Ebay für Händler

03.07.2003
Von der Auktions- zur Handelsplattform

"Warum nicht die Grauzone legalisieren?", müssen sich die Verantwortlichen bei Ebay gefragt haben, nachdem sich die Steuerfahnder der Eichelrepublik mit der Versteigerungsfirma und der latent gegebenen Möglichkeit der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe durch die Verkaufsakteure befassen. Das Verfahren ist recht einfach. Eine im Fachjargon als Warenschwund definierte Fehlmenge X wird steuervergünstigt über eine Tarnadresse bei Ebay verhökert. Wo die Ware herkommt, ist relativ bedeutungslos, keinesfalls jedoch, dass der Vertrieb von Waren zur Gewinnerzielung steuerpflichtig ist. So wie die Studentenschrauber in den Neunzigern ihren Basteltrieb an recycelten PCs in klingende Münze umsetzten, so gehören die virtuellen Schnäppchendealer bei Ebay und Co. zu den Steuersündern der Jetztzeit. Jetzt brauchen Eichels Schergen nur noch ein wenig Ebay-Kenntnis, um die Ticker-Profis von den Schulhof-Dealern zu unterscheiden. Diese Form des freien Unternehmertums sollte in den nächsten Wochen und Monaten mit Post oder Besuch des zuständigen Finanzamts rechnen. Hoffentlich bleibt diese Ankündigung keine leere Drohung, denn es wäre dringend geboten, den Handel in seiner noch real existierenden Form zu schützen. Derzeit streiten sich elf Arbeitslose um eine Stelle. Abgesehen von provokantem Optimismus passiert wenig in Berlin, um die vorhandenen Beschäftigten bei Deutschlands Hauptarbeitgebern, also mittleren und kleinen Unternehmen, zu sichern. Im Gegenteil werden durch aktive Förderung von Bund, Ländern und Kammern Exportfirmen unterstützt. Europa ist seit jeher bestrebt, mit Auflagen wie CE-Regelung, Fernabsatzgesetz, Garantieregelungen oder Ausschreibungspflicht die Großindustrie zum Schaden der Kleinunternehmen zu pushen. Zynisch ist es zu behaupten, gerade KMUs hätten im Web eine faire Chance. Dafür sorgen schon die Preisvergleichsportale, dass der Fachhandel allenfalls beim zu erwartenden Räumungsverkauf auf Abnehmer stößt. Jetzt will Ebay zur IFA die Fachhändler gewinnen. Ist das der endgültige Todesstoß oder eine letzte Chance?

Mein Fazit: Wenn schon Reformen, wie wäre es mit einer Fernabsatzsteuer? Oder einer Abgabe für bargeldlose Zahlung?

Bis demnächst, euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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