Druckermarkt: Der ganz normale Wahnsinn

26.11.1998

"Wir werden uns nicht an allen Preiskämpfen beteiligen. Marktanteilsverluste nehmen wir dafür in Kauf." Noch im August erklärte Jürgen Krüger, Verantwortlicher für den Consumer-Channel bei Canon Deutschland, sein Unternehmen werde diesen Preiswahnsinn - den Preispunkt von 199 Mark, wie ihn Epson und Lexmark bei farbfähigen Tintenstrahldruckern setzten - nicht mitmachen. Ist die Gelegenheit günstig, scheint dann aber auch Canon weich zu werden - etwa in Form der jüngsten Aldi-Offerte "Canon BJC 220 für 179 Mark". Wo potentielles Wachstum, wenn nicht umsatz-, dann doch wenigstens stückzahlenmäßig, zu wittern ist, haben erklärte Tabus oder Vorsätze wohl keine Chance.Da drängt sich einem doch die Frage auf: Sind die Druckerhersteller eigentlich noch zu retten? Denn: Abgesehen davon, daß die Preisspirale durch derartige Angebote in ihrer Abwärtsbewegung noch einmal einen Zahn zulegt, dienen solche Offerten als arg kurzfristige Symptombeseitigung in dem preiskranken Segment. Diese Schnäppchen, bei denen es sich aus Gründen der Machbarkeit um "überschlanke" Druckerversionen mit eingeschränkter Funktionalität handeln muß, mögen wohl zunächst die Geldbeutel vieler Erstkäufer öffnen - wer aber wird sich nach dem Ausscheiden eines solchen Sparmodells ein zweites Mal auf ein Gerät desselben Herstellers einlassen?

Und: Abgesehen davon, daß die Frage nach der Marge der Händler bei solchen Preispunkten wohl nur ein müdes Lächeln hervorruft, was eigentlich bleibt dem Hersteller, dessen Produktionskosten ja ebensowenig beliebig weit unten anzusetzen sind? Irgendwas muß die Herstellung der Maschinen ja kosten. Vom Ruhm eines hohen Stückzahlenwachstums wird wohl keiner auf die Dauer satt. Um hier noch mehr als Verlustgeschäfte zu machen, werden sich die Keyplayer im Low-end-Segement der Tintenstrahler etwas Neues einfallen lassen müssen. Denn auch das vielzitierte Zubehörgeschäft kann den Karren hier nicht mehr in jedem Fall aus dem Dreck ziehen.

"Hier gibt es eine ähnliche Entwicklung wie bei den Mobiltelefonen: "So wie man bei Abschluß eines Kartenvertrags das Handy häufig geschenkt bekommt", blickt Wolfgang Schöffel, Marketingleiter bei Lexmark, in die Zukunft, "kaufe ich dann fünf Patronen und nehme den Drucker gratis mit." Das klingt schon bedenklich genug - doch was, wenn ich als Hersteller meine Drucker verschenke, und der erfreute Kunde kauft dann künftig sein Zubehör seelenruhig bei Pelikan?

Katharina Friedmann

kfriedmann@computerpartner.de

Zur Startseite