein Voice biete den sehr viel Potenzial in der Kundennachfrage. Die Partner sollten sich aber mehr spezialisieren, also entweder in die Vertikale (Branchen) oder in die Horizontale, sprich in die Fachabteilungen der B2B-Kunden.

Lesetipp: Wie Salesforce neue Vertriebspartner gewinnen möchte

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