Der CP-Querschläger

ERP-Software – was bringt sie KMUs?

Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Schließen sich ERP und kleinerer Mittelstand aus, fragt sich der Querschläger diese Woche.

Ein Programm, welches helfen soll, dass Menschen, Kapital und Betriebsmittel eines Unternehmens möglichst effizient eingesetzt werden, ist im Normalfall ja nichts Schlechtes. Doch wie viel ERP-Software ein Betrieb vertragen kann, ohne sich selbst wegrationalisieren zu müssen, ist freilich eine andere Frage. Die Rentabilität solcher Produkte bei einem Kleinunternehmen ist schon zweifelhaft, da die fixen Kosten und monatliche Lizenzgebühren leicht dessen Budget sprengen können.

Wer sich zu früh auf solch ein System verlässt, dem zeigt es schnell an, dass die Betriebsmittelkosten in keinem Verhältnis zum Ertrag pro Mitarbeiter stehen, schon gar nicht in der Lohnbuchhaltung oder anderen Bereichen des frisch gegründeten Wasserkopfs.

Doch wo oft ein simples Fakturierprogramm ausreichen würde, kommen Spezialisten aus der Branche auf die Idee mit monatlichen Leasinggebühren von 600 Euro und mehr einen kleinen Handwerksbetrieb zu penetrieren. Dafür könnte man jemanden einstellen, der die Belege handschriftlich erfasst und ablegt. Wahrscheinlich sogar schneller und störungsfreier als das wunderbarste ERP-System, von wem auch immer hergestellt.

Für größere Unternehmen ab 100 Personen aufwärts, Filialbetriebe mit komplexer Lagerstruktur und variablem Humankapital, ist ein ERP-Programm die Presse, die das letzte aus dem bedauernswerten Personal herausquetschen kann. Mit abenteuerlichen Zielvorgaben gefüttert, an Parametern und Kennzahlen herum gepuzzelt, erfreut sich der Cheftheoretiker in Sachen Unternehmensführung an dem Ergebnis, das besagt, dass alles ersetzbar ist, außer ihm und seiner glorreichen Software. Dafür wiederum wird er von seinem Chef gelobt, der natürlich dann auch als unverzichtbar gekennzeichnet wird. Die Erwirtschaftung der ERP-Kosten ist allerdings das Problem der Kollegen in der Produktion. Da lässt sich dann einsparen – nicht nur Lob!

Mein Fazit: Manchmal hat es Vorteile, ein sich selbst ausbeutender Kleinunternehmer zu sein.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
(Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.)

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